Familienforschung

Der Einstieg in die Familienforschung ist sammeln, ein sammeln von Namen und Daten. Man beginnt mit den eigenen Daten, die Angaben zu den Eltern sind meist noch präsent, doch manchmal wird es schon bei den Großeltern schwierig. Wer sich den Anfang mit Papieren dokumentieren möchte beginne mit der eigenen Geburtsurkunde. Dort sind Angaben zu den Eltern gemacht worden. Ersatzweise gibt es ein „Stammbuch der Familie“. Dieses Buch haben die Eltern bei der Eheschließung erhalten und anschließend wurden die Geburten der Kinder darin vermerkt.

Die Zeit des Nationalsozialismus forderte von unseren Vorfahren oftmals einen „Ariernachweis“. Sei es zur Eheschließung oder vor der Aufnahme bestimmter Tätigkeiten. Wenn Sie diesen in ihrer Familie noch finden haben sie in der Regel die Angabe von mindestens drei Generationen Ihrer Vorfahren. 

Eine weitere Möglichkeit lagert im Standesamt. Das „Familienbuch“ - bei der Eheschließung wird dieses Datenblatt im Standesamt angelegt und enthält alle wichtigen Daten zur Familie. Hier werden die Eheschließung der Eltern mit Angabe ihrer Eltern notiert, ihr späterer Tod, sowie die Geburten, Hochzeiten und Todesfälle der Kindern. Eine gute Grundlage für weitere Forschungen. Eine Kopie dieses Familienblattes kann man gegen Entrichtung einer Gebühr beim zuständigen Standesamt erhalten. Das zuständige Standesamt ist dasjenige an dem der Vater seinen letzten Wohnsitz hat(te).

Die Personenstandsführung durch die Standesämter begann bei uns 1876. Ab diesem Jahr wurden Hochzeiten, Geburten und Sterbefälle durch die örtlichen Standesämter (in der frühesten Phase durch die Bürgermeister) aufgezeichnet und aufbewahrt. Zweitschriften dieser Urkunden mussten jährlich an das Amtsgericht abgegeben werden. Hier in Hessen werden diese Zweitschriften inzwischen in der zum Hessischen Staatsarchiv Marburg gehörenden Zweigstelle, dem Personenstandsarchiv in Neustadt gesammelt. Die Bestände des Busecker Tales haben wir hier zusammengestellt.

Alle Daten aus der Zeit vor 1876 können lediglich über die Kirchen(-bücher) ermittelt werden.
Ein guter Einstieg und wichtige Hilfsmittel - da viele die ältere Schrift nicht mehr lesen können - bieten uns die veröffentlichten Familienbücher der Ortschaften unseres Busecker Tales und der näheren Umgebung. Eine Übersicht haben wir zusammengestellt.
 
 
Wer mehr wissen möchte ...
Familienforschung, das Erstellen von Ahnentafeln oder Stammbäumen sollte sich nicht nur auf das Sammeln von Geburts-, Heirats- und Sterbedaten beschränken. Es sollte nicht nur die Suche nach einem „blaublütigen“ Vorfahren sein, dessen Leben man im Idealfall in Geschichtsbüchern nachschlagen kann. Familienforschung, das ist eine Chance die Geschichte ganz neu zu entdecken, die Geschichte des kleinen Mannes.
Geschichte in Schulen, in Geschichtsbüchern ist in der Regel eine Geschichte der Kriege, eine Geschichte der Männer. Unsere Vergangenheit besteht aber nicht nur aus Kriegen und Schlachten, aus Tod und Verfolgung. Unsere Geschichte, das ist auch das Leben des Bauern auf dem Dorf, die Tätigkeit der Magd, der Überlebenskampf der kindereichen Familie im Haus nebenan.
Die Geschichte ist voll von schlimmen Ereignissen. Die Menschen kämpften gegen Naturereignisse und Krankheiten. Nicht nur die Pest, auch heute so „harmlose“ Krankheiten wie Masern, Röteln oder die Grippe, haben in der Vergangenheit ganze Dörfer ausgelöscht. Das oft von der Kirche oder dem Landesherrn bestimmte Leben der Menschen, unserer Vorfahren, lässt sich uns mit Hilfe der Familienforschung ganz nahe bringen. Wir müssen nur die in der Familienforschung gesammelten Daten mit Leben erfüllen.
Oft finden wir unsere Vorfahren nicht nur im heimischen Kirchenbuch. Als Paten, bei der Geburt eines weiteren Kindes, der Sterbefall bei einem in eine andere Ortschaft verheirateten Kind lässt uns auch außerhalb der eigenen Ortschaft etwas über unsere Vorfahren in Erfahrung bringen. Weitere Quellen finden sich in Kirchen, Gemeinde- oder Staatsarchiven. Auch unsere Vorfahren sind schon vor Gericht gezogen, ob um ihr Recht zu erstreiten, oder weil man sie verklagte. Sie haben gekauft und verkauft. Es gibt mehr Zeugnisse unserer Vorfahren als man sich oft vorstellt.
 
Was wäre, wenn Sie sich plötzlich mitten in einem Gerichtsprozess wiederfinden: Schwängerungen, Ehestreitigkeiten, Bigamie – gar Sodomie! Eventuell führen Ihre Forschungen Sie in die Zeit der Hexenverbrennungen. All dies finden wir auch bei unseren Ahnen hier im Busecker Tal, wenn man sich näher mit unserer Vergangenheit beschäftigt. Familienforschung ist immer eine Reise ins Ungewisse. Wer weiß denn schon was ihn im Leben seiner Vorfahren erwartet. Vielleicht hat man auch einige nette „Aha-Erlebnisse“, wenn man z.B. feststellt, dass der Schulkamerad oder nette Bekannte zum erweiterten Familienkreis gehören. Dies bietet beim nächsten Treffen bestimmt viel Gesprächsstoff. Manche Anekdoten werden oft innerhalb der Familie über Generationen erzählt. Manches ist Geschichte, manches sind Geschichten. Wird man das Eine vom Anderen trennen können? Gibt es den Onkel in Amerika wirklich? Warum ist die Ururgroßmutter in Paris geboren?
Forscht man weiter kann es passieren, dass sich mit jeder weiteren Generation von Vorfahren die Region in der man forscht vergrößert - neue Orte, neue Gebiete, das bedeutet aber auch eine neue (Zeit-)Geschichte und eventuell andere Lebensweisen denen man sich erst einmal bewusst werden muss. Will man nicht nur ein reines Datengerüst erstellen muss man sich mit der Lebensweise und der entsprechenden Zeitgeschichte der Ahnen auseinandersetzen.
Manchmal unterscheidet sich das Leben von damals nur wenig von Heute. Damals wie heute kamen Kinder in und außerhalb der Ehe zur Welt, was früher jedoch mit gesellschaftlicher Ächtung von Mutter und Kind bestraft wurde. Damals wie heute mussten manche Väter zur Anerkennung ihrer Kinder gezwungen werden. So finden wir in Archiven Prozesse der Mütter gegen den (vermeintlichen) Vater auf Anerkennung der „Schwängerung“. Hinter jeder Akte steht ein Schicksal, Menschenleben. Nicht immer finden sich die Hinweise auf diese Schicksale in den Familienbüchern wieder, andere Quellen bilden hier die Grundlage. Im Jahre 1779/80 prozessierte Anna Elisabeth Münch von Großen-Buseck gegen den Soldaten des Landbattalions Johann Balthasar Harbach, ebenfalls Großen-Buseck wegen einer Schwängerung. Ein Kind dieser Beziehung sucht man im Familienbuch vergebens und ein Ehepaar wurden die beiden auch nicht. Manches Paar wäre besser keines geworden. Andreas Probst aus dem hannoveranischen Raum heiratete in Großen-Buseck im Jahre 1711 die von dort stammende Gerdraut Dörr obwohl er noch mit einer Hebamme Anna Maria in Pfungstadt verheiratet war. Bigamie war damals wie heute nicht erlaubt und so musste er sich vor Gericht dafür verantworten. Manchmal führen uns unsere Forschungen auch in eine dunkle Zeitgeschichte. So sind aus dem Busecker Tal verhältnismäßig viele Hexenprozesse überliefert worden. Ob Kläger, Angeklagte(r), Betroffene(r) oder Zeuge, seine Vorfahren in diesen Akten wiederzufinden rüttelt auf, ist Anlass sich mit dieser Epoche und dem Leiden der Menschen auseinanderzusetzen. Familienforschung - ein schönes Hobby. Zuerst sammelt man Zahlen und Daten, um seine Ahnen möglichst weit zurückverfolgen zu können. Dann sammelt man Informationen, um das ganze mit Leben zu erfüllen. Aus wenigen Infos, wird immer mehr. Sie merken es schon? A never ending story. Es lässt einen nicht mehr los. Dieses Hobby müsste mit einer Warnung versehen werden:

Vorsicht Suchtgefahr!


 

Aktualisiert am: 03.01.2014
 

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buseckertal.de                                                                                                      ©  Text: Elke Noppes, Bilder: Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.