Zur Geschichte von Beuern
(Siehe Heimatbuch Seite 37 - 48)
In einer undatierten Verkaufsurkunde des Klosters Arnsburg für
Abt Meffried von Arnsburg erscheint als geographische Lagebeschreibung
erstmals ein Ort Buren, später Beuern,... in loco, qui dicitur hagen,
apud Buren sita... Hier ist von einem Gemarkungsteil die Rede, der Hagen
heißt und bei Buren gelegen ist. Da das Kloster Arnsburg in der Zeit von
1203 - 1219 einen Abt namens Meffried hatte, muss die Urkunde und damit
der erste belegbare Nachweis des Ortes Beuern in diese Zeitspanne
festge-schrieben werden. Weitere Nennungen finden sich in zwei anderen
Urkunden des Klosters Arnsburg, eine vom 10.1.1245 enthällt: ...mansis
sitis in Buren...", Gehöfte die in Beuern liegen und eine andere aus dem
Jahre 1246, wo es heißt ".... pro bonis sitis ofene haene in Bure...",
für die Güter bei Beuern. Bei Hagen handelte es sich hier schon um einen
Gemarkungsteil, da die Burg Hagen bereits zerstört war.
Die schriftliche Überlieferung, dass Trutwin und Elberich dem Kloster
Fulda all ihr Hab und Gut in Bucheseichehe und in Bramaren schenkten,
ließ die Vermutung zu, dass durch die räumliche Nähe unter Bramaren
ebenfalls Beuern zu verstehen sei.
Unser Heimatforscher Dr. Lindenstruth weist aber nach, dass zwischen
Bramaren und Beuern sprachlich keine Verbindung besteht und dass eine
gleichzeitige Nennung von 2 Ortschaften in Schenkungsurkunden nicht als
Zeichen für eine geographische Nähe gesehen werden muss.
Bäuen ist, so Lindenstruth, eine mundartliche Form und geht auf das
mittelhochdeutsche Büren oder Büeren zurück. Geschrieben wird es in
Urkunden vom 13. - 16. Jahrhundert als Buren, Burin, Buern. "Ze den
Biuren" bedeutet bei den Wohnungen, Häusern. Ab der Mitte des 16.
Jahrhunderts hat sich die Schreibweise auf Beuren oder Beuern gefestigt.
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Nun zum "Spaziergang":
Kirche:
Die Kirche, die wohl in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden ist,
war im romanischen Stil erbaut. Nicht nur der Chor, sondern auch das
Schiff war gewölbt. Aus der alten Kirche stammten einige Hölzer einer
Fachwerkscheuer, dem Karl Lindenstruth gehörig, deren eines die
Inschrift trägt:
FVNDAMENT DIESER KIRCHEN IST GELEIGT WORDEN ALS MAN ZALT NACH DER GE...
Ein anderes Holz zeigt die Ziffer 13.. . Dann soll auf einem Holz der
Empore die Entstehung mit 1351 angegeben gewesen sein. An der Seite
Richtung Untergasse war eine Heiligennische mit reichem Baldachin.
Die Kirche war umgeben von einem Begräbnisplatz. (Kirchhof). Auf diesem
Kirchhof stand einst ein Beinhaus, indem die Gebeine aufbewahrt wurden
bei einer Neubelegung des Gräberfeldes. Auf diesem alten Friedhof wurde
1814 der letzte beerdigt. Der neue Friedhof in Fünfhausen wurde am 25.
März 1813 das erste Mal belegt.
Der alte Taufstein, der sich heute wieder in der Kirche befindet, war
lange Zeit Brunneneinfassung. Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts
kann als Herstellungszeit angesetzt werden.
Im Jahre 1843 schreibt der Kirchenvorstand an den Großherzoglich Hess.
Kreisrat in Gießen, dass die Abhaltung des Gottesdienstes in der Kirche
wegen Einsturzgefahr schon seit einem Jahr eingestellt wurde und dass
Pfarrer Magnus trotz Versprechen, einen Gottesdienst im Freien
abzuhalten, nicht nachgekommen ist.
Man begann im Jahre 1843 mit den Abbrucharbeiten des Kirchenschiffes.
Die Orgel verkaufte man nach Lumda. Nur der Kirchturm blieb stehen. Der
Hochaltar der Kirche war ein Holzschrein. Auf dem mittleren seiner 3
Felder war Maria mit dem Kinde im Strahlenkranz, auf beiden Seiten die
12 Apostel.
Fünf Apostelfiguren, eine Maria mit Kind und Holzschnitzereien des
Flügelaltars aus dem alten Kirchlein, wurden, nachdem sie einige Jahre
unbeachtet auf dem Kirchenspeicher lagen, an den Freiherrn Riedesel zu
Eisenbach 1875 verkauft. Dort sollen sie heute noch zu sehen sein. Das
große Christuskreuz (vermutlich aus dem 15. Jahrhundert) wurde in die
neue Kirche übernommen. Die Familien von Buseck und die von Schwalbach
hatten besonders gekennzeichnete Stühle.
Am ersten Sonntag im Januar 1847 fand der Einweihungsgottesdienst der
neuen Kirche statt.
Der Turm der Kirche ist aus früherer Zeit erhalten geblieben. Lediglich
sein Helm wurde 1847 umgestaltet. Beim Einbau der Uhr erhielt der
Turmhelm 1915 die 4 Giebelgaupen mit Zifferblättern. Wenn auch die Uhr
heute nicht mehr so genau gehen will, so sollte man sie doch in dem Turm
belassen.
Im Glockengeschoss hängen 3 Glocken. Die älteste davon trägt die
Inschrift: ES HAT MICH DIE GEMEIN ZV BEVERN GISSEN LASSEN DVRCH RICKERN
ANO DNI MDLXXV (= 1575). Zwei weitere Glocken, gegossen im Jahre
1920, ersetzten die während des 1. Weltkrieges eingezogenen Glocken. Sie
fanden jedoch ein ähnliches Ende und wurden im 2. Weltkrieg
eingeschmolzen. Nach dem Kriege ersetzte man sie wieder. Die
Glockenweihe fand im Jahre 1950 statt.
In der Kirche befinden sich 7 Grabsteine aus Sandstein von dem Beuerner
Drechsler und Bildhauer Joh. Georg Steinmüller (1808 – 1852) geschaffen.
Der Taufstein und die Opfersteine wurden von Wilhelm Arnold V.
geschaffen.
Das Pfarrhaus:
In dem aus mittelalterlicher Zeit stammenden Pfarrhaus wohnten bis in
die 60er Jahre des 17. Jahrhunderts die Beuerner Pfarrer. Aus einer
Kastenrechnung geht hervor, dass das alte Pfarrhaus abgebrochen und
sofort ein neues errichtet wurde. Im Jahre 1878 wurde beschlossen dieses
Pfarrhaus wieder abzureißen, da es sehr heruntergekommen war. Es wurde
1880 ein Raub der Flammen. Der Neubau konnte schon im August 1882
bezogen werden. Wo heute der Gemeindesaal steht, stand früher eine
Scheune. Pfarrer Wagner war der letzte Pfarrer, der noch Landwirtschaft
betrieb. Danach wurde die Scheune im Jahre 1914 zum Pfarrsaal umgebaut
und der Kindergarten darin untergebracht. Auch dieser Pfarrsaal wurde
wieder abgerissen und der jetzige errichtet.
Am 5. Dezember 1979 übernimmt die Kirchengemeinde die Unterhaltspflicht
für Kirche und Pfarrhaus und erhält als Ablöse-summe von der politischen
Gemeinde 250 000 DM für das Kirchengebäude und 100 000 DM für das
Pfarrhaus.
Das Grundstück wurde von der Gemeinde an die Kirche geschenkt.
Denkmal:
Nach der Untergasse hin befindet sich der Ehrenfriedhof für die
Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges.
Auf der an der Denkmalsfront umgebauten Kirchhofsmauer erhebt sich auf
der vier Meter hohen Mauer eine 4 m hohe vierseitige Säule, geschaffen
von dem Beuerner Bildhauer Wilhelm Heidwolf Arnold, gekrönt mit Kugel
und Eisernem Kreuz. Das Denkmal wurde am 29. September 1929 eingeweiht.
Die Deckplatte ist mit folgenden Worten versehen:
"GEDENKET DER OPFER DER GROSSEN KRIEGE."
An jeder Seite ist eine allegorische Darstellung in Form von
überlebensgroßen Gestalten, zwei Jünglinge und zwei Frauen im
Hochrelief:
Der Kampf:
Die Gestalt an der Frontseite zeigt einen Jüngling im Kampf mit der
Schlange, er tritt mit dem Fuß auf sie und holt mit dem Schwert aus.
Das Leid:
Dem Ehrenhain zugewandt ist eine trauernde Frauengestalt.
Das Opfer:
Das Gesicht voll Trauer, die Hand über den Kopf zur Abwehr des
Unfassbaren erhoben. Der Kirche zugewandt ist ein Jüngling in voller
Kraft seiner Jahre, die Brust dem Todesstoß darbietend.
Die Hoffnung:
Eine Mutter mit hochgehaltenem Kinde. Ihr Blick geht nach Osten, der
aufgehenden Sonne zu, eine neue Zukunft erhoffend.
Das Material für Denkmal und Gedenksteine ist Lungstein aus heimischen
Steinbrüchen.
Nach dem 2. Weltkriege wurden links und rechts an der Steinmauer
Gedenktafeln mit Namen der Gefallenen und Vermissten, auch die der
Heimatvertriebenen, des 2. Weltkrieges, angebracht, die im Jahre 1957
enthüllt wurden (Heimatbuch Seite 203).
Die Schule:
In den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts muss es bereits eine Schule in
Beuern gegeben haben, denn in einem Gerichtsbescheid vom 22. April 1599
wurde der Gemeinde Großen Buseck auferlegt, "gleich denen von
Altenbuseck und Beuern ihrem Schulmeister Dach und Wohnung zu geben."
Demnach muss es in Beuern schon ein Schulhaus mit Lehrerwohnung gegeben
haben. Die Errichtung dieses Schulhauses kann schon zu Luthers Zeiten
erfolgt sein, da im Jahre 1628 bei einer Generalkirchenvisitation
protokolliert wurde: "Weil sowohl die Kirchen- als auch Schulbäue sehr
bawfällig und verfallen, so wird der Gemeinde hiermit ernstlich und bei
namhafter unnachlässiger Strafe geboten und befohlen, solche Bäwe, so
bald als immer möglich, wieder in Baw und Besserung zu bringen, darmit
der Schade nicht größer, sondern demselbigen noch in Zeiten vorgebauet
werde." Die Gemeinde hatte bis zu dieser Zeit ihr Schulgebäude also
verkommen lassen, woraus sich schließen lässt, dass auch die
Unterrichtung der Kinder unzureichend war. Die Lehrer waren auch
verpflichtet, den Glöcknerdienst zu versehen. Als im ersten Viertel des
19. Jahrhunderts die Beuerner Kirche eine Orgel erhielt, wurde der
Organistendienst mit der Schulstelle verbunden.
Bis zum Jahre 1868 war die Beuerner Schule einklassig. Ein Lehrer
unterrichtete die gesamte Schülerschaft vom ersten bis zum letzten
Schuljahr vor- und nachmittags. Bezahlt wurden die Lehrer von der
Gemeinde. Dazu kamen noch Naturalabgaben und Nutzungsrechte an
Ländereien, sowie die Dienstwohnung. Die Naturalabgaben mussten von der
gesamten Bevölkerung erbracht werden. Diese waren sicher ähnlich wie in
Garbenteich um 1695: "Ein jeglicher Gemeindsmann muss ihm liefern eine
Meste Korn, einen Laibbrodt. Von einer Kindtauf ein Maaß Bier und Guth
Stück Kuchen. Von einer Hochzeit ein Brautsupp, 2 Pfund Fleisch, ein
Stück Brodt, ein Guth Stück Kuchen, eine Supp. Von einer Leich 10 alb.
(Geldstücke) vors Singen, vor personalien 2 auch 3 alb, vors
Leuden Ein Laib Brodt. Alle Neu Jahr ein jedes Kind 1 Kreuzer und
allemahl so es in die Schul kompt ein Scheidt Holtz, das große Opst aufm
Kirchhof. Von jedem Abend mohl 4 Kreuzer."
Da die Lehrer oft mehr Bauer als Lehrer waren und die Kinder während der
Schulzeit in ihre Feldarbeit eingespannt wurden, so war es mit der
Schulbildung nur mäßig.
Im Jahre 1868 wurde die Schule zweiklassig.
Ein Schulhaus stand bis 1904 auf dem heutigen Schulhof entlang der
Straße. Wo das vorhergehende Schulhaus stand, ist leider nicht mehr
feststellbar. Als 1868 die Schule zweiklassig wurde, bezog eine Klasse
in der alten Schule einen Klassenraum. In diesem Fachwerkhaus, das
entlang der Untergasse stand, dem damaligen Lindenplatz, war auch eine
Lehrerwohnung eingerichtet. Als es nach 1907 nicht mehr als Schule
benötigt wurde, diente der Schulsaal als Gemeindesaal und die
Lehrerwohnung als Wohnung. Als das ehemalige Schulgebäude auf dem
Schulhof seinen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde die ,Rote
Schule" 1896 erbaut und das baufällige Schulhaus abgerissen. Zwischen
der Roten Schule und der alten Schule befand sich ein Dorfbrunnen.
Als die Schülerzahlen stiegen und eine dritte Klasse eingerichtet werden
musste, wurde 1907 die "Weiße Schule" eingeweiht. Diesem Neubau musste
der alte Ochsenstall weichen und im Bersröderweg neu errichtet werden.
Somit konnte die Schulklasse aus der Alten Schule ausziehen und dort
wurde dann Raum frei für einen Gemeindesaal und die Bürgermeisterei.
Im Jahre 1966, als eine vierte Klasse eingerichtet werden musste, wurde
die Lehrerwohnung in der Weißen Schule, die nach dem 2. Weltkrieg für
Heimatvertriebene freigemacht war, aufgegeben und zu einem weiteren
Klassensaal ausgebaut und das ganze Gebäude renoviert. Im Jahre 1997
erfolgte der Ankauf des Nachbargrundstückes, um die Weiße Schule zu
erweitern.
Während des 1. Weltkrieges befand sich im Saal der Alten Schule das
Wachlokal für alliierte Kriegsgefangene (hauptsächlich Russen und
Franzosen) und die Wohnung stand dem aufsichtsführenden Unteroffizier
zur Verfügung. Im Jahre 1935 wurde die Wohnung in die Bürgermeisterei
umgestaltet. Von 1938 - 1940 diente der Schulsaal als Kindergarten.
Die Bürgermeisterei wurde dann 1939 in die angekaufte Schreinerwerkstatt
des Rudolf Sommerlad verlegt. Die Alte Schule war dem Verfall geweiht
und wurde nach dem 2. Weltkrieg als Notwohnung für Flüchtlinge genutzt.
Im Jahre 1956 haben die Gebrüder Hans, Walter und Rudi Noske die Schule
unentgeltlich abgerissen und eine schöne Grünanlage erstellt.
Zwischen der Roten Schule und der Anlage befand sich früher ein
Dorfbrunnen.
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Metzengasse:
Der Name Metze bedeutet soviel wie eine feuchte Tiefstelle oder Matsch.
Im unteren Bereich floss der Mühlgraben dann wieder in den Krebsbach.
An der linken Ecke befindet sich das Haus der Familie Richter. Es wird
im Volksmund "Bäckersch" genannt, da hier bis 1997 gebacken wurde. Ein
herrlicher Duft von frischem Brot erfüllte wochentäglich die
Metzengasse. Mit dem Verkauf des Backofens ist auch dies vorbei.
In der Metzengasse 4 wurde Wilhelm Arnold V. am 30.12.1856 geboren. Er
war Steinmetz, Ackermann, Musiker, Heimat- und Familienforscher, sowie
Maler. Sein Wahlspruch, den er an der Inneneite des Torpfostens
eingemeißelt hatte, war: "Immer mutig." An der Außenseite kann man nur
noch schwer erkennen, dass der Pfosten eine Palette mit Pinsel, einen
Fäustel, einen Bass und Ähren zeigt. Auf dem linken Torpfosten sehen wir
den Widderkopf, das Wappen der Busecker und die Jahreszahl 1908. Für die
Kirche schuf er den Taufstein, sowie die Opfersteine. Er hat sich
besonders um die Heimat- und Familienforschung bemüht. Viele seiner
Artikel erschienen in "Heimat im Bild". Sein Sohn Wilhelm Heidwolf war
Maler und Bildhauer. Er schuf in Beuern das Ehrenmal und den
Flötenspielerbrunnen bei der Volksbank.
Rechts sehen wir eine Schmiede, die noch heute in Betrieb ist. Nur hat
sich die Art der Arbeit im Gegensatz zu früher sehr verändert. Man kann
heute kein Pferdehufe mehr vernehmen, kein Beschlagen der Pferde. Auch
brauchen heute die Kühe keine neuen Eisen. Das Dengeln der Sensen ist
verstummt. Der Geruch von dem Feuer der Esse und dem Horn der Pferde,
wenn sie ein neues Hufeisen bekamen, ist verschwunden.
Wenn die Steinbrucharbeiter früher aus dem Steinbruch nach Hause gingen,
nahmen sie den Weg durch die Metzengasse, um ihre Zweispitz, die sie an
einem Stock trugen, in der Schmiede abzugeben. Der Schmied legte das
Werkzeug in das Schmiedfeuer und klopfte es dann auf dem Amboss wieder
spitz und schärfte es. Am nächsten Morgen holten es die Arbeiter wieder
ab. Die Schmiede war auch ein Ort, wo man sich über die Landwirtschaft,
Politik und das Dorfgeschehen unterhielt.
In dem jetzigen Garten der Familie Knorr stand angelehnt an ihr altes
Haus das Haus der Familie Stein. (Mine Steine nach einer Vorfahrin
Wilhelmine benannt). Beim Neubau des Hauses Untergasse 6 in den 1870er
Jahren drohte das Haus der Familie Stein umzufallen. Jakob Stein
verkaufte das kleine Häuschen und baute das erste Haus auf der
Atzenwiese. (jetzt Bersröderweg)
Die Urgroßeltern von Margarethe Knorr besaßen eine Ziegelhütte in der
Hachenbach. Dort wurde die Ziegelerde ausgegraben und zu Backsteinen und
Ziegeln gebrannt. Aus diesem Material wurde das Haus erbaut.
Die Metzengasse 5 war bis ca 1940 ein Haus, das Mensch und Vieh unter
einem Dach beherbergte. Dann wurde es von Familie Körbächer umgebaut.
Von den jetzigen Besitzern Liesel und Bruno Heinrich wurde es in den
heutigen Zustand gebracht.
Das Haus der Familie Kusminder, genannt das Hirtenhäuschen, ist der
einzige Rest des früheren Schwalbacher Hofes. Ein alter glaubwürdiger
einstiger Bewohner desselben teilte Wilhelm Arnold V. als verbürgte
Überlieferung mit, dass dasselbe eine Freistätte gewesen sei. Das lässt
wieder auf eine den Adligen von Schwalbach zustehende Gerichtsbarkeit
schließen oder setzt eine solche voraus. Und offenbar bestand auch
dieselbe, denn wer das Häuschen im Falle eines Vergehens erreichte, soll
frei gewesen sein. So die Überlieferung. Wahrscheinlicher aber ist, dass
hier auf eine besondere Situation im Busecker Tal hingewiesen wird:. Das
ehemals reichsunmittelbare Lehen der Ganerben v. Buseck und v. Trohe
wurde ab dem Vertrag von 1576 dem hessischen Landgrafen unterworfen.
Ein Recht, für das die Busecker Ganerben lange stritten, war die
Gerichtsbarkeit innerhalb des Busecker Tales. Aus Streitigkeiten um den
Verkauf eines Gutes der Familie v. Buseck an die Gemeinde Beuern lässt
sich ersehen, dass innerhalb des Dorfes zwei Rechtshoheiten vorhanden
waren. Für einfache Vergehen im Dorf war das ganerbliche Gericht in
Großen-Buseck zuständig, aber Vergehen auf adligen oder geistlichen
Besitztümern unterstanden direkt dem Landgräflichen Gericht. Der Vertrag
von 1576 regelt genau, dass bei einem Verkauf an nichtadelige oder
nichtgeistliche Personen (hier die Gemeinde Beuern) dieses Recht des
Landgrafen erlischt und die Gerichtsbarkeit dann auf das ganerbliche
Gericht in Großen-Buseck übergeht.
Für den Landgraf und die Ganerben war die Frage der Gerichtsbarkeit
lediglich eine Frage, wem die entstandenen Strafgelder zustanden. Für
die betroffenen Bewohner war es (wegen evtl. unterschiedl. Strafgelder
bei den Gerichten ) schon von Interesse, ob sie unter der
Gerichtsbarkeit der Ganerben oder des Landgrafen standen.
In dem Begriff der "Freistätte" spiegelt sich wohl nur noch der Gedanke
an die unterschiedlichen Rechtszuständigkeiten zwischen benachbarten
Häusern wieder.
Der Brandshof in der Metzengasse:
Durch eine Verwechslung mit dem adligen Hof der Familie v. Buseck gen.
Brand erhielt das Hofgut in der Metzengasse seinen Namen. Beide
Adelshöfe in Beuern hießen fortan "Brandshöfe".
Sicher belegt ist der Hof in der Metzengasse erstmals 1625 (durch die
Erwähnung der dazu gehörigen Mühle). In diesem Jahr verkauft Caspar
Magnus Schenk zu Schweinsberg jun., den von seinem Vater (welcher 1610
starb) ererbten Hof in Beuern an Georg Philipp v. Buseck. Da dieser Hof
freies Eigentum (Allodialgut) und kein Lehen des Landgrafen war, finden
sich nur wenige Belege für ihn. Er wurde innerhalb der Familie des Georg
Philipp v. Buseck weitervererbt denn er kam (mittlerweile durch Ankauf
zusammen mit dem anderen Adelsgut in der Borngasse) durch seine
Urenkelin an die Familie v. Schwalbach.
Erst beim Verkauf des Hofes durch die Familie v. Schwalbach 1740 gibt es
wieder Akten zu diesem Hof. Sie wollte den Hof verkaufen, um in Gießen
ihr renovierungsbedürftiges Lehenshaus instandzusetzen.
Obwohl der Geh. fuldische Rat. v. Buseck und das Kloster Arnsburg
Kaufinteresse zeigten, wurde der Hof von der Gemeinde Beuern gekauft.
Aufgrund der bereits angesprochenen rechtlichen Situation auf adligem
Besitz mischte sich der Landgraf in den Verkauf ein und die Abwicklung
des Verkaufes dauerte ca. 60 Jahre.
Wie Arnold überlieferte stand das Brandgütgen hier im Garten der Familie
Stein auf einer Bodenerhebung und die Umgebung konnte zum Schutze
notfalls mit Wasser umgeben werden. Im Herbst 1909 stieß der Besitzer
bei der Anlage einer Rübenmiete auf Reste von Grundmauern, auf denen
einer genauen Untersuchung zufolge, das Wohnhaus sich erhob. Die zuletzt
gestandenen Gebäulichkeiten wurden nach 1772, wahrscheinlich wegen
Baufälligkeit abgebrochen. Das geht aus dem Erlass des consistoriums vom
4. Dez. genannten Jahres hervor, in dem auf eine Anfrage des Pfarrers
und Kirchenvorstandes zu Beuern, betreffend den, durch das Aussterben
der Familie Schwalbach erledigten Kirchenstuhl in der Kirche zu Beuern,
Bescheid erteilt und auch die Möglichkeit eines "dem nächstigen
Demolierens" erwogen wird. Eine alte Überlieferung der Familie Wißner
besagt, dass das Haus durch Feuer zerstört wurde. Aus alten Grundbüchern
ergibt sich, dass außer dem jetzigen erwähnten Besitz der Familie Stein
noch einige angrenzende Grundstücke der Vogtei abgabenpflichtig waren,
nämlich das des B. Spaar, Joh. Stroh (jetzt Kumpf) und der Lina Keil,
geb. Henß (jetzt Kusminder).
Das Haus der Familie Jung wurde 1962 erbaut und das alte Haus, das in
dem heutigen Garten stand, im Jahre 1963 abgerissen. Das alte Haus, das
ursprünglich aus zwei aneinanderhängenden Häusern bestand, beherbergte
vor dem 2. Weltkrieg die ersten Touristen, die aus dem Ruhrpott nach
Beuern zur Sommerfrische kamen. Die Besitzerin war eine Frau Herrmann,
die später ihr Haus an Familie Strack verkaufte. Die Familie Jung
betrieb von 1948 bis 1995 das einzige Schuhgeschäft in Beuern. Leider
ist auch dieser Laden aufgegeben worden.
Der jetzige Mühlgraben der Dorfmühle hatte früher den Namen Metzebach,
dann Jirrebach (Judenbach), jetzt Krebsbach. Der Graben war offen und
über den Bach führte der Metzesteg (siehe.Seite 34).
Wo jetzt die Wiese ist, war früher ein ziemlich breites Bachbett und die
Bauern nutzten diese ausgesteinte Furt besonders im Frühjahr, um ihre
Wagen hindurchzufahren, damit das Holz, das im Winter eingetrocknet war,
quoll und die Holzräder in den Eisenreifen nicht schlapperten. Für uns
Kinder war der Bach ein kleines Paradies. Im Sommer badeten wir dort und
im Winter benutzten wir ihn als Glitsche. Leider wurde der Bach ca 1984
in Rohre verbannt.
Steinerweg:
Wenn wir jetzt über den heutigen Metzensteg gehen, sehen wir links einen
Teich mit eigenen Quellen, dessen Wasser der Dorfmüller Jost Belloff auf
sein Mühlrad leiten wollte und rechts das Anwesen der Familie Bronowski,
wo man sich nur noch sehr schwer vorstellen kann, dass sich hier ein
großer Zimmerplatz befand (Sägewerk). Philipp Schäfer 5. legte etwa um
1870 auf der Atzenwiese den Grundstock für das spätere Sägewerk. Er
schaffte im Laufe der Jahre ein Sägegatter und eine Dampfmaschine an.
Letzteres wurde als kriegswichtiges Gerät eingestuft und requiriert.
Nach dem 1. Weltkrieg führten er und sein Sohn Philipp Schäfer 6. den
Betrieb durch die schweren wirtschaftlichen Jahre. Im zweiten Weltkrieg
wurde erneut die Dampfmaschine beschlagnahmt. Dieselbe sollte in Nieder
Ohmen eingesetzt werden. Nach dem Kriege holten sie Reinhard Schäfer und
Otto Damm von dort wieder zurück. 1953 wurde das Sägewerk an Familie
Worm und nach einigen Jahren an die Firma Burk und Breuer verpachtet,
später stillgelegt und abgerissen.
Hier rechts im Steinerweg 2 waren die Anfänge des Fuhrunternehmens Damm.
Im Jahre 1927 gründete Otto Damm das Unternehmen "Autoverkehr Beuern".
Wo sich der Salon Otto befindet, war früher das Spritzenhaus.
(Feuerwehr)
Ziegelhütte:
Nun kommen wir zu der früheren Ziegelhütte der Familie Lindenstruth.
Noch heute tragen die Familienmitglieder den Dorfnamen "Zichelesch". Man
könnte über die Ziegelei sehr viel erzählen. Näheres kann man in dem
Heimatbuch von Seite 311 bis 315 nachlesen. Da wir aber noch etwas mehr
von Beuern sehen wollen, müssen wir uns mit einem kurzen Bericht
abfinden.
Früher wurden die Gefache der Fachwerkhäuser mit Reisigstöcken
ausgesteckt und dann mit einer Masse aus Lehm und geschnittenem Stroh
ausgefüllt. Später stellte man dann geformte Lehmsteine her, die an der
Luft getrocknet wurden. 1830 begann man die Steine zu brennen und
wetterfester zu machen. Man nannte sie "gebackene Steine" oder
"Russensteine". Der Lehm wurde aus der Beuerner Gemarkung geholt. Es gab
Lößvorkommen u.a. in der Hachenbach und in der Nähe der "Froschgasse",
heute Bersröder Weg. Es wurden für das Brennen der Ziegel jede Menge
Holz gebraucht. Der erforderliche Sand wurde aus den Gießener- oder
Wiesecker Sandgruben geholt. Das Lehmlager an der Ziegelhütte war bald
erschöpft und man mußte den Lehm aus dem Felde holen. Eine Lehmkaute lag
eine Viertelstunde bergaufwärts in der Nähe des Bersröder Weges.
In der warmen Jahreszeit wurde der Lehm gebrannt. Der Betrieb hatte
meistens 5 Arbeiter.
Oben in dem Bersröderweg, wo sich die Straße verzweigt und jetzt das
Lager der Fa. Hofmann ist, stand die Dreschhalle des Philipp Arnold.
Auf der linken Seite, wo jetzt diese beiden Häuser stehen, war der
Schulgarten. Hier hatte jeder Lehrer ein Stück Garten, den er zu seinem
Eigenbedarf und zu Lehrzwecken mit den Schulkindern bearbeitete.
Ziegelberg, Steinerberg:
Nun gehen wir Richtung Burghain. Rechts erhebt sich der Ziegelberg.
Wahrscheinlich wäre der Name Ziegenberg richtiger, da auf dem steinigen
und unfruchtbaren Gelände früher die Ziegen und Schafe gehütet wurden.
Unterhalb des Ziegelberges nennt man das Gelände "Off de Schinnkaut" das
heißt, dass dort früher die toten Tiere verscharrt wurden. Das erste
Tier, das von der Abdeckerei abgeholt wurde, war des Mönchmüllers Pferd
im Jahre 1908.
Nun sehen wir zur Rechten den Steinerberg. In den Fünfziger Jahren
standen hier jede Menge Kirschbäume und wurde deshalb auch der
"Kirscheberg" genannt. Ein Flurschütz sorgte dafür, dass die Kinder
nicht alle Kirschen aßen, bevor die Versteigerung stattfand. Heute ist
der einst schöne Kirschenberg eingezäunt und bebaut.
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Die Mönchmühle:
(geschrieben von Wilhelm Arnold V. )
Die Mönchmühle verdankt ihre Entstehung den geistlichen Herren von
Arnsburg und ist in das 13. Jahrhundert zu verlegen. Die älteste
Urkunde, welche vom Dasein der Mühle Kunde gibt, ist vom Jahre 1360. In
ihr handelt es sich um Verbesserungen die Pächterin Hartmann, des
Schwarzen Ehefrau, an der Mühle gemacht hatte und die nach damaligem
Recht in Anrechnung gebracht werden konnte. Die Urkunde lautet wörtlich:
"Wir raidlute und Oberlude, gekoren zuschin den herren von Arnsburg und
Metzen etliche frawe etwann was Hartmanns gen. Schwarzen zu besehene
abtene eund der nach zu besegene, wie vil besserunge Metze vorgen. Haben
uff der molen und habereide, die dazu gehört, die Hartmanne Schwarzen
vorgen. erm huswirte in dem Dorfe zu Beuern gelegen zu landsidil rechte
von den vorgen. geistlichen herren was geluhen, besagen of onsirn eyt,
wan die herren von Arnsburg Metzen und den ganerben, die zu gehorent
XXVI punt heller gebint, das syn alle besserunge voregen. Volleeliche
hant abgelegit." 1360, Arnsb. Urk. B. Nr. 881. Von 1360 verlieren sich
die Spuren von der Mönchmühle durch einen Zeitraum von fast vier
Jahrhunderten bis dann im Jahre 1692 in den Kirchenbüchern die Namen
Sommerlad und Thielemann 1695 wieder erscheinen. Erst 1706 erscheint
wieder ein sicherer Mönchmüller, Antonius. Er scheint das Haupt einer
Müllerfamilie gewesen zu sein, die sich durch Jahrzehnte auf dieser
Mühle behauptet hat. Darauf deutet wenigstens eine Inschrift auf dem
unteren Stock des Hauses hin vom Jahre 1736, in welcher der Name
Antonius wiederkehrt und die Anfügung Antonide wohl auf eine Gesamtheit
von Trägern dieses Namens hinweist. Die ansonsten schwer lesbare
lateinische Schrift sagt ferner aus, daß das Mühlwerk neu errichtet
wurde. Es scheint aber diese Neuerung sich nur auf den unteren Stock des
Wohnhauses und des Mahlwerkes zu beziehen, die übrigen Teile des
Gebäudes sind offenbar viel älter. Als Besitzer der Mühle wurde in den
Kirchenbüchern im Jahre 1808 Johann Jakob Wolf genannt. Dessen Sohn
Konrad erwarb am 16. Jan. 1832 die Mühle als sein Eigentum, die bis
dahin die Erbleihe oder Erbbestand, wie es in den alten Grundbüchern
heißt, ausgetan war.. Danach war sie im Besitz von Zörb aus Hochelheim,
danach sein Schwager Johann Nürnberger, der Hüter der Beuerner
Gemeindewaldungen. Seit 1875 war sie im Besitz der Familie Sommerlad.
1948 wurde das alte Mühlrad ausgebaut und durch eine Turbinenanlage
ersetzt. Heute ist die Mühle im Besitz von Familie Schließner. Der
Mühlenbetrieb wurde im Jahre 1961 eingestellt. Neben der Landwirtschaft
und einer Forellenzucht dient seit 1977 die Aktion "Urlaub auf dem
Bauernhof" mit Feriengästen dem Brotwerwerb des heutigen Besitzers Erwin
Schließner.
Nach langem Suchen fand und erwarb Herr Schließner das Mühlrad der
"Alten Mühle" zu Nordeck und baute es zur Freude der Dorfbewohner an der
alten Stelle wieder ein.
Wie so häufig bei klösterlichen und ritterlichen Baulichkeiten, ging
auch von der Mönchmühle die Sage von einem unterirdischen Gang. Es sind
aber bei Umbauten keine Spuren gefunden worden. Sicherer ist die
Überlieferung von einem eigenen Verbindungsweg der Mönchmühle mit dem
Dorf, dessen Spuren sich noch bis zu der Feldvermessung in den 1840er
Jahren verfolgen ließen. Danach ist auch dies hinfällig geworden.
Die einst sehr beträchtlichen Besitzungen des Klosters Arnsburg in der
Gemarkung Beuern hatte es zu Anfang des 13. Jahrhunderts durch Kauf von
dem Kloster Wirberg erworben. Sie entstammten der Hinterlassenschaft des
alten bei Beuern ansässigen Rittergeschlechtes der Herren von Hagen.
1807 wurde der letzte Rest des Klostergutes (115 Morgen, darunter 50
Morgen auf dem Burghain) an die Gemeinde für 6700 fl. verkauft.
Wüstung Ammenhausen bei den Atrachswiesen:
(von Wilhelm Arnold V.)
Wenn man dem Lauf der Antreff folgt, da wo die Gemarkungen Geilshausen
und Allertshausen aneinanderstoßen kommt man zu einem Waldteil den man
heute noch "die Ammenhäuser Hecken" nennt. Hier war die Stätte des
ausgegangenen Dörfchens Ammenhausen, nach seinem ersten Ansiedler Ammo
getauft. Weitere Zeugen seines ehemaligen Bestehens sind das Brünnlein
am Bachesrand unterhalb des alten Verbindungsweges zwischen Bersrod und
Allertshausen, das der Überlieferung nach einst seinen Bewohnern sein
köstliches Wasser spendete, wohl auch ehemals zur Wahl einer Siedlung
einlud. Ferner die Benennung "Auf der Mühlstatt". Hier klapperte ein
Mühlchen für die Ammenhäuser Mehl und Brot herbei. Augenscheinlich wurde
das wohl sehr einfache Werkchen nicht von dem unterhalb vorbeifließenden
Bächlein, sondern von dem Wasser eines Sammelteiches in Betrieb gesetzt.
Eine Schlucht links des Baches heißt die "Kirchhofslache", dort wurden
die Toten von Ammenhausen bestattet. Die älteste Erwähnung von
Ammenhausen auf der Rabenau findet sich in einer in der
Universitätsbibliothek zu Gießen bewahrten Pergament-handschrift von
1489-1491 über den Arnsburger Kauf. Dort ist unter Londorf (Bl.28) zu
lesen: "Item Henne Allertzhusen 7 thurnos Marburger... von einem Gut
gelegen zu Allertzhusen, gen. Das Arnsburger Gut primo eyne morgen; item
zwo wiesen leppichen zu Ammenhusen."
Burghain:
Zunächst sehen sie das alte Försterhaus, das seit einigen Jahren im
Besitz der Familie Drews ist. Der letzte Beuerner Förster, der hier
wohnte, war der Oberförster Buttkereit.
Burg Hagen:
Hier irgendwo muss die Burg Hagen gestanden haben. Der genau Standort
ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Manche vermuten, dass die Burg
oberhalb des Hofgutes gestanden hätte, andere meinen, dass sie unterhalb
auf der sogenannten ,Mauerwiese" gestanden habe. Fest steht, dass es
eine Burg und ein dazugehöriges Dorf gegeben hat. Heimatforscher Arnold
V. bezeichnet die Burg Hagen als Stätte, auf der vor 1149 das
Rittergeschlecht Hagen oder Hau lebte. Auch die nahe Burg Wirberg
gehörte zu seinem Besitz. In einem Streit werden Ritter Manegold und
sein Sohn, die letzten Vertreter ihres Geschlechts, getötet. Die Witwe
Immecha und ihre erbberechtigte Tochter Aurelia blieben die einzigen
Überlebenden Familienangehörigen.
Graf Otto von Cappenberg, der später Mönch wurde und Bruder des heiligen
Gottfried von Cappenberg war, habe Immecha und Aurelia überredet, ihre
Burg in Beuern aufzugeben und die Burg Wirberg in ein Kloster
umzuwandeln. Die Güter um die Burg Hagen gingen an diese neue Stiftung.
Der Name "Pfaffenhut" erinnert in diesem Gemarkungsteil Beuerns an jene
Besitzverhältnisse.
Einige Forscher schreiben die Gründung des Klosters Wirberg Immecha zu.
Eine Urkunde vom 30. Nov. 1149, in dem der Erzbischof Heinrich (1142 -
1153) dem jungen Kloster Wirberg das Gut Bullbach (Bollnbach) schenkt,
um die Unabhängigkeit des Klosters zu sichern. In § 4 heißt es, dass
jene vornehme Dame mit Namen Immecha ihren verstorbenen Gatten Manegold
Ilbenstadt zur Bestattung überlassen hat. "... da sie ja sich selbst und
all ihren Besitz Wirberg zum Dienste Gottes geweiht..."
Die zweite Schrift zu diesen Vorgängen ist die Lebensbeschreibung des
heiligen Gottfried von Cappenberg (Vita S. Godefridi Cappenbergensis).
Sein Bruder war besagter Mönch Otto von Cappenberg in Ilbenstadt.
In dem Text heißt es, dass Manegold dem die beiden Burgen Hagen und
Wirberg gehörten, zusammen mit seinem Sohn von seinen Gegnern umgebracht
wurde. Als viele seine schöne Tochter Aurelia zur Frau begehrten, kam
Otto von Cappenberg und ließ sie auf seinen Rat hin ewige Keuschheit
schwören. Mit vielen Mühen erreichte er, dass Aurelias gesamtes Erbe dem
göttlichen Dienst übergeben wurde. Die Burg Hagen zerstörte er selbst
durch Brand.
Nach Euler, einem bekannten Heimatforscher, sind die Ereignisse der Burg
Hagen in einem größeren Rahmen zu sehen.
Als König Konrad III. zu seinem zweiten Kreuzzug von 1147 - 1149
aufbrach und an Donau abwärts nach Konstaninopel und quer durch
Kleinasien zog, wollte sich die Streitmacht in der Ebene auf der
südlichen Seite des Taurus mit der Streitmacht des französischen Königs
vereinigen. Aber Hunger, Durst, Seuchen und unaufhörliche Reiterangriffe
der Feinde rieben das Heer fast auf, Teile waren fahnenflüchtig geworden
und kehrten eigenmächtig in die Heimat zurück. Der Sohn König Konrads,
Heinrich, war als Stellvertreter des Königs in der Heimat
zurückgeblieben. Seine vermeintliche Schwäche und die Abwesenheit des
Herrschers nutzten einige königsabhängige Adelige, um Heinrich den
Gehorsam zu kündigen. Konrad der III. weist 1147 seinen Sohn durch einen
Brief aus Konstantinopel an, mit aller Strenge gegen die Abtrünnigen
vorzugehen.
Folgende Besitzverhältnisse in unserer Gegend können aufgrund der -wenn
auch spärlichen- Informationen aus jener Zeit vermutet werden (nach
Müller, Classen, Euler): Das alte Kirchspiel Veitsberg (in Saasen)
bildete den Herrschafts-bezirk des Edlen Manegold. Hierzu gehörte auch
die Burg Hagen bei Beuern. Da sie aber außerhalb oder dicht am Rande des
Wirberger Herrschaftsgebietes im Busecker Tal lag, kann angenommen
werden, dass sie erst später in den Besitzbereich Wirberg gekommen war.
Allein schon diese Lage lässt auf ein gespanntes Verhätnis zu den
Buseckern schließen. Es hat sicher dem Macht- und Besitzstreben und dem
hierarchischen Denken der damaligen Zeit entsprochen, dass die Busecker
Herren alles daran setzten, die Burg in ihren Besitz zu bringen.
Und Krieg war ein gängiges Mittel der Politik.. So folgert Euler, dass
letztlich nur die Busecker Aggressoren bei dem Kampf und Untergang der
Burg Hagen in Frage kommen könnten.
Ob der bewaffnete Angriff der Herren von Buseck auf Burg Hagen mit
Wissen oder gar unter Billigung des Landesherrn der Busecker, dem Grafen
Konrad von Peilstein-Mörlen-Kleeberg erfolgte, oder ob sie auf eigene
Verantwortung und unter Ausnutzung der günstigen Umstände, die
Abwesenheit des Königs Konrad III, seine Erkrankung, die ungünstigen
Nachrichten von den Kriegsschau-plätzen in Kleinasien, der Aufruhr der
Adeligen und die dadurch bedingten Wirren, den Angriff begannen, kann
nicht entschieden werden.
Die Herren von Buseck hatten zunächst ihr Ziel erreicht. Doch könnte man
aus Passagen des Vita-Textes schließen, dass sich die Sieger noch um die
zurückgebliebene Tochter Aurelia bemühten, um auch noch in den Besitz
der Burg Wirberg zu gelangen. Otto von Cappenberg rettete Aurelia auf
die Burg Wirberg, verwandelte dieselbe in ein Kloster und zerstörte die
Burg Hagen.
Da Wirberg seinen Besitz Hagen bei Beuern vor dem Zugriff des
thüringischen Landgrafen nicht schützen konnte, verkauften die Wirberger
ihre Liegenschaften Hagen um 1210 an Arnsburg. In dieser Verkaufsurkunde
wird Beuern als Buren erstmals urkundlich erwähnt.
Nun gehen wir wieder in Richtung Ortschaft .
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Die Krebsmühle:
(geschrieben von Wilhelm Arnold V.)
Einer alten Überlieferung nach soll die Krebsmühle am dritten Standort
stehen. Die Angaben älterer Leute über die früheren Standorte
widersprachen sich aber, und Spuren von ihr ließen sich nicht auffinden.
So konnte man vielleicht annehmen, dass sich jene Überlieferung auf den
Mühlenbau bezöge, der auch wirklich Spuren eines Umbaues zeigte. In
früheren Jahren kam es nicht selten vor, dass man Gebäude abbrach, um
sie an anderer Stelle wieder aufzubauen..
Erwünschten Aufschluss und gleichzeitig einen Beleg, wie sich manchmal
die Überlieferung (hier eine 300jährige Geschichte) und Geschichtsquelle
decken, gab das Auffinden einer Urkunde, in welcher Mathäus Molenartz
von Beuern 1588 vor der Kanzlei in Marburg Beschwerde führt über die
Ganerben des Buseckertals, welche das "Verrücken" seines Mühlchens nicht
dulden wollten. Er solle entweder Pacht geben, oder es an seinen
früheren Ort wieder zurückbringen. Es kam zu einem Vergleich, das
Mühlchen durfte stehen bleiben " wo es jetzo gebauet" aber Molenartz
musste jährlich 1/8 Korn entrichten. Molenartz ist also danach der
Gründer der neuzeitlichen Krebsmühle. ( Dass die Krebsmühle in ihrer
jetzigen Gestaltung eine rein bürgerliche Gründung ist, beweist die auf
ihr ruhende Entrichtung des Rauchhahns, die adlige und klösterliche
Wohngebäude nicht haben)
Allein auch sie hat eine Vorgeschichte. In dem eben erwähnten Vertrag
ist unter anderem auch die Rede von Renten, Zinsen und Gerechtigkeiten,
"so die Universität an bemelte Mühle" habe. Nach Mitteilungen aus dem
Staatsarchiv besaß das Kloster Wirberg 3 Mühlen im Buseckertal, und als
deren Inhaber werden 1580 genannt: Balzer Becker, Mathes Molenartz von
Beuern und Peter Müller von Großen Buseck. Demnach ist also die
Urgründung der Krebsmühle dem Kloster Wirberg zuzuschreiben. Sie ist bei
der Aufhebung der Klöster 1529 vermutlich der Universität Marburg
überwiesen worden, von welcher sie Molenartz zu Eigentum erworben haben
wird. Wenn in vorstehendem die Krebsmühle auch nirgends namentlich
aufgeführt wird, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass nur sie
gemeint sein kann.
Beachtenswert ist die künstliche Wasserleitung von der nahen Mönchmühle.
Sie führt durch früheres arnsburgisches Gelände und ist augenscheinlich
ein Werk der alten klösterlichen Zeit, um die sonst unzureichende
Wasserkraft der Krebsmühle zu verstärken.
Die erste Erwähnung eines Scheunenbaues bei der Krebsmühle befindet sich
in den wohlerhaltenen Bürgermeisterrechnungen der Gemeinde Bersrod. Im
Rechnungsjahr 1694/95 ist dort eingetragen: "15 alb. Balser Hofmann (dem
damaligen Bürgermeister) gegeben, hat hols zum scheuertor bei die
grebesmühle gefirt". Ferner: " 3 alb. dem merger , als sie das hols
angewiesen."
Wie lange die Familie Molenartz (spätere Nachkommen waren Hans und
Tobias Molenartz, letzterer verzog nach Battenberg auf die Battenberger
Mühle, kam aber wieder zurück und wohnte im Dorf, nahe der Kirche in der
Borngasse) auf der Krebsmühle gesessen, entzieht sich unserer Kenntnis.
Erst 1762 tauchen wieder Namen von Besitzern der Mühle auf. Es sind
Glieder der aus Gossfelden bei Marburg stammenden Familie Herrmann. Am
12. Februar des genannten Jahres verpfänden Joh. Henrich Herrmann,
Müller in der Krebsmühle und Anna Maria, seine Ehefrau, Joh. Leppers
Tochter aus der Leppermühle bei Gr. Buseck, dem Fürstl. Amtsverwalter
Wittich modo Herrn Syndico Plock zu Gießen, gegen 500 fl. die Krebsmühle
mit allem Zubehör. Dass aber auch die Eltern Joh. Henrichs schon im
Besitz der Mühle waren, geht aus einer Bürgschaft vom 3. Mai 1768
hervor, die der Genannte für seinen Vater Joh. Adam Hermann leistet. Er
verbürgt sich da mit "seiner , durch elterliche übergab erhaltene, bei
Beuern gelegene, so gute Krebsmühle mitt allem zugehör." Derselbe Joh.
Henrrich Herrmann kommt auch den 6. Mai 1763 als Bürge bei dem "H. von
Eif" vor. Aber nicht nur auf dem Gebiet des Schuldenwesens glänzt sein
Name, er hat sich auch sonst hervorgetan zum Heil seiner Mit-menschen
und des lieben Viehes und nicht zuletzt des eigenen Geldbeutels. Denn er
verstand die damals, sonst in der Regel nur Schäfern und Schindern eigne
Kunst des "Brauchens" bei den in jener Zeit häufig auftretenden
Viehseuchen.
Die schon angezogenen Bersröder Gemeinderechnungen enthalten folgende
Einträge: 1776/77 6 alb. dem Krebsmüller H. Herrmann, hat für die Seuch
gebrauchet, so unter den Schweinen gewesen. 1781/82 3 fl. dem
Krebsmüller, wegen der Schweine zu brauchen. Ferner 1 fl. 7 alb für
Korn, so für die Schweine gebrauchet worden. Das Brauchen ging
folgendermaßen vor sich: Die Tiere wurden vor den Ort getrieben, das
Getreide mit einem Pulver gemischt und zum Fraße auf die Erde gestreut.
Dabei wurden die üblichen Beschwörungsformeln aufgesagt.
Auf Johann Henrich Hermann folgte dessen Sohn Johannes und 1828 Konrad
Herrmann als letzter seines Geschlechts auf der Krebsmühle.
1832 kam sie in den Besitz der Familie Lindenstruth. Zwischen dem Vater
Balthasar und seinem Sohn Philipp entstanden Mißbillig-keiten, die zu
Prozessen führten. Eines Morgens im Jahre 1867 wurde Balthasar in der
Kammkaute der Mühle tot aufgefunden.
Im Jahre 1867 erwarb Andreas Fiedler die Mühle für 5200 fl. Er war der
Schwiegersohn des weithin bekannten Schwabe auf der Spitzmühle bei
Großen Buseck. Seit 1900 ging das Anwesen auf seinen Sohn Heinrich über,
der 1910 die Mühle mit neuen Einrichtungen versehen hat. In seinem
Äußeren aber hat der alte, anheimelnde Fachwerkbau durch Verputz und
andere Veränderungen sehr eingebüßt. Auf dem unteren Gelände der
Krebsmühle wurde um 1900 eine Kleinkinderschule errichtet.
(An die Ganerben von Buseck hatte der Besitzer der Mühle jährlich 2/8
Korn zu liefern. Das beruhte auf den ihnen zustehenden Wasserrechten.).
1363 bekennet Joh. von Buchsecke, das Wasser im Buseckergericht,vom
Landgrafen Heinrich von Hessen als Gießer Burglehen empfangen zu haben.
Unter den Rechten, die den Ganerben des Busecker Tals nach dem zwischen
ihnen und der Landesherrschaft abgeschlossenen Vergleich vom 16. Oktober
1576 verbleiben, ist auch der Mühlenzwang genannt.
Verschieden davon ist der Wasserfallszins, der auf allen Mühlen ruhte
und wie es bei der Krebsmühle ausdrücklich heißt, an die Obereinnehmerei
in Gießen abgeführt wurde, also eine Staatssteuer war. Die Entrichtung
des Rauchhahns wurde schon erwähnt. Mit Ausnahme von klösterlichen und
adligen Wohnbauten ruhte diese jährliche Abgabe auf jedem Haus, das
einen eigenen Herd und Rauch hatte.
Heinrich Fiedler betrieb die Mühle bis zum Tode seiner Frau im Jahre
1940. Seine Tochter Emilie, verheiratet mit Reinhard Schäfer, führte
während der harten Kriegsjahre die Mühle mit Unterstützung von frz.
Kriegsgefangenen und polnischen Fremdarbeitern. Nach dem Tod von
Heinrich Fiedler und Reinhard Schäfer wurde der Mühlenbetrieb 1957
eingestellt. Das gesamte Anwesen wurde von Adam Morath gekauft und die
Einrichtung der Mühle nach und nach verkauft.
Das Wasserrad erwarb der Besitzer der Weidenmühle in Allendorf/Lumda.
Die Welle des Mühlrades kam eines Tages wieder nach Beuern zurück und
wurde in die Dorfmühle eingebaut.
Fünfhausen:
Im Haus Fünfhausen 57 wurde um 1900 eine Kinderschule eingerichtet. Sinn
der Kinderschule war hauptsächlich, den in der Landwirtschaft tätigen
Müttern die Kinder abzunehmen. Die Kinderschule war dort bis 1914
untergebracht. Die Scheune beim Pfarrhaus wurde im Jahre 1914 zum
Pfarrsaal umgebaut. Dort wurden die Kinder im Pfarrsaal von Schwester
Mathilde bis Anfang der 20er Jahre betreut.
Das Haus der Familie Kaksch ist aus Beuerner Feldsteinen, sogenannten
"Russe" gebaut. Es wurde 1998 verputzt, aber sicher können es sich die
meisten Leute noch vorstellen, wie die Steine aussahen.
An der Ecke Friedhofstraße und Fünfhausen befand sich bis ca 1976 ein
Laden, wo man so ziemlich alles bekommen konnte. Von Nägeln bis zur
Zahnpasta. Das Geschäft wurde von Familie Meißinger geführt.
Die Mutter von August Meißinger genannt die "Kuortebette" ging in der
Zeit vor dem 1. Weltkrieg nach Gießen auf den Markt und verkaufte dort
die Produkte der Beuerner Bauern, die sie von denselben ankaufte.
1875 sollte ein Sohn der Witwe Sommerlad in einem Stalle den Boden
aufhacken und zertrümmerte dabei einen eingemauerten sogenannten
Häuser-Topf, welcher in Leinwand eingeschlagen und mit größeren und
kleineren Silbermünzen gefüllt war. Das Geld war augenscheinlich während
der Freiheitskriege vergraben worden. Es befanden sich u.a. Taler aus
dem Ende des 18. Jahrhunderts, Hessenmünzen u.s.w. darunter. Leider war
die neue Reichsmünz-währung schon 2 Jahre in Kraft getreten und deshalb
kam nur der Silber- und Altertumswert der Münzen in Betracht. Dennoch
vermittelte Melchior Henß aus Frankfurt der armen Witwe bis zu 100 Mark
dafür.
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Die Gaststätte "Zur alten Post":
Die Ortschaft Beuern war als sogenannte "Landpoststation" nach Verträgen
von 1862 zwischen der Thurn und Taxis’schen Postverwaltung und dem
Großherzogtum Hessen ausgewiesen. Ein Landpoststempel mit dem Namen des
Ortes in rechteckiger Form war vorgeschrieben und musste auf jeden im
Kasten vorgefundenen Brief abgedruckt werden.
Bis zum Jahre 1874 wurde die Gemeinde Beuern postalisch von Gr. Buseck
verwaltet. Bereits 1871 wurde in dem Gasthaus "Fünfhäuser Hof" eine
Postagentur eingerichtet. Postagent war der Gastwirt Kaspar Ranft. Die
Familie Ranft leitete die Agentur bis 1939. Mehrmals sollte die Agentur
wegen geringem "Verkehrsbedürfnis" geschlossen werden. Es konnte
jedesmal durch Übernahme einiger Kosten seitens der Gemeinde verhindert
werden. Ab 1929 wurde die Post mit einem Postauto von Großen Buseck
zugeführt. 1939 wurde die Postagentur in eine Poststelle umgewandelt und
vom Posthalter Albert Ranft zugestellt. Nach der Kapitulation am 8. Und
9. Mai 1945 kam der Postverkehr zum Erliegen und erst im September 1945
wurde durch die US Militärregierung eine Wiederaufnahme des Postverkehrs
erlaubt. Die Poststelle befand sich bis im Herbst 1945 74 Jahre im
Familienbesitz der Familie Ranft. 1969 wurde die Gastwirtschaft "Zum
Fünfhäuser Hof" in "Alte Post" umbenannt.
Nachfolger von Albert Ranft wurde sein Nachbar Otto Sommerlad und so
wurde die Poststelle in das Nachbarhaus Fünfhausen 31 verlegt. 1962
wurde Schreinermeister Reinhard Walter Ranft Nachfolger und die
Poststelle wechselte mit ihm in die Untergasse 29. Erhard Konrad leitete
die Poststelle bis zum Zusammenschluss der Gemeinde 1977 und am 25 Febr.
1982 erfolgte der Umzug in das von der Volksbank Beuern neu errichtete
Postgebäude im Bersröder Weg 10. Wir hoffen sehr, dass es dort erhalten
werden kann.
In dem Hause der Gaststätte zur alten Post war vom 1.2.1959 bis
19.12.1965 die Volksbank Beuern untergebracht.
Der Ortsteil Fünfhausen entstand im 18. Jahrhundert, nachdem der
Ortsbereich zu klein geworden war und man außerhalb des Haingrabens
begann Häuser zu errichten.
Vor Fünfhausen 17 stand früher ein Backhaus. Es fiel dem Straßenbau im
Jahre 1955 zum Opfer. Dafür wurde im Hanbachweg ein neues erstellt.
Das alte Haus der Familie Thurow (Fünfhausen 17) war an einem anderen
Ort abgerissen und hier wieder aufgebaut worden. Scheune, Stall und
Wohnung befand sich unter einem Dach. Es wurde 1970 abgerissen und durch
einen Neubau ersetzt.
Hinten in der Ecke befindet sich die Schleuße. Hier konnte der
Dorfmüller bestimmen, ob er Wasser auf seine Mühle haben wollte. Der
Mühlgraben war offen und ging vor den Häusern entlang. Jedes Anwesen
hatte eine Brücke über den Mühlgraben hinweg.
Auf der anderen Seite, wo jetzt der Weg an der früheren Ortsbefestigung
(Wall und Graben mit Zaun) entlang zum Friedhof führt, standen an beiden
Seiten mehrere Häuser und zwar: das Elternhaus von Karl Heinrich Dort
mit dazugehöriger Werkstatt, das Wohnhaus mit Scheune der Kasimirs und
ein weiteres Wohnhaus der Familie Damm.
Nun kommen wir zur Dorfmühle.
Darüber wird uns der Besitzer Philipp Lindenstruth einiges berichten
können.
Dorfmühle:
Von Wilhelm Arnold V. erschienen in Heimat im Bild Nr. 10 am 6.März
1930.
Die älteste Nachricht über die Dorfmühle enthält ein im Staatsarchiv
bewahrter Kaufbrief, nach dem sie im Jahre 1625 von ihren seitherigen
Besitzern, den Herren von Schenk zu Schweinsberg, an Georg Philipp von
Buseck zu Beuern übergeht. Sicher ist aber ihre Entstehung weiter
zurückzuverlegen. Sie muß mit der Krebsmühle zu den ältesten
Mühlenanlagen der Umgebung gerechnet werden. Mit ziemlicher Sicherheit
läßt sich annehmen, daß sie die Gründung eines adligen Geschlechtes,
vielleicht gerade der genannten, ehemals hier begüterten und sehr
berechteten Schenken zu Schweinsberg war. Der gegenwärtige Mühlenbau
wurde im Jahre 1830 errichtet. Wie Augenzeugen berichteten, habe das
alte Mühlchen auch ein hohes Alter verraten. So lange freilich sichere
Belege für eine frühe Entstehungszeit nicht vorliegen, ist man auf
bloße, wenn auch sehr wahrscheinliche Vermutungen beschränkt.
Nach dem Übergang der Dorfmühle an die buseckische Familie zu Beuern
wird sie als die ganerbliche Mühle bezeichnet. In den Kirchenbüchern
wird 1748 und 1749 Joh. Lepper als "zeitiger Müller" oder als "Müller in
der ganerblichen Mühle" allhier genannt. Demnach war die Mühle damals
noch im Besitz der Ganerben und der Genannte stand im Pacht- oder im
Leihverhältnis zu demselben. Die Familie Lepper stammte von der nach ihr
benannten Leppermühle in Großen Buseck. In Beuern ist sie in männlicher
Linie ausgestorben. Das Müllereigewerbe scheint in der Familie
Überlieferung gewesen zu sein, denn unter anderen kommen auch auf der
Scheidemühl und der Krebsmühle Glieder dieser Familie als Besitzer vor.
An dem Wohnhaus des letzten Lepper in Beuern sah man noch seither die
Abzeichen seines Handwerks: Rad und Beil. Die Kontributionslisten vom
Jahr 180? Führen Phil. Lepper an, der augenscheinlich ein Sohn des
genannten Joh. Casp. und sein Nachfolger war. In den 1780 er Jahren war
das buseckische Hofgut versteigert worden. Mindestens seit dieser Zeit
ist die Familie Lepper Eigentümerin der Ganerbenmühle gewesen. Als ihren
späteren Besitzer offenbart ein altes Grundbuch : 1825 Heinrich Wißner,
Jak. Sommerlad, 1826 Kasp. Klein, Bürgermeister Belloff, 1827 Joh.
Belloff, 1833 34 Jost Belloff Jost G. Um 1830 erbaute der damalige
Besitzer der Dorfmühle, der eben genannte Bürgermeister Belloff, an
Stelle des alten unscheinbaren Mühlchens einen stattlichen Neubau und
überließ dann 1833 das Anwesen seinem Bruder Jost, dessen
Nachkommenschaft bis in die neuere Zeit in seinem Besitz geblieben ist.
Das alte Jostchen, wie es gewöhnlich genannt wurde, war ein sehr
betriebsames und unternehmendes Männchen, das sich nur wohl fühlte, wenn
es eine Schar von Arbeitern beschäftigen konnte und sein Tisch voll
besetzt war. Um der Mühle frisches, nicht gefrierendes Wasser zuzuführen
und gleichzeitig die Wasserkraft zu verstärken, grub man den heute noch
vorhandenen Teich auf dem Katzenloch. Leider ergab sich ein zu geringes
Gefälle, so daß das Unternehmen verfehlt war. Sein Sohn und Nachfolger
Johannes war das grade Gegenteil des Vaters. Karg im hohen Grade, war er
nur darauf bedacht, Hab und Gut zu mehren. Die Gunst der Zeit hat es ihm
auch gelingen lassen. Neben der Mühle betrieb er auch eine Ölschlägerei,
die bei dem damals bedeutenden Rapsbau ein lohnender Nebenbetrieb war.
Das Müllereigewerbe stand damals überhaupt in hoher Blüte. Grade in den
häufig wiederkehrenden teueren Zeiten konnten die bäuerlichen
Erzeugnisse auch höher bewertet werden.
Die Mühle ging 1913 über auf Fam. Lindenstruth. Seit 1962 war sie im
Besitz des Sohnes Philipp Lindenstruth und seit 1991 hat sie dessen Sohn
Volker Lindenstruth übernommen. Der vordere Wohnteil musste im Jahre
1972 einer Verbreiterung der Straße weichen und wurde abgerissen. Seit
1974 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt
Anmerkung Kaufbrief: Im Jahr 1625 verkauft Kaspar Magnus
Schenk zu Schweinsberg ein von seinem Vater Kasp. Magnus ererbtes und
ihm zustehendes Hof- und Mühlengut zu Beuern, bestehend in Hofreite,
Acker und Wiesen, so außer aller Beschwerung, frei im Dorf und
Feldbezirk Beuern, dermaßen, darüber ein ratificirtes Verzeichnis
hinterlassen, an den Wohlgeb. Gestreng. und Besten Georg Phil. V.
Buseck, Ganerben und Vierer des Busecker Tals und Margr. geb. v. Gilsa,
um 1350 fl. a 27 alb.
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Bei der Kirche wieder angelangt, beschließen wir unseren ersten Teil
des "Heimatkundlichen Spazierganges" und hoffen, dass wir uns bald bei
dem zweiten Teil wieder sehen werden. |
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