Heimatkundlicher Spaziergang durch Beuern
Teil 1
zusammengestellt von Margitta Handloser
(vorwiegend nach den Forschungen ihres Urgroßvaters Wilhelm Arnold V. und Elke Noppes,
sowie aus dem Beuerner Heimatbuch)

Am 15. Juni 1847 wird Beuern in einer Zeitschrift für die landwirtschaftlichen Vereine wie folgt beschrieben:
Zwei und eine halbe Stunde von Gießen, am östlichen Ende des schönen Busecker Tales liegt vor der Fronte eines in die Breite ausgedehnten Bergrückens der, früher den Ganerben von Buseck, jetzt zum Kreis Gießen gehörende Ort Beuern. Fast überall von Bergen umgeben und nur durch einen kleinen Taleinschnitt mit dem Busecker Tal verbunden. liegt der Ort 234 m über NN, der höchste Punkt, der Buchberg, liegt 333,7 m über NN.

Einwohner:
Die Anzahl der Einwohner beträgt 1082, (heute 2259) in etwa 227 Familien und 171 Häusern. Es bekennen sich 997 zur evan-gelischen, 1 zur katholischen und 84 zur jüdischen Konfession. Die öffentlichen Gebäude bestehen in Kirche, Synagoge, Schulhaus, Pfarrhaus, 2 Gemeindebackhäusern, Spritzenhaus und Leiterhaus.

Gewerbe:
Von den Einwohnern beschäftigen sich 115 Familien mit Ackerbau, 65 ausschließlich und 50 zugleich mit einem Handwerke. Außerdem leben in Beuern 35 Handwerker ohne Gespann, 2 Ellenwaren-händler, 12 Specereikrämer, 1 Bierbrauer, 1 Branntweinbrenner, 2 Bäcker, 5 Metzger, von denen indessen keiner beständig schlachtet, 6 Wirte, 4 Müller, 1 Ziegler und 32 Porzellan- und Erdengeschirr-händler. Der letzterwähnte Handel wird ziemlich schwunghaft, meistens in das Ausland, und zwar nach Hannover, Dänemark, Preußen (insbesondere nach Schlesien und dem Großherzogtum Posen). Baden, Württemberg, in die Schweiz und nach Frankreich betrieben. Die Waren werden teilweise aus Marburg und aus Sachsen (Königsbrück) bezogen. Einige Händler haben sich, obwohl früher bettelarm, durch Fleiß und Sparsamkeit und gute Spekulation ein Vermögen von 10 000 bis zu 20 000 Gulden erworben. Durch diesen Wohlstand sind in den letzten 10 Jahren zwei neue Straßen mit 34 neuen Wohnhäusern entstanden. Die erst seit 3 Jahren von einigen Ortsbürgern ins Leben gerufenen Basalt-steinbrüche beschäftigen viele Hände. So werden auch die Steine zum Bau der neuen Lahnbrücke von Beuerner Steinbrüchen geliefert.

Ackerbau:
Die Dreifelderwirtschaft wurde allgemein betrieben. Die bekannte Fruchtfolge bei dieser Methode war das erste Jahr Brache (jedoch 9/10 mit Sommerfrüchten als Kartoffeln, Erbsen, Klee, Flachs, Ölgewächse und Futterkräutern, Kohl, Erdkohlraben bepflanzt). Das zweite Jahr Korn oder Weizen und das dritte Jahr Gerste, Hafer Wicken, Linsen etc. Die Äcker wurden alle drei Jahre, wenn es einigermaßen der Düngervorrat gestattet, zu Korn, Weizen oder Kartoffeln gedüngt. Der Wiesenbau wurde durch Ent- oder Bewässerungen wesentlich verbessert.
Seit 1841 wurden, veranlaßt durch den Ortsvorstand, über 600 Obstbäume auf Gemeindeeigentum oder Wüstungen gepflanzt. Auf deren Pflege, wofür ein besonderer Baumwärter, der zugleich als Wegwärter angestellt ist, wird möglichste Sorgfalt verwendet, so daß die Bäume der Gemeinde demnächst einen hohen Ertrag versprechen.

Holzzucht:
Der Gemeindewald besteht meistens aus Eichen und Buchenhoch-wald. Die Folgen früherer nachlässiger Bewirtschaftung, bei welcher die besten Bäume vor der Reife geschlagen wurden, werden noch lange fühlbar bleiben; indessen ist zu hoffen, daß dergleichen Ungehörigkeiten niemals wiederkehren.

Viehzucht:
Die Zählung des laufenden Jahres ergibt 23 Pferde, 4 Fohlen, 2 Bullen, 64 Zugochsen, 200 Kühe, von welchen ungefähr 2/3 als Zugvieh benutzt werden, 103 Rinder, 437 Schafe, 318 Schweine, 86 Ziegen, 11 Esel, welche die Müller als Lasttiere benutzen.

Boden:
Von Ackerwerkzeugen wird hier ausschließlich der Wendepflug und die Egge gebraucht, auch die Walze von verschiedenen Orts-bürgern in Anwendung gebracht. Der Ackerbau wird mit Ochsen und Kühen betrieben. Diejenigen Grundbesitzer, welche Pferde halten, rechnen mehr auf Lohnfuhren.
Der sehr ertragreiche Boden besteht meist aus einem fetten Lehm- und weniger aus einem schweren Lettenboden. Mit ein paar Kühen, denen es oft noch an Nahrung mangelt, ist das Land nur allzu schwer zu bearbeiten. 1/3 der Bevölkerung besitzt nur 4 - 5 Morgen Land. Von solchem geringen Besitztum muß sich gewöhnlich eine Familie mit 2 Kühen ernähren, begreiflich daher, wie sehr sich unter diesen Umständen bemüht werden muß, in Fütterung des Viehes mit Sparsamkeit zu Werke zu gehen. Mit einem solchen schwachen Gespann kann der Acker nicht so tiefgründig bearbeitet werden. Dazu gesellt sich noch der Mißstand, daß der Grundbesitzer wegen Mangels an Wegen nur mit größter Mühe, zum Schaden seiner Nachbarn, deren Felder öfters auf langen Strecken überfahren werden müssen, seinen Acker erreichen kann. Oft mußte der Bauer auf eine Düngung seines Feldes verzichten, wenn zur Zeit der Felderdüngung nasse Witterung eintrat, oder die das zu düngende Land umgebenden Felder bereits besät waren. Dementsprechend niedriger fiel auch die Ernte aus.

Die Felder lagen völlig ungeordnet in kleinen Parzellen durch-einander. So entstand der Wunsch nach einer Feldbereinigung, die 1843 beschlossen und dann auch ausgeführt wurde.

(Eine erneute Flurbereinigung fand im Jahre 1953 statt.)

 

Zur Geschichte von Beuern 
(Siehe Heimatbuch Seite 37 - 48)

In einer undatierten Verkaufsurkunde des Klosters Arnsburg für Abt Meffried von Arnsburg erscheint als geographische Lagebeschreibung erstmals ein Ort Buren, später Beuern,... in loco, qui dicitur hagen, apud Buren sita... Hier ist von einem Gemarkungsteil die Rede, der Hagen heißt und bei Buren gelegen ist. Da das Kloster Arnsburg in der Zeit von 1203 - 1219 einen Abt namens Meffried hatte, muss die Urkunde und damit der erste belegbare Nachweis des Ortes Beuern in diese Zeitspanne festge-schrieben werden. Weitere Nennungen finden sich in zwei anderen Urkunden des Klosters Arnsburg, eine vom 10.1.1245 enthällt: ...mansis sitis in Buren...", Gehöfte die in Beuern liegen und eine andere aus dem Jahre 1246, wo es heißt ".... pro bonis sitis ofene haene in Bure...", für die Güter bei Beuern. Bei Hagen handelte es sich hier schon um einen Gemarkungsteil, da die Burg Hagen bereits zerstört war.
Die schriftliche Überlieferung, dass Trutwin und Elberich dem Kloster Fulda all ihr Hab und Gut in Bucheseichehe und in Bramaren schenkten, ließ die Vermutung zu, dass durch die räumliche Nähe unter Bramaren ebenfalls Beuern zu verstehen sei.
Unser Heimatforscher Dr. Lindenstruth weist aber nach, dass zwischen Bramaren und Beuern sprachlich keine Verbindung besteht und dass eine gleichzeitige Nennung von 2 Ortschaften in Schenkungsurkunden nicht als Zeichen für eine geographische Nähe gesehen werden muss.
Bäuen ist, so Lindenstruth, eine mundartliche Form und geht auf das mittelhochdeutsche Büren oder Büeren zurück. Geschrieben wird es in Urkunden vom 13. - 16. Jahrhundert als Buren, Burin, Buern. "Ze den Biuren" bedeutet bei den Wohnungen, Häusern. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich die Schreibweise auf Beuren oder Beuern gefestigt.

 

Nun zum "Spaziergang":

Kirche:
Die Kirche, die wohl in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden ist, war im romanischen Stil erbaut. Nicht nur der Chor, sondern auch das Schiff war gewölbt. Aus der alten Kirche stammten einige Hölzer einer Fachwerkscheuer, dem Karl Lindenstruth gehörig, deren eines die Inschrift trägt:
FVNDAMENT DIESER KIRCHEN IST GELEIGT WORDEN ALS MAN ZALT NACH DER GE...
Ein anderes Holz zeigt die Ziffer 13.. . Dann soll auf einem Holz der Empore die Entstehung mit 1351 angegeben gewesen sein. An der Seite Richtung Untergasse war eine Heiligennische mit reichem Baldachin.
Die Kirche war umgeben von einem Begräbnisplatz. (Kirchhof). Auf diesem Kirchhof stand einst ein Beinhaus, indem die Gebeine aufbewahrt wurden bei einer Neubelegung des Gräberfeldes. Auf diesem alten Friedhof wurde 1814 der letzte beerdigt. Der neue Friedhof in Fünfhausen wurde am 25. März 1813 das erste Mal belegt.
Der alte Taufstein, der sich heute wieder in der Kirche befindet, war lange Zeit Brunneneinfassung. Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts kann als Herstellungszeit angesetzt werden.
Im Jahre 1843 schreibt der Kirchenvorstand an den Großherzoglich Hess. Kreisrat in Gießen, dass die Abhaltung des Gottesdienstes in der Kirche wegen Einsturzgefahr schon seit einem Jahr eingestellt wurde und dass Pfarrer Magnus trotz Versprechen, einen Gottesdienst im Freien abzuhalten, nicht nachgekommen ist.
Man begann im Jahre 1843 mit den Abbrucharbeiten des Kirchenschiffes. Die Orgel verkaufte man nach Lumda. Nur der Kirchturm blieb stehen. Der Hochaltar der Kirche war ein Holzschrein. Auf dem mittleren seiner 3 Felder war Maria mit dem Kinde im Strahlenkranz, auf beiden Seiten die 12 Apostel.
Fünf Apostelfiguren, eine Maria mit Kind und Holzschnitzereien des Flügelaltars aus dem alten Kirchlein, wurden, nachdem sie einige Jahre unbeachtet auf dem Kirchenspeicher lagen, an den Freiherrn Riedesel zu Eisenbach 1875 verkauft. Dort sollen sie heute noch zu sehen sein. Das große Christuskreuz (vermutlich aus dem 15. Jahrhundert) wurde in die neue Kirche übernommen. Die Familien von Buseck und die von Schwalbach hatten besonders gekennzeichnete Stühle.
Am ersten Sonntag im Januar 1847 fand der Einweihungsgottesdienst der neuen Kirche statt.
Der Turm der Kirche ist aus früherer Zeit erhalten geblieben. Lediglich sein Helm wurde 1847 umgestaltet. Beim Einbau der Uhr erhielt der Turmhelm 1915 die 4 Giebelgaupen mit Zifferblättern. Wenn auch die Uhr heute nicht mehr so genau gehen will, so sollte man sie doch in dem Turm belassen.
Im Glockengeschoss hängen 3 Glocken. Die älteste davon trägt die Inschrift: ES HAT MICH DIE GEMEIN ZV BEVERN GISSEN LASSEN DVRCH RICKERN ANO DNI MDLXXV (= 1575). Zwei weitere Glocken, gegossen im Jahre 1920, ersetzten die während des 1. Weltkrieges eingezogenen Glocken. Sie fanden jedoch ein ähnliches Ende und wurden im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Nach dem Kriege ersetzte man sie wieder. Die Glockenweihe fand im Jahre 1950 statt.
In der Kirche befinden sich 7 Grabsteine aus Sandstein von dem Beuerner Drechsler und Bildhauer Joh. Georg Steinmüller (1808 – 1852) geschaffen.
Der Taufstein und die Opfersteine wurden von Wilhelm Arnold V. geschaffen.

Das Pfarrhaus:
In dem aus mittelalterlicher Zeit stammenden Pfarrhaus wohnten bis in die 60er Jahre des 17. Jahrhunderts die Beuerner Pfarrer. Aus einer Kastenrechnung geht hervor, dass das alte Pfarrhaus abgebrochen und sofort ein neues errichtet wurde. Im Jahre 1878 wurde beschlossen dieses Pfarrhaus wieder abzureißen, da es sehr heruntergekommen war. Es wurde 1880 ein Raub der Flammen. Der Neubau konnte schon im August 1882 bezogen werden. Wo heute der Gemeindesaal steht, stand früher eine Scheune. Pfarrer Wagner war der letzte Pfarrer, der noch Landwirtschaft betrieb. Danach wurde die Scheune im Jahre 1914 zum Pfarrsaal umgebaut und der Kindergarten darin untergebracht. Auch dieser Pfarrsaal wurde wieder abgerissen und der jetzige errichtet.
Am 5. Dezember 1979 übernimmt die Kirchengemeinde die Unterhaltspflicht für Kirche und Pfarrhaus und erhält als Ablöse-summe von der politischen Gemeinde 250 000 DM für das Kirchengebäude und 100 000 DM für das Pfarrhaus.
Das Grundstück wurde von der Gemeinde an die Kirche geschenkt.

Denkmal:
Nach der Untergasse hin befindet sich der Ehrenfriedhof für die Gefallenen und Vermissten des 1. Weltkrieges.
Auf der an der Denkmalsfront umgebauten Kirchhofsmauer erhebt sich auf der vier Meter hohen Mauer eine 4 m hohe vierseitige Säule, geschaffen von dem Beuerner Bildhauer Wilhelm Heidwolf Arnold, gekrönt mit Kugel und Eisernem Kreuz. Das Denkmal wurde am 29. September 1929 eingeweiht. Die Deckplatte ist mit folgenden Worten versehen:
"GEDENKET DER OPFER DER GROSSEN KRIEGE."
An jeder Seite ist eine allegorische Darstellung in Form von überlebensgroßen Gestalten, zwei Jünglinge und zwei Frauen im Hochrelief:
Der Kampf:
Die Gestalt an der Frontseite zeigt einen Jüngling im Kampf mit der Schlange, er tritt mit dem Fuß auf sie und holt mit dem Schwert aus.
Das Leid:
Dem Ehrenhain zugewandt ist eine trauernde Frauengestalt.
Das Opfer:
Das Gesicht voll Trauer, die Hand über den Kopf zur Abwehr des Unfassbaren erhoben. Der Kirche zugewandt ist ein Jüngling in voller Kraft seiner Jahre, die Brust dem Todesstoß darbietend.
Die Hoffnung:
Eine Mutter mit hochgehaltenem Kinde. Ihr Blick geht nach Osten, der aufgehenden Sonne zu, eine neue Zukunft erhoffend.
Das Material für Denkmal und Gedenksteine ist Lungstein aus heimischen Steinbrüchen.
Nach dem 2. Weltkriege wurden links und rechts an der Steinmauer Gedenktafeln mit Namen der Gefallenen und Vermissten, auch die der Heimatvertriebenen, des 2. Weltkrieges, angebracht, die im Jahre 1957 enthüllt wurden (Heimatbuch Seite 203).

Die Schule:
In den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts muss es bereits eine Schule in Beuern gegeben haben, denn in einem Gerichtsbescheid vom 22. April 1599 wurde der Gemeinde Großen Buseck auferlegt, "gleich denen von Altenbuseck und Beuern ihrem Schulmeister Dach und Wohnung zu geben." Demnach muss es in Beuern schon ein Schulhaus mit Lehrerwohnung gegeben haben. Die Errichtung dieses Schulhauses kann schon zu Luthers Zeiten erfolgt sein, da im Jahre 1628 bei einer Generalkirchenvisitation protokolliert wurde: "Weil sowohl die Kirchen- als auch Schulbäue sehr bawfällig und verfallen, so wird der Gemeinde hiermit ernstlich und bei namhafter unnachlässiger Strafe geboten und befohlen, solche Bäwe, so bald als immer möglich, wieder in Baw und Besserung zu bringen, darmit der Schade nicht größer, sondern demselbigen noch in Zeiten vorgebauet werde." Die Gemeinde hatte bis zu dieser Zeit ihr Schulgebäude also verkommen lassen, woraus sich schließen lässt, dass auch die Unterrichtung der Kinder unzureichend war. Die Lehrer waren auch verpflichtet, den Glöcknerdienst zu versehen. Als im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts die Beuerner Kirche eine Orgel erhielt, wurde der Organistendienst mit der Schulstelle verbunden.
Bis zum Jahre 1868 war die Beuerner Schule einklassig. Ein Lehrer unterrichtete die gesamte Schülerschaft vom ersten bis zum letzten Schuljahr vor- und nachmittags. Bezahlt wurden die Lehrer von der Gemeinde. Dazu kamen noch Naturalabgaben und Nutzungsrechte an Ländereien, sowie die Dienstwohnung. Die Naturalabgaben mussten von der gesamten Bevölkerung erbracht werden. Diese waren sicher ähnlich wie in Garbenteich um 1695: "Ein jeglicher Gemeindsmann muss ihm liefern eine Meste Korn, einen Laibbrodt. Von einer Kindtauf ein Maaß Bier und Guth Stück Kuchen. Von einer Hochzeit ein Brautsupp, 2 Pfund Fleisch, ein Stück Brodt, ein Guth Stück Kuchen, eine Supp. Von einer Leich 10 alb. (Geldstücke) vors Singen, vor personalien 2 auch 3 alb, vors Leuden Ein Laib Brodt. Alle Neu Jahr ein jedes Kind 1 Kreuzer und allemahl so es in die Schul kompt ein Scheidt Holtz, das große Opst aufm Kirchhof. Von jedem Abend mohl 4 Kreuzer."
Da die Lehrer oft mehr Bauer als Lehrer waren und die Kinder während der Schulzeit in ihre Feldarbeit eingespannt wurden, so war es mit der Schulbildung nur mäßig.
Im Jahre 1868 wurde die Schule zweiklassig.
Ein Schulhaus stand bis 1904 auf dem heutigen Schulhof entlang der Straße. Wo das vorhergehende Schulhaus stand, ist leider nicht mehr feststellbar. Als 1868 die Schule zweiklassig wurde, bezog eine Klasse in der alten Schule einen Klassenraum. In diesem Fachwerkhaus, das entlang der Untergasse stand, dem damaligen Lindenplatz, war auch eine Lehrerwohnung eingerichtet. Als es nach 1907 nicht mehr als Schule benötigt wurde, diente der Schulsaal als Gemeindesaal und die Lehrerwohnung als Wohnung. Als das ehemalige Schulgebäude auf dem Schulhof seinen Anforderungen nicht mehr genügte, wurde die ,Rote Schule" 1896 erbaut und das baufällige Schulhaus abgerissen. Zwischen der Roten Schule und der alten Schule befand sich ein Dorfbrunnen.
Als die Schülerzahlen stiegen und eine dritte Klasse eingerichtet werden musste, wurde 1907 die "Weiße Schule" eingeweiht. Diesem Neubau musste der alte Ochsenstall weichen und im Bersröderweg neu errichtet werden.
Somit konnte die Schulklasse aus der Alten Schule ausziehen und dort wurde dann Raum frei für einen Gemeindesaal und die Bürgermeisterei.
Im Jahre 1966, als eine vierte Klasse eingerichtet werden musste, wurde die Lehrerwohnung in der Weißen Schule, die nach dem 2. Weltkrieg für Heimatvertriebene freigemacht war, aufgegeben und zu einem weiteren Klassensaal ausgebaut und das ganze Gebäude renoviert. Im Jahre 1997 erfolgte der Ankauf des Nachbargrundstückes, um die Weiße Schule zu erweitern.
Während des 1. Weltkrieges befand sich im Saal der Alten Schule das Wachlokal für alliierte Kriegsgefangene (hauptsächlich Russen und Franzosen) und die Wohnung stand dem aufsichtsführenden Unteroffizier zur Verfügung. Im Jahre 1935 wurde die Wohnung in die Bürgermeisterei umgestaltet. Von 1938 - 1940 diente der Schulsaal als Kindergarten.
Die Bürgermeisterei wurde dann 1939 in die angekaufte Schreinerwerkstatt des Rudolf Sommerlad verlegt. Die Alte Schule war dem Verfall geweiht und wurde nach dem 2. Weltkrieg als Notwohnung für Flüchtlinge genutzt. Im Jahre 1956 haben die Gebrüder Hans, Walter und Rudi Noske die Schule unentgeltlich abgerissen und eine schöne Grünanlage erstellt.
Zwischen der Roten Schule und der Anlage befand sich früher ein Dorfbrunnen.
 

Metzengasse:
Der Name Metze bedeutet soviel wie eine feuchte Tiefstelle oder Matsch. Im unteren Bereich floss der Mühlgraben dann wieder in den Krebsbach.
An der linken Ecke befindet sich das Haus der Familie Richter. Es wird im Volksmund "Bäckersch" genannt, da hier bis 1997 gebacken wurde. Ein herrlicher Duft von frischem Brot erfüllte wochentäglich die Metzengasse. Mit dem Verkauf des Backofens ist auch dies vorbei.
In der Metzengasse 4 wurde Wilhelm Arnold V. am 30.12.1856 geboren. Er war Steinmetz, Ackermann, Musiker, Heimat- und Familienforscher, sowie Maler. Sein Wahlspruch, den er an der Inneneite des Torpfostens eingemeißelt hatte, war: "Immer mutig." An der Außenseite kann man nur noch schwer erkennen, dass der Pfosten eine Palette mit Pinsel, einen Fäustel, einen Bass und Ähren zeigt. Auf dem linken Torpfosten sehen wir den Widderkopf, das Wappen der Busecker und die Jahreszahl 1908. Für die Kirche schuf er den Taufstein, sowie die Opfersteine. Er hat sich besonders um die Heimat- und Familienforschung bemüht. Viele seiner Artikel erschienen in "Heimat im Bild". Sein Sohn Wilhelm Heidwolf war Maler und Bildhauer. Er schuf in Beuern das Ehrenmal und den Flötenspielerbrunnen bei der Volksbank.
Rechts sehen wir eine Schmiede, die noch heute in Betrieb ist. Nur hat sich die Art der Arbeit im Gegensatz zu früher sehr verändert. Man kann heute kein Pferdehufe mehr vernehmen, kein Beschlagen der Pferde. Auch brauchen heute die Kühe keine neuen Eisen. Das Dengeln der Sensen ist verstummt. Der Geruch von dem Feuer der Esse und dem Horn der Pferde, wenn sie ein neues Hufeisen bekamen, ist verschwunden.
Wenn die Steinbrucharbeiter früher aus dem Steinbruch nach Hause gingen, nahmen sie den Weg durch die Metzengasse, um ihre Zweispitz, die sie an einem Stock trugen, in der Schmiede abzugeben. Der Schmied legte das Werkzeug in das Schmiedfeuer und klopfte es dann auf dem Amboss wieder spitz und schärfte es. Am nächsten Morgen holten es die Arbeiter wieder ab. Die Schmiede war auch ein Ort, wo man sich über die Landwirtschaft, Politik und das Dorfgeschehen unterhielt.
In dem jetzigen Garten der Familie Knorr stand angelehnt an ihr altes Haus das Haus der Familie Stein. (Mine Steine nach einer Vorfahrin Wilhelmine benannt). Beim Neubau des Hauses Untergasse 6 in den 1870er Jahren drohte das Haus der Familie Stein umzufallen. Jakob Stein verkaufte das kleine Häuschen und baute das erste Haus auf der Atzenwiese. (jetzt Bersröderweg)
Die Urgroßeltern von Margarethe Knorr besaßen eine Ziegelhütte in der Hachenbach. Dort wurde die Ziegelerde ausgegraben und zu Backsteinen und Ziegeln gebrannt. Aus diesem Material wurde das Haus erbaut.
Die Metzengasse 5 war bis ca 1940 ein Haus, das Mensch und Vieh unter einem Dach beherbergte. Dann wurde es von Familie Körbächer umgebaut. Von den jetzigen Besitzern Liesel und Bruno Heinrich wurde es in den heutigen Zustand gebracht.
Das Haus der Familie Kusminder, genannt das Hirtenhäuschen, ist der einzige Rest des früheren Schwalbacher Hofes. Ein alter glaubwürdiger einstiger Bewohner desselben teilte Wilhelm Arnold V. als verbürgte Überlieferung mit, dass dasselbe eine Freistätte gewesen sei. Das lässt wieder auf eine den Adligen von Schwalbach zustehende Gerichtsbarkeit schließen oder setzt eine solche voraus. Und offenbar bestand auch dieselbe, denn wer das Häuschen im Falle eines Vergehens erreichte, soll frei gewesen sein. So die Überlieferung. Wahrscheinlicher aber ist, dass hier auf eine besondere Situation im Busecker Tal hingewiesen wird:. Das ehemals reichsunmittelbare Lehen der Ganerben v. Buseck und v. Trohe wurde ab dem Vertrag von 1576 dem hessischen Landgrafen unterworfen.
Ein Recht, für das die Busecker Ganerben lange stritten, war die Gerichtsbarkeit innerhalb des Busecker Tales. Aus Streitigkeiten um den Verkauf eines Gutes der Familie v. Buseck an die Gemeinde Beuern lässt sich ersehen, dass innerhalb des Dorfes zwei Rechtshoheiten vorhanden waren. Für einfache Vergehen im Dorf war das ganerbliche Gericht in Großen-Buseck zuständig, aber Vergehen auf adligen oder geistlichen Besitztümern unterstanden direkt dem Landgräflichen Gericht. Der Vertrag von 1576 regelt genau, dass bei einem Verkauf an nichtadelige oder nichtgeistliche Personen (hier die Gemeinde Beuern) dieses Recht des Landgrafen erlischt und die Gerichtsbarkeit dann auf das ganerbliche Gericht in Großen-Buseck übergeht.
Für den Landgraf und die Ganerben war die Frage der Gerichtsbarkeit lediglich eine Frage, wem die entstandenen Strafgelder zustanden. Für die betroffenen Bewohner war es (wegen evtl. unterschiedl. Strafgelder bei den Gerichten ) schon von Interesse, ob sie unter der Gerichtsbarkeit der Ganerben oder des Landgrafen standen.
In dem Begriff der "Freistätte" spiegelt sich wohl nur noch der Gedanke an die unterschiedlichen Rechtszuständigkeiten zwischen benachbarten Häusern wieder.

Der Brandshof in der Metzengasse:
Durch eine Verwechslung mit dem adligen Hof der Familie v. Buseck gen. Brand erhielt das Hofgut in der Metzengasse seinen Namen. Beide Adelshöfe in Beuern hießen fortan "Brandshöfe".
Sicher belegt ist der Hof in der Metzengasse erstmals 1625 (durch die Erwähnung der dazu gehörigen Mühle). In diesem Jahr verkauft Caspar Magnus Schenk zu Schweinsberg jun., den von seinem Vater (welcher 1610 starb) ererbten Hof in Beuern an Georg Philipp v. Buseck. Da dieser Hof freies Eigentum (Allodialgut) und kein Lehen des Landgrafen war, finden sich nur wenige Belege für ihn. Er wurde innerhalb der Familie des Georg Philipp v. Buseck weitervererbt denn er kam (mittlerweile durch Ankauf zusammen mit dem anderen Adelsgut in der Borngasse) durch seine Urenkelin an die Familie v. Schwalbach.
Erst beim Verkauf des Hofes durch die Familie v. Schwalbach 1740 gibt es wieder Akten zu diesem Hof. Sie wollte den Hof verkaufen, um in Gießen ihr renovierungsbedürftiges Lehenshaus instandzusetzen.
Obwohl der Geh. fuldische Rat. v. Buseck und das Kloster Arnsburg Kaufinteresse zeigten, wurde der Hof von der Gemeinde Beuern gekauft. Aufgrund der bereits angesprochenen rechtlichen Situation auf adligem Besitz mischte sich der Landgraf in den Verkauf ein und die Abwicklung des Verkaufes dauerte ca. 60 Jahre.
Wie Arnold überlieferte stand das Brandgütgen hier im Garten der Familie Stein auf einer Bodenerhebung und die Umgebung konnte zum Schutze notfalls mit Wasser umgeben werden. Im Herbst 1909 stieß der Besitzer bei der Anlage einer Rübenmiete auf Reste von Grundmauern, auf denen einer genauen Untersuchung zufolge, das Wohnhaus sich erhob. Die zuletzt gestandenen Gebäulichkeiten wurden nach 1772, wahrscheinlich wegen Baufälligkeit abgebrochen. Das geht aus dem Erlass des consistoriums vom 4. Dez. genannten Jahres hervor, in dem auf eine Anfrage des Pfarrers und Kirchenvorstandes zu Beuern, betreffend den, durch das Aussterben der Familie Schwalbach erledigten Kirchenstuhl in der Kirche zu Beuern, Bescheid erteilt und auch die Möglichkeit eines "dem nächstigen Demolierens" erwogen wird. Eine alte Überlieferung der Familie Wißner besagt, dass das Haus durch Feuer zerstört wurde. Aus alten Grundbüchern ergibt sich, dass außer dem jetzigen erwähnten Besitz der Familie Stein noch einige angrenzende Grundstücke der Vogtei abgabenpflichtig waren, nämlich das des B. Spaar, Joh. Stroh (jetzt Kumpf) und der Lina Keil, geb. Henß (jetzt Kusminder).
Das Haus der Familie Jung wurde 1962 erbaut und das alte Haus, das in dem heutigen Garten stand, im Jahre 1963 abgerissen. Das alte Haus, das ursprünglich aus zwei aneinanderhängenden Häusern bestand, beherbergte vor dem 2. Weltkrieg die ersten Touristen, die aus dem Ruhrpott nach Beuern zur Sommerfrische kamen. Die Besitzerin war eine Frau Herrmann, die später ihr Haus an Familie Strack verkaufte. Die Familie Jung betrieb von 1948 bis 1995 das einzige Schuhgeschäft in Beuern. Leider ist auch dieser Laden aufgegeben worden.
Der jetzige Mühlgraben der Dorfmühle hatte früher den Namen Metzebach, dann Jirrebach (Judenbach), jetzt Krebsbach. Der Graben war offen und über den Bach führte der Metzesteg (siehe.Seite 34).
Wo jetzt die Wiese ist, war früher ein ziemlich breites Bachbett und die Bauern nutzten diese ausgesteinte Furt besonders im Frühjahr, um ihre Wagen hindurchzufahren, damit das Holz, das im Winter eingetrocknet war, quoll und die Holzräder in den Eisenreifen nicht schlapperten. Für uns Kinder war der Bach ein kleines Paradies. Im Sommer badeten wir dort und im Winter benutzten wir ihn als Glitsche. Leider wurde der Bach ca 1984 in Rohre verbannt.

Steinerweg:
Wenn wir jetzt über den heutigen Metzensteg gehen, sehen wir links einen Teich mit eigenen Quellen, dessen Wasser der Dorfmüller Jost Belloff auf sein Mühlrad leiten wollte und rechts das Anwesen der Familie Bronowski, wo man sich nur noch sehr schwer vorstellen kann, dass sich hier ein großer Zimmerplatz befand (Sägewerk). Philipp Schäfer 5. legte etwa um 1870 auf der Atzenwiese den Grundstock für das spätere Sägewerk. Er schaffte im Laufe der Jahre ein Sägegatter und eine Dampfmaschine an. Letzteres wurde als kriegswichtiges Gerät eingestuft und requiriert. Nach dem 1. Weltkrieg führten er und sein Sohn Philipp Schäfer 6. den Betrieb durch die schweren wirtschaftlichen Jahre. Im zweiten Weltkrieg wurde erneut die Dampfmaschine beschlagnahmt. Dieselbe sollte in Nieder Ohmen eingesetzt werden. Nach dem Kriege holten sie Reinhard Schäfer und Otto Damm von dort wieder zurück. 1953 wurde das Sägewerk an Familie Worm und nach einigen Jahren an die Firma Burk und Breuer verpachtet, später stillgelegt und abgerissen.
Hier rechts im Steinerweg 2 waren die Anfänge des Fuhrunternehmens Damm. Im Jahre 1927 gründete Otto Damm das Unternehmen "Autoverkehr Beuern".
Wo sich der Salon Otto befindet, war früher das Spritzenhaus. (Feuerwehr)

Ziegelhütte:
Nun kommen wir zu der früheren Ziegelhütte der Familie Lindenstruth. Noch heute tragen die Familienmitglieder den Dorfnamen "Zichelesch". Man könnte über die Ziegelei sehr viel erzählen. Näheres kann man in dem Heimatbuch von Seite 311 bis 315 nachlesen. Da wir aber noch etwas mehr von Beuern sehen wollen, müssen wir uns mit einem kurzen Bericht abfinden.
Früher wurden die Gefache der Fachwerkhäuser mit Reisigstöcken ausgesteckt und dann mit einer Masse aus Lehm und geschnittenem Stroh ausgefüllt. Später stellte man dann geformte Lehmsteine her, die an der Luft getrocknet wurden. 1830 begann man die Steine zu brennen und wetterfester zu machen. Man nannte sie "gebackene Steine" oder "Russensteine". Der Lehm wurde aus der Beuerner Gemarkung geholt. Es gab Lößvorkommen u.a. in der Hachenbach und in der Nähe der "Froschgasse", heute Bersröder Weg. Es wurden für das Brennen der Ziegel jede Menge Holz gebraucht. Der erforderliche Sand wurde aus den Gießener- oder Wiesecker Sandgruben geholt. Das Lehmlager an der Ziegelhütte war bald erschöpft und man mußte den Lehm aus dem Felde holen. Eine Lehmkaute lag eine Viertelstunde bergaufwärts in der Nähe des Bersröder Weges.
In der warmen Jahreszeit wurde der Lehm gebrannt. Der Betrieb hatte meistens 5 Arbeiter.
Oben in dem Bersröderweg, wo sich die Straße verzweigt und jetzt das Lager der Fa. Hofmann ist, stand die Dreschhalle des Philipp Arnold.
Auf der linken Seite, wo jetzt diese beiden Häuser stehen, war der Schulgarten. Hier hatte jeder Lehrer ein Stück Garten, den er zu seinem Eigenbedarf und zu Lehrzwecken mit den Schulkindern bearbeitete.

Ziegelberg, Steinerberg:
Nun gehen wir Richtung Burghain. Rechts erhebt sich der Ziegelberg. Wahrscheinlich wäre der Name Ziegenberg richtiger, da auf dem steinigen und unfruchtbaren Gelände früher die Ziegen und Schafe gehütet wurden.
Unterhalb des Ziegelberges nennt man das Gelände "Off de Schinnkaut" das heißt, dass dort früher die toten Tiere verscharrt wurden. Das erste Tier, das von der Abdeckerei abgeholt wurde, war des Mönchmüllers Pferd im Jahre 1908.
Nun sehen wir zur Rechten den Steinerberg. In den Fünfziger Jahren standen hier jede Menge Kirschbäume und wurde deshalb auch der "Kirscheberg" genannt. Ein Flurschütz sorgte dafür, dass die Kinder nicht alle Kirschen aßen, bevor die Versteigerung stattfand. Heute ist der einst schöne Kirschenberg eingezäunt und bebaut.
 

Die Mönchmühle:
(geschrieben von Wilhelm Arnold V. )
Die Mönchmühle verdankt ihre Entstehung den geistlichen Herren von Arnsburg und ist in das 13. Jahrhundert zu verlegen. Die älteste Urkunde, welche vom Dasein der Mühle Kunde gibt, ist vom Jahre 1360. In ihr handelt es sich um Verbesserungen die Pächterin Hartmann, des Schwarzen Ehefrau, an der Mühle gemacht hatte und die nach damaligem Recht in Anrechnung gebracht werden konnte. Die Urkunde lautet wörtlich: "Wir raidlute und Oberlude, gekoren zuschin den herren von Arnsburg und Metzen etliche frawe etwann was Hartmanns gen. Schwarzen zu besehene abtene eund der nach zu besegene, wie vil besserunge Metze vorgen. Haben uff der molen und habereide, die dazu gehört, die Hartmanne Schwarzen vorgen. erm huswirte in dem Dorfe zu Beuern gelegen zu landsidil rechte von den vorgen. geistlichen herren was geluhen, besagen of onsirn eyt, wan die herren von Arnsburg Metzen und den ganerben, die zu gehorent XXVI punt heller gebint, das syn alle besserunge voregen. Volleeliche hant abgelegit." 1360, Arnsb. Urk. B. Nr. 881. Von 1360 verlieren sich die Spuren von der Mönchmühle durch einen Zeitraum von fast vier Jahrhunderten bis dann im Jahre 1692 in den Kirchenbüchern die Namen Sommerlad und Thielemann 1695 wieder erscheinen. Erst 1706 erscheint wieder ein sicherer Mönchmüller, Antonius. Er scheint das Haupt einer Müllerfamilie gewesen zu sein, die sich durch Jahrzehnte auf dieser Mühle behauptet hat. Darauf deutet wenigstens eine Inschrift auf dem unteren Stock des Hauses hin vom Jahre 1736, in welcher der Name Antonius wiederkehrt und die Anfügung Antonide wohl auf eine Gesamtheit von Trägern dieses Namens hinweist. Die ansonsten schwer lesbare lateinische Schrift sagt ferner aus, daß das Mühlwerk neu errichtet wurde. Es scheint aber diese Neuerung sich nur auf den unteren Stock des Wohnhauses und des Mahlwerkes zu beziehen, die übrigen Teile des Gebäudes sind offenbar viel älter. Als Besitzer der Mühle wurde in den Kirchenbüchern im Jahre 1808 Johann Jakob Wolf genannt. Dessen Sohn Konrad erwarb am 16. Jan. 1832 die Mühle als sein Eigentum, die bis dahin die Erbleihe oder Erbbestand, wie es in den alten Grundbüchern heißt, ausgetan war.. Danach war sie im Besitz von Zörb aus Hochelheim, danach sein Schwager Johann Nürnberger, der Hüter der Beuerner Gemeindewaldungen. Seit 1875 war sie im Besitz der Familie Sommerlad. 1948 wurde das alte Mühlrad ausgebaut und durch eine Turbinenanlage ersetzt. Heute ist die Mühle im Besitz von Familie Schließner. Der Mühlenbetrieb wurde im Jahre 1961 eingestellt. Neben der Landwirtschaft und einer Forellenzucht dient seit 1977 die Aktion "Urlaub auf dem Bauernhof" mit Feriengästen dem Brotwerwerb des heutigen Besitzers Erwin Schließner.
Nach langem Suchen fand und erwarb Herr Schließner das Mühlrad der "Alten Mühle" zu Nordeck und baute es zur Freude der Dorfbewohner an der alten Stelle wieder ein.
Wie so häufig bei klösterlichen und ritterlichen Baulichkeiten, ging auch von der Mönchmühle die Sage von einem unterirdischen Gang. Es sind aber bei Umbauten keine Spuren gefunden worden. Sicherer ist die Überlieferung von einem eigenen Verbindungsweg der Mönchmühle mit dem Dorf, dessen Spuren sich noch bis zu der Feldvermessung in den 1840er Jahren verfolgen ließen. Danach ist auch dies hinfällig geworden.
Die einst sehr beträchtlichen Besitzungen des Klosters Arnsburg in der Gemarkung Beuern hatte es zu Anfang des 13. Jahrhunderts durch Kauf von dem Kloster Wirberg erworben. Sie entstammten der Hinterlassenschaft des alten bei Beuern ansässigen Rittergeschlechtes der Herren von Hagen.
1807 wurde der letzte Rest des Klostergutes (115 Morgen, darunter 50 Morgen auf dem Burghain) an die Gemeinde für 6700 fl. verkauft.

Wüstung Ammenhausen bei den Atrachswiesen:
(von Wilhelm Arnold V.)
Wenn man dem Lauf der Antreff folgt, da wo die Gemarkungen Geilshausen und Allertshausen aneinanderstoßen kommt man zu einem Waldteil den man heute noch "die Ammenhäuser Hecken" nennt. Hier war die Stätte des ausgegangenen Dörfchens Ammenhausen, nach seinem ersten Ansiedler Ammo getauft. Weitere Zeugen seines ehemaligen Bestehens sind das Brünnlein am Bachesrand unterhalb des alten Verbindungsweges zwischen Bersrod und Allertshausen, das der Überlieferung nach einst seinen Bewohnern sein köstliches Wasser spendete, wohl auch ehemals zur Wahl einer Siedlung einlud. Ferner die Benennung "Auf der Mühlstatt". Hier klapperte ein Mühlchen für die Ammenhäuser Mehl und Brot herbei. Augenscheinlich wurde das wohl sehr einfache Werkchen nicht von dem unterhalb vorbeifließenden Bächlein, sondern von dem Wasser eines Sammelteiches in Betrieb gesetzt. Eine Schlucht links des Baches heißt die "Kirchhofslache", dort wurden die Toten von Ammenhausen bestattet. Die älteste Erwähnung von Ammenhausen auf der Rabenau findet sich in einer in der Universitätsbibliothek zu Gießen bewahrten Pergament-handschrift von 1489-1491 über den Arnsburger Kauf. Dort ist unter Londorf (Bl.28) zu lesen: "Item Henne Allertzhusen 7 thurnos Marburger... von einem Gut gelegen zu Allertzhusen, gen. Das Arnsburger Gut primo eyne morgen; item zwo wiesen leppichen zu Ammenhusen."

Burghain:
Zunächst sehen sie das alte Försterhaus, das seit einigen Jahren im Besitz der Familie Drews ist. Der letzte Beuerner Förster, der hier wohnte, war der Oberförster Buttkereit.

Burg Hagen:
Hier irgendwo muss die Burg Hagen gestanden haben. Der genau Standort ist bis heute noch nicht aufgeklärt. Manche vermuten, dass die Burg oberhalb des Hofgutes gestanden hätte, andere meinen, dass sie unterhalb auf der sogenannten ,Mauerwiese" gestanden habe. Fest steht, dass es eine Burg und ein dazugehöriges Dorf gegeben hat. Heimatforscher Arnold V. bezeichnet die Burg Hagen als Stätte, auf der vor 1149 das Rittergeschlecht Hagen oder Hau lebte. Auch die nahe Burg Wirberg gehörte zu seinem Besitz. In einem Streit werden Ritter Manegold und sein Sohn, die letzten Vertreter ihres Geschlechts, getötet. Die Witwe Immecha und ihre erbberechtigte Tochter Aurelia blieben die einzigen Überlebenden Familienangehörigen.
Graf Otto von Cappenberg, der später Mönch wurde und Bruder des heiligen Gottfried von Cappenberg war, habe Immecha und Aurelia überredet, ihre Burg in Beuern aufzugeben und die Burg Wirberg in ein Kloster umzuwandeln. Die Güter um die Burg Hagen gingen an diese neue Stiftung. Der Name "Pfaffenhut" erinnert in diesem Gemarkungsteil Beuerns an jene Besitzverhältnisse.
Einige Forscher schreiben die Gründung des Klosters Wirberg Immecha zu. Eine Urkunde vom 30. Nov. 1149, in dem der Erzbischof Heinrich (1142 - 1153) dem jungen Kloster Wirberg das Gut Bullbach (Bollnbach) schenkt, um die Unabhängigkeit des Klosters zu sichern. In § 4 heißt es, dass jene vornehme Dame mit Namen Immecha ihren verstorbenen Gatten Manegold Ilbenstadt zur Bestattung überlassen hat. "... da sie ja sich selbst und all ihren Besitz Wirberg zum Dienste Gottes geweiht..."
Die zweite Schrift zu diesen Vorgängen ist die Lebensbeschreibung des heiligen Gottfried von Cappenberg (Vita S. Godefridi Cappenbergensis). Sein Bruder war besagter Mönch Otto von Cappenberg in Ilbenstadt.
In dem Text heißt es, dass Manegold dem die beiden Burgen Hagen und Wirberg gehörten, zusammen mit seinem Sohn von seinen Gegnern umgebracht wurde. Als viele seine schöne Tochter Aurelia zur Frau begehrten, kam Otto von Cappenberg und ließ sie auf seinen Rat hin ewige Keuschheit schwören. Mit vielen Mühen erreichte er, dass Aurelias gesamtes Erbe dem göttlichen Dienst übergeben wurde. Die Burg Hagen zerstörte er selbst durch Brand.
Nach Euler, einem bekannten Heimatforscher, sind die Ereignisse der Burg Hagen in einem größeren Rahmen zu sehen.
Als König Konrad III. zu seinem zweiten Kreuzzug von 1147 - 1149 aufbrach und an Donau abwärts nach Konstaninopel und quer durch Kleinasien zog, wollte sich die Streitmacht in der Ebene auf der südlichen Seite des Taurus mit der Streitmacht des französischen Königs vereinigen. Aber Hunger, Durst, Seuchen und unaufhörliche Reiterangriffe der Feinde rieben das Heer fast auf, Teile waren fahnenflüchtig geworden und kehrten eigenmächtig in die Heimat zurück. Der Sohn König Konrads, Heinrich, war als Stellvertreter des Königs in der Heimat zurückgeblieben. Seine vermeintliche Schwäche und die Abwesenheit des Herrschers nutzten einige königsabhängige Adelige, um Heinrich den Gehorsam zu kündigen. Konrad der III. weist 1147 seinen Sohn durch einen Brief aus Konstantinopel an, mit aller Strenge gegen die Abtrünnigen vorzugehen.
Folgende Besitzverhältnisse in unserer Gegend können aufgrund der -wenn auch spärlichen- Informationen aus jener Zeit vermutet werden (nach Müller, Classen, Euler): Das alte Kirchspiel Veitsberg (in Saasen) bildete den Herrschafts-bezirk des Edlen Manegold. Hierzu gehörte auch die Burg Hagen bei Beuern. Da sie aber außerhalb oder dicht am Rande des Wirberger Herrschaftsgebietes im Busecker Tal lag, kann angenommen werden, dass sie erst später in den Besitzbereich Wirberg gekommen war. Allein schon diese Lage lässt auf ein gespanntes Verhätnis zu den Buseckern schließen. Es hat sicher dem Macht- und Besitzstreben und dem hierarchischen Denken der damaligen Zeit entsprochen, dass die Busecker Herren alles daran setzten, die Burg in ihren Besitz zu bringen.
Und Krieg war ein gängiges Mittel der Politik.. So folgert Euler, dass letztlich nur die Busecker Aggressoren bei dem Kampf und Untergang der Burg Hagen in Frage kommen könnten.
Ob der bewaffnete Angriff der Herren von Buseck auf Burg Hagen mit Wissen oder gar unter Billigung des Landesherrn der Busecker, dem Grafen Konrad von Peilstein-Mörlen-Kleeberg erfolgte, oder ob sie auf eigene Verantwortung und unter Ausnutzung der günstigen Umstände, die Abwesenheit des Königs Konrad III, seine Erkrankung, die ungünstigen Nachrichten von den Kriegsschau-plätzen in Kleinasien, der Aufruhr der Adeligen und die dadurch bedingten Wirren, den Angriff begannen, kann nicht entschieden werden.
Die Herren von Buseck hatten zunächst ihr Ziel erreicht. Doch könnte man aus Passagen des Vita-Textes schließen, dass sich die Sieger noch um die zurückgebliebene Tochter Aurelia bemühten, um auch noch in den Besitz der Burg Wirberg zu gelangen. Otto von Cappenberg rettete Aurelia auf die Burg Wirberg, verwandelte dieselbe in ein Kloster und zerstörte die Burg Hagen.
Da Wirberg seinen Besitz Hagen bei Beuern vor dem Zugriff des thüringischen Landgrafen nicht schützen konnte, verkauften die Wirberger ihre Liegenschaften Hagen um 1210 an Arnsburg. In dieser Verkaufsurkunde wird Beuern als Buren erstmals urkundlich erwähnt.

Nun gehen wir wieder in Richtung Ortschaft .

 

Die Krebsmühle:
(geschrieben von Wilhelm Arnold V.)
Einer alten Überlieferung nach soll die Krebsmühle am dritten Standort stehen. Die Angaben älterer Leute über die früheren Standorte widersprachen sich aber, und Spuren von ihr ließen sich nicht auffinden. So konnte man vielleicht annehmen, dass sich jene Überlieferung auf den Mühlenbau bezöge, der auch wirklich Spuren eines Umbaues zeigte. In früheren Jahren kam es nicht selten vor, dass man Gebäude abbrach, um sie an anderer Stelle wieder aufzubauen..
Erwünschten Aufschluss und gleichzeitig einen Beleg, wie sich manchmal die Überlieferung (hier eine 300jährige Geschichte) und Geschichtsquelle decken, gab das Auffinden einer Urkunde, in welcher Mathäus Molenartz von Beuern 1588 vor der Kanzlei in Marburg Beschwerde führt über die Ganerben des Buseckertals, welche das "Verrücken" seines Mühlchens nicht dulden wollten. Er solle entweder Pacht geben, oder es an seinen früheren Ort wieder zurückbringen. Es kam zu einem Vergleich, das Mühlchen durfte stehen bleiben " wo es jetzo gebauet" aber Molenartz musste jährlich 1/8 Korn entrichten. Molenartz ist also danach der Gründer der neuzeitlichen Krebsmühle. ( Dass die Krebsmühle in ihrer jetzigen Gestaltung eine rein bürgerliche Gründung ist, beweist die auf ihr ruhende Entrichtung des Rauchhahns, die adlige und klösterliche Wohngebäude nicht haben)
Allein auch sie hat eine Vorgeschichte. In dem eben erwähnten Vertrag ist unter anderem auch die Rede von Renten, Zinsen und Gerechtigkeiten, "so die Universität an bemelte Mühle" habe. Nach Mitteilungen aus dem Staatsarchiv besaß das Kloster Wirberg 3 Mühlen im Buseckertal, und als deren Inhaber werden 1580 genannt: Balzer Becker, Mathes Molenartz von Beuern und Peter Müller von Großen Buseck. Demnach ist also die Urgründung der Krebsmühle dem Kloster Wirberg zuzuschreiben. Sie ist bei der Aufhebung der Klöster 1529 vermutlich der Universität Marburg überwiesen worden, von welcher sie Molenartz zu Eigentum erworben haben wird. Wenn in vorstehendem die Krebsmühle auch nirgends namentlich aufgeführt wird, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass nur sie gemeint sein kann.
Beachtenswert ist die künstliche Wasserleitung von der nahen Mönchmühle. Sie führt durch früheres arnsburgisches Gelände und ist augenscheinlich ein Werk der alten klösterlichen Zeit, um die sonst unzureichende Wasserkraft der Krebsmühle zu verstärken.
Die erste Erwähnung eines Scheunenbaues bei der Krebsmühle befindet sich in den wohlerhaltenen Bürgermeisterrechnungen der Gemeinde Bersrod. Im Rechnungsjahr 1694/95 ist dort eingetragen: "15 alb. Balser Hofmann (dem damaligen Bürgermeister) gegeben, hat hols zum scheuertor bei die grebesmühle gefirt". Ferner: " 3 alb. dem merger , als sie das hols angewiesen."
Wie lange die Familie Molenartz (spätere Nachkommen waren Hans und Tobias Molenartz, letzterer verzog nach Battenberg auf die Battenberger Mühle, kam aber wieder zurück und wohnte im Dorf, nahe der Kirche in der Borngasse) auf der Krebsmühle gesessen, entzieht sich unserer Kenntnis. Erst 1762 tauchen wieder Namen von Besitzern der Mühle auf. Es sind Glieder der aus Gossfelden bei Marburg stammenden Familie Herrmann. Am 12. Februar des genannten Jahres verpfänden Joh. Henrich Herrmann, Müller in der Krebsmühle und Anna Maria, seine Ehefrau, Joh. Leppers Tochter aus der Leppermühle bei Gr. Buseck, dem Fürstl. Amtsverwalter Wittich modo Herrn Syndico Plock zu Gießen, gegen 500 fl. die Krebsmühle mit allem Zubehör. Dass aber auch die Eltern Joh. Henrichs schon im Besitz der Mühle waren, geht aus einer Bürgschaft vom 3. Mai 1768 hervor, die der Genannte für seinen Vater Joh. Adam Hermann leistet. Er verbürgt sich da mit "seiner , durch elterliche übergab erhaltene, bei Beuern gelegene, so gute Krebsmühle mitt allem zugehör." Derselbe Joh. Henrrich Herrmann kommt auch den 6. Mai 1763 als Bürge bei dem "H. von Eif" vor. Aber nicht nur auf dem Gebiet des Schuldenwesens glänzt sein Name, er hat sich auch sonst hervorgetan zum Heil seiner Mit-menschen und des lieben Viehes und nicht zuletzt des eigenen Geldbeutels. Denn er verstand die damals, sonst in der Regel nur Schäfern und Schindern eigne Kunst des "Brauchens" bei den in jener Zeit häufig auftretenden Viehseuchen.
Die schon angezogenen Bersröder Gemeinderechnungen enthalten folgende Einträge: 1776/77 6 alb. dem Krebsmüller H. Herrmann, hat für die Seuch gebrauchet, so unter den Schweinen gewesen. 1781/82 3 fl. dem Krebsmüller, wegen der Schweine zu brauchen. Ferner 1 fl. 7 alb für Korn, so für die Schweine gebrauchet worden. Das Brauchen ging folgendermaßen vor sich: Die Tiere wurden vor den Ort getrieben, das Getreide mit einem Pulver gemischt und zum Fraße auf die Erde gestreut. Dabei wurden die üblichen Beschwörungsformeln aufgesagt.
Auf Johann Henrich Hermann folgte dessen Sohn Johannes und 1828 Konrad Herrmann als letzter seines Geschlechts auf der Krebsmühle.
1832 kam sie in den Besitz der Familie Lindenstruth. Zwischen dem Vater Balthasar und seinem Sohn Philipp entstanden Mißbillig-keiten, die zu Prozessen führten. Eines Morgens im Jahre 1867 wurde Balthasar in der Kammkaute der Mühle tot aufgefunden.
Im Jahre 1867 erwarb Andreas Fiedler die Mühle für 5200 fl. Er war der Schwiegersohn des weithin bekannten Schwabe auf der Spitzmühle bei Großen Buseck. Seit 1900 ging das Anwesen auf seinen Sohn Heinrich über, der 1910 die Mühle mit neuen Einrichtungen versehen hat. In seinem Äußeren aber hat der alte, anheimelnde Fachwerkbau durch Verputz und andere Veränderungen sehr eingebüßt. Auf dem unteren Gelände der Krebsmühle wurde um 1900 eine Kleinkinderschule errichtet.
(An die Ganerben von Buseck hatte der Besitzer der Mühle jährlich 2/8 Korn zu liefern. Das beruhte auf den ihnen zustehenden Wasserrechten.).
1363 bekennet Joh. von Buchsecke, das Wasser im Buseckergericht,vom Landgrafen Heinrich von Hessen als Gießer Burglehen empfangen zu haben. Unter den Rechten, die den Ganerben des Busecker Tals nach dem zwischen ihnen und der Landesherrschaft abgeschlossenen Vergleich vom 16. Oktober 1576 verbleiben, ist auch der Mühlenzwang genannt.
Verschieden davon ist der Wasserfallszins, der auf allen Mühlen ruhte und wie es bei der Krebsmühle ausdrücklich heißt, an die Obereinnehmerei in Gießen abgeführt wurde, also eine Staatssteuer war. Die Entrichtung des Rauchhahns wurde schon erwähnt. Mit Ausnahme von klösterlichen und adligen Wohnbauten ruhte diese jährliche Abgabe auf jedem Haus, das einen eigenen Herd und Rauch hatte.
Heinrich Fiedler betrieb die Mühle bis zum Tode seiner Frau im Jahre 1940. Seine Tochter Emilie, verheiratet mit Reinhard Schäfer, führte während der harten Kriegsjahre die Mühle mit Unterstützung von frz. Kriegsgefangenen und polnischen Fremdarbeitern. Nach dem Tod von Heinrich Fiedler und Reinhard Schäfer wurde der Mühlenbetrieb 1957 eingestellt. Das gesamte Anwesen wurde von Adam Morath gekauft und die Einrichtung der Mühle nach und nach verkauft.
Das Wasserrad erwarb der Besitzer der Weidenmühle in Allendorf/Lumda. Die Welle des Mühlrades kam eines Tages wieder nach Beuern zurück und wurde in die Dorfmühle eingebaut.

Fünfhausen:
Im Haus Fünfhausen 57 wurde um 1900 eine Kinderschule eingerichtet. Sinn der Kinderschule war hauptsächlich, den in der Landwirtschaft tätigen Müttern die Kinder abzunehmen. Die Kinderschule war dort bis 1914 untergebracht. Die Scheune beim Pfarrhaus wurde im Jahre 1914 zum Pfarrsaal umgebaut. Dort wurden die Kinder im Pfarrsaal von Schwester Mathilde bis Anfang der 20er Jahre betreut.
Das Haus der Familie Kaksch ist aus Beuerner Feldsteinen, sogenannten "Russe" gebaut. Es wurde 1998 verputzt, aber sicher können es sich die meisten Leute noch vorstellen, wie die Steine aussahen.
An der Ecke Friedhofstraße und Fünfhausen befand sich bis ca 1976 ein Laden, wo man so ziemlich alles bekommen konnte. Von Nägeln bis zur Zahnpasta. Das Geschäft wurde von Familie Meißinger geführt.
Die Mutter von August Meißinger genannt die "Kuortebette" ging in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg nach Gießen auf den Markt und verkaufte dort die Produkte der Beuerner Bauern, die sie von denselben ankaufte.
1875 sollte ein Sohn der Witwe Sommerlad in einem Stalle den Boden aufhacken und zertrümmerte dabei einen eingemauerten sogenannten Häuser-Topf, welcher in Leinwand eingeschlagen und mit größeren und kleineren Silbermünzen gefüllt war. Das Geld war augenscheinlich während der Freiheitskriege vergraben worden. Es befanden sich u.a. Taler aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, Hessenmünzen u.s.w. darunter. Leider war die neue Reichsmünz-währung schon 2 Jahre in Kraft getreten und deshalb kam nur der Silber- und Altertumswert der Münzen in Betracht. Dennoch vermittelte Melchior Henß aus Frankfurt der armen Witwe bis zu 100 Mark dafür.
 

Die Gaststätte "Zur alten Post":
Die Ortschaft Beuern war als sogenannte "Landpoststation" nach Verträgen von 1862 zwischen der Thurn und Taxis’schen Postverwaltung und dem Großherzogtum Hessen ausgewiesen. Ein Landpoststempel mit dem Namen des Ortes in rechteckiger Form war vorgeschrieben und musste auf jeden im Kasten vorgefundenen Brief abgedruckt werden.
Bis zum Jahre 1874 wurde die Gemeinde Beuern postalisch von Gr. Buseck verwaltet. Bereits 1871 wurde in dem Gasthaus "Fünfhäuser Hof" eine Postagentur eingerichtet. Postagent war der Gastwirt Kaspar Ranft. Die Familie Ranft leitete die Agentur bis 1939. Mehrmals sollte die Agentur wegen geringem "Verkehrsbedürfnis" geschlossen werden. Es konnte jedesmal durch Übernahme einiger Kosten seitens der Gemeinde verhindert werden. Ab 1929 wurde die Post mit einem Postauto von Großen Buseck zugeführt. 1939 wurde die Postagentur in eine Poststelle umgewandelt und vom Posthalter Albert Ranft zugestellt. Nach der Kapitulation am 8. Und 9. Mai 1945 kam der Postverkehr zum Erliegen und erst im September 1945 wurde durch die US Militärregierung eine Wiederaufnahme des Postverkehrs erlaubt. Die Poststelle befand sich bis im Herbst 1945 74 Jahre im Familienbesitz der Familie Ranft. 1969 wurde die Gastwirtschaft "Zum Fünfhäuser Hof" in "Alte Post" umbenannt.
Nachfolger von Albert Ranft wurde sein Nachbar Otto Sommerlad und so wurde die Poststelle in das Nachbarhaus Fünfhausen 31 verlegt. 1962 wurde Schreinermeister Reinhard Walter Ranft Nachfolger und die Poststelle wechselte mit ihm in die Untergasse 29. Erhard Konrad leitete die Poststelle bis zum Zusammenschluss der Gemeinde 1977 und am 25 Febr. 1982 erfolgte der Umzug in das von der Volksbank Beuern neu errichtete Postgebäude im Bersröder Weg 10. Wir hoffen sehr, dass es dort erhalten werden kann.
In dem Hause der Gaststätte zur alten Post war vom 1.2.1959 bis 19.12.1965 die Volksbank Beuern untergebracht.
Der Ortsteil Fünfhausen entstand im 18. Jahrhundert, nachdem der Ortsbereich zu klein geworden war und man außerhalb des Haingrabens begann Häuser zu errichten.
Vor Fünfhausen 17 stand früher ein Backhaus. Es fiel dem Straßenbau im Jahre 1955 zum Opfer. Dafür wurde im Hanbachweg ein neues erstellt.
Das alte Haus der Familie Thurow (Fünfhausen 17) war an einem anderen Ort abgerissen und hier wieder aufgebaut worden. Scheune, Stall und Wohnung befand sich unter einem Dach. Es wurde 1970 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Hinten in der Ecke befindet sich die Schleuße. Hier konnte der Dorfmüller bestimmen, ob er Wasser auf seine Mühle haben wollte. Der Mühlgraben war offen und ging vor den Häusern entlang. Jedes Anwesen hatte eine Brücke über den Mühlgraben hinweg.
Auf der anderen Seite, wo jetzt der Weg an der früheren Ortsbefestigung (Wall und Graben mit Zaun) entlang zum Friedhof führt, standen an beiden Seiten mehrere Häuser und zwar: das Elternhaus von Karl Heinrich Dort mit dazugehöriger Werkstatt, das Wohnhaus mit Scheune der Kasimirs und ein weiteres Wohnhaus der Familie Damm.

Nun kommen wir zur Dorfmühle.
Darüber wird uns der Besitzer Philipp Lindenstruth einiges berichten können.

Dorfmühle:
Von Wilhelm Arnold V. erschienen in Heimat im Bild Nr. 10 am 6.März 1930.
Die älteste Nachricht über die Dorfmühle enthält ein im Staatsarchiv bewahrter Kaufbrief, nach dem sie im Jahre 1625 von ihren seitherigen Besitzern, den Herren von Schenk zu Schweinsberg, an Georg Philipp von Buseck zu Beuern übergeht. Sicher ist aber ihre Entstehung weiter zurückzuverlegen. Sie muß mit der Krebsmühle zu den ältesten Mühlenanlagen der Umgebung gerechnet werden. Mit ziemlicher Sicherheit läßt sich annehmen, daß sie die Gründung eines adligen Geschlechtes, vielleicht gerade der genannten, ehemals hier begüterten und sehr berechteten Schenken zu Schweinsberg war. Der gegenwärtige Mühlenbau wurde im Jahre 1830 errichtet. Wie Augenzeugen berichteten, habe das alte Mühlchen auch ein hohes Alter verraten. So lange freilich sichere Belege für eine frühe Entstehungszeit nicht vorliegen, ist man auf bloße, wenn auch sehr wahrscheinliche Vermutungen beschränkt.
Nach dem Übergang der Dorfmühle an die buseckische Familie zu Beuern wird sie als die ganerbliche Mühle bezeichnet. In den Kirchenbüchern wird 1748 und 1749 Joh. Lepper als "zeitiger Müller" oder als "Müller in der ganerblichen Mühle" allhier genannt. Demnach war die Mühle damals noch im Besitz der Ganerben und der Genannte stand im Pacht- oder im Leihverhältnis zu demselben. Die Familie Lepper stammte von der nach ihr benannten Leppermühle in Großen Buseck. In Beuern ist sie in männlicher Linie ausgestorben. Das Müllereigewerbe scheint in der Familie Überlieferung gewesen zu sein, denn unter anderen kommen auch auf der Scheidemühl und der Krebsmühle Glieder dieser Familie als Besitzer vor. An dem Wohnhaus des letzten Lepper in Beuern sah man noch seither die Abzeichen seines Handwerks: Rad und Beil. Die Kontributionslisten vom Jahr 180? Führen Phil. Lepper an, der augenscheinlich ein Sohn des genannten Joh. Casp. und sein Nachfolger war. In den 1780 er Jahren war das buseckische Hofgut versteigert worden. Mindestens seit dieser Zeit ist die Familie Lepper Eigentümerin der Ganerbenmühle gewesen. Als ihren späteren Besitzer offenbart ein altes Grundbuch : 1825 Heinrich Wißner, Jak. Sommerlad, 1826 Kasp. Klein, Bürgermeister Belloff, 1827 Joh. Belloff, 1833 34 Jost Belloff Jost G. Um 1830 erbaute der damalige Besitzer der Dorfmühle, der eben genannte Bürgermeister Belloff, an Stelle des alten unscheinbaren Mühlchens einen stattlichen Neubau und überließ dann 1833 das Anwesen seinem Bruder Jost, dessen Nachkommenschaft bis in die neuere Zeit in seinem Besitz geblieben ist. Das alte Jostchen, wie es gewöhnlich genannt wurde, war ein sehr betriebsames und unternehmendes Männchen, das sich nur wohl fühlte, wenn es eine Schar von Arbeitern beschäftigen konnte und sein Tisch voll besetzt war. Um der Mühle frisches, nicht gefrierendes Wasser zuzuführen und gleichzeitig die Wasserkraft zu verstärken, grub man den heute noch vorhandenen Teich auf dem Katzenloch. Leider ergab sich ein zu geringes Gefälle, so daß das Unternehmen verfehlt war. Sein Sohn und Nachfolger Johannes war das grade Gegenteil des Vaters. Karg im hohen Grade, war er nur darauf bedacht, Hab und Gut zu mehren. Die Gunst der Zeit hat es ihm auch gelingen lassen. Neben der Mühle betrieb er auch eine Ölschlägerei, die bei dem damals bedeutenden Rapsbau ein lohnender Nebenbetrieb war. Das Müllereigewerbe stand damals überhaupt in hoher Blüte. Grade in den häufig wiederkehrenden teueren Zeiten konnten die bäuerlichen Erzeugnisse auch höher bewertet werden.
Die Mühle ging 1913 über auf Fam. Lindenstruth. Seit 1962 war sie im Besitz des Sohnes Philipp Lindenstruth und seit 1991 hat sie dessen Sohn Volker Lindenstruth übernommen. Der vordere Wohnteil musste im Jahre 1972 einer Verbreiterung der Straße weichen und wurde abgerissen. Seit 1974 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt

Anmerkung Kaufbrief: Im Jahr 1625 verkauft Kaspar Magnus Schenk zu Schweinsberg ein von seinem Vater Kasp. Magnus ererbtes und ihm zustehendes Hof- und Mühlengut zu Beuern, bestehend in Hofreite, Acker und Wiesen, so außer aller Beschwerung, frei im Dorf und Feldbezirk Beuern, dermaßen, darüber ein ratificirtes Verzeichnis hinterlassen, an den Wohlgeb. Gestreng. und Besten Georg Phil. V. Buseck, Ganerben und Vierer des Busecker Tals und Margr. geb. v. Gilsa, um 1350 fl. a 27 alb.

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Bei der Kirche wieder angelangt, beschließen wir unseren ersten Teil des "Heimatkundlichen Spazierganges" und hoffen, dass wir uns bald bei dem zweiten Teil wieder sehen werden.

 

 

 
 

Aktualisiert am: 02.11.2013
 

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