Arnsburger Mühlen

Zu den Mühlen des Klosters Arnsburg

Wenn wir uns die Geschichte des Klosters Arnsburg betrachten, sehen wir es um 1489 hoch verschuldet. 1Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. “Arnsburger Kauf” Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f)
Das Kloster Arnsburg war in den Jahrzehnten zuvor von politischen und kriegerischen Ereignissen nicht verschont geblieben. Erzbischof Johann I. von Nassau beschlagnahmte während der Kämpfe zwischen Hessen und Mainz im Jahr 1406 kurzerhand die Arnsburger Besitzungen in der Wetterau, im Rheingau und am Main. Er belegte das Kloster mit dem Bann und drohte mit seiner Zerstörung. Verhindert hat dies der Erzbischof und Kurfürst von Trier Werner von Falkenstein, der 400 Mann als Schutzwache zum Kloster Arnsburg verlegte. Bei diesen Auseinandersetzungen brannten laut Arnsburger Niederschriften 26 Höfe nieder, und der Schaden wurde auf nicht weniger als 73.000 Gulden beziffert. 2Gärtner S. 18
Zum Wiederaufbau und zur Schuldentilgung hatte das Kloster deshalb bei den Grünberger Antonitern die stolze Summe von 8.000 Gulden zu einen Zinssatz von 3,8 % aufgenommen. Wie so oft bei Schuldgeschäften: das Kloster Arnsburg konnte seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Landgraf Wilhelm I. von Hessen verfügt im Jahr 1489, dass das Kloster Arnsburg große Teile seiner Besitzungen zur Begleichung seiner Schulden an das Antoniterhaus in Grünberg abtreten muss. 3Beurkundete Nachricht von d. Teutsch-Ordens-Haus u. Commende Schiffenberg, 1752 Seite 19 Diese lagen in den Bezirken Grünberg, im Busecker Tal und im Hüttenberg. 4Eckhardt 1978, S. 70 Die Arnsburger verkauften 5Eigentlich traten sie ihre Besitzungen zur Schuldentilgung ab. dem Antoniter Kloster in Grünberg damit in den Jahren 1489 bis 1491 – dem sog. Arnsburger Kauf – ihre Besitzungen in 54 Ortschaften 6Martin S. 124. Darunter auch die Mühle in Beuern 7Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. “Arnsburger Kauf” Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f).

Mit der Reformation in der Landgrafschaft Hessen 1526 werden – mit wenigen Ausnahmen – die Klöster aufgelöst. Der Klosterbesitz wird enteignet und fällt an den hessischen Landgrafen.
Dieses Schicksal traf auch das Antoniterkloster in Grünberg. Sein Besitz wurde – zusammen mit den Besitzungen des Klosters Wirberg als Vogtei Grünberg – 1540 an die Universität Marburg überwiesen. Er sollte zur finanziellen Unterhaltung der neu gegründeten Universität beitragen. Da in der Folge der Teilung der Landgrafschaft Hessen 1567 in Gießen eine weitere Landesuniversität gegründet wird, wird der ehemalige Klosterbesitz aus dem Raum Gießen, insbesondere die für uns interessante Vogtei Grünberg, nun der Gießener Universität übertragen.

Die 1360 erwähnte Mühle “in dem Dorf Beuern liegend” zinst nun der Universität Gießen.

Im Universitätsarchiv Gießen lagern zahlreiche Rechnungslegungen der Vogtei Grünberg aus den Jahren 1562-1828. 8UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 575 bis Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 636 Immer wieder finden sich hier geleistete Zahlungen aus Beuern mit dem Hinweis “aus der Möhln im Dorff gelegen” So zum Beispiel im Jahr 1581 von Balzer Becker 9UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 581, 1682 von “Juncker Wilhelms Mühl im Dorff10UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 624 oder 1733 von “Georg Philipp Neeb aus Jkr Schwalbachs Mühle im Dorf11UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 574.
Mit “Junker Wilhelm” ist Wilhelm Christoph v. Buseck gemeint, dessen Vater 1625 die Dorfmühle in Beuern kaufte. 12HStAD A 3 Nr. 30/3 Junker Schwalbachs Mühle meint Conrad Christian v. Schwalbach, der mit Wilhelm Christoph v. Busecks Enkeltochter Dorothea Christina Sophia verheiratet war. Sie hatte den ganzen Familienbesitz in Beuern mit in die Ehe gebracht. Darunter auch den herrschaftlichen Hof im Bereich Fünfhausen/Metzengasse/Untergasse – und somit die Dorfmühle.

Die Heranziehung der Geschichte des Klosters Arnsburg, der Grünberger Antoniter sowie der Universitätsgeschichte Gießens und der dazugehörigen Rechnungslegungen dürfte die Zuordnung der Urkunde von 1360 an die Dorfmühle in Beuern belegen.
Damit kann die Ersterwähnung der Dorfmühle nun auf das Jahr 1360 datiert werden. Die aktuelle Ersterwähnung der Mönchmühle in Beuern unterm Burghain liegt nach derzeitigem Forschungsstand um das Jahr 1580.

Im Jahr 1682 war das Kloster Arnsburg wieder im Besitz einer Mühle in Beuern 13HStAD F 31 Nr. 3194 – Pachtregister Beuern mit dem Namen “Münchmühle” .


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt

Literatur:
Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg, 3 Heft; Darmstadt 1853 (AUB)
Albrecht Eckhardt: Die Grünberger Antoniter, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereines NF. Nr. 63/1978, S. 63-77
Albrecht Eckhardt: Klosterarchive : Regesten und Urkunden Teil: 8 : Die oberhessischen Klöster; Dritter Band 2. Hälfte Texte und Indizes; Marburg 1988
Otto Gärtner: Kloster Arnsburg in der Wetterau. Seine Geschichte – seine Bauten. Hrsg. Freindeskreis Kloster Arnsburg e. V., zweite Auflage 1993
Christoph Ludwig Koch: Beurkundete Nachricht von dem Teutsch-Ordens-Haus und Commende Schiffenberg wie auch denen übrigen in dem Fürsthentum Hessen gelegenen Ordens-Gütern …1; Gies[s]en 1752
Thomas Martin: Das Antoniterkloster Grünberg. Mittelalterliche Voraussetzungen einer Frühneuzeitlichen Universitätsgründung: Grundzüge seiner Geschichte und Wirtschaftsgeschichte bis zur Säkularisierung 1527; in: Moraw/Press: ACADEMIA GISSENSIS. Beiträge zur älteren Gießener Universitätsgeschichte, Marburg 1982 – S. 115-135 und Ill.


  • 1
    Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. “Arnsburger Kauf” Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f)
  • 2
    Gärtner S. 18
  • 3
    Beurkundete Nachricht von d. Teutsch-Ordens-Haus u. Commende Schiffenberg, 1752 Seite 19
  • 4
    Eckhardt 1978, S. 70
  • 5
    Eigentlich traten sie ihre Besitzungen zur Schuldentilgung ab.
  • 6
    Martin S. 124
  • 7
    Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. “Arnsburger Kauf” Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f)
  • 8
    UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 575 bis Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 636
  • 9
    UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 581
  • 10
    UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 624
  • 11
    UniA Gießen Bestand ZUV Nr. Allg. Nr. 574
  • 12
    HStAD A 3 Nr. 30/3
  • 13
    HStAD F 31 Nr. 3194 – Pachtregister Beuern
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