Als Beginn der Reformation gilt allgemeinhin der sog. Thesenanschlag von Martin Luther an der Kirchentür der Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober 1517. Damit wurde vom Augustinermönch und Doktor der Theologie Martin Luther als prominentester Vertreter der Reformationsbewegung ein nicht mehr umkehrbarer Prozess in Gang gesetzt, der gerade in „Hessen“ auf fruchtbaren Boden fiel – auch wenn die Umsetzung ein langwieriger und schwieriger Prozess wurde.
Der „hessische“ Landgraf Philipp I. führte die Reformation 1526 in seinen Landen ein. In der Obergrafschaft (Darmstadt) hatten 1531 die meisten Pfarreien die evangelische Lehre eingeführt. Im Bereich der späteren Gießener Superintendentur waren von den 41 Pfarreien noch mindestens 12 katholisch. Nach und nach nahmen weitere Pfarreien die evangelische Lehre an. Am längsten dauerte es bei den Pfarreien unter dem Adel, zu denen auch das Busecker Tal gehörte. Vier seiner Pfarreien (Beuern, Reiskirchen, Rödgen und Großen-Buseck) wurden wohl gegen Ende der 1530er Jahre lutherisch.
Während die Grundherrschaft im Busecker Tal zu dieser Zeit komplett in der Hand seiner Ganerbenfamilien v. Buseck und v. Trohe war, sah es bei den Patronatsherren anders aus.
Großen-Buseck (zu dem auch die Kirchen in Alten-Buseck, Burkhardsfelden und Oppenrod gehörten), sowie Beuern standen unter dem Patronat 1Alle Angaben zum Patronatsherren stammen aus dem Jahr 1577 (HStAM S 44) der Familien Schutzbar gen. Milchling in Treis. Rödgener Patronatsherren waren die Familie v. Buseck gen. Münch und v. Trohe. Letztere hatten zudem das Patronat in Albach. Reiskirchen stand unter dem Patronat der Familie v. Windhausen. Das, dem Busecker Tal benachbarte Winnerod (zu dem Bersrod kirchlich gehörte), war zu dieser Zeit im Besitz der Familie v. Windhausen und hatte als Patronatsherren die Familie Nordeck zur Rabenau 2nach Röschen erhielten die Brüder Nordeck zur Rabenau 1462 von Graf Otto zu Solms das Patronat über Winnerod. Es war altes Münzenbergisches Lehen.. Hier wurde die „neue Lehre“ erst in den 1540er Jahren eingeführt.
Mit Ausnahme des Busecker Tales blieben alle, einmal zur lutherischen Lehre übergetretenen Pfarreien lutherisch. Das Busecker Tal jedoch erlebte eine „Reformation nach der Reformation“ 3Dienst S. 25, nach Diehl Hassia Sacra 1, S. 225.. In den Jahren 1548-1552/55 war das Busecker Tal noch einmal katholisch 4Dieser Rückschritt in den Katholizismus dürfte mit dem Schmalkaldischen Krieg zusammenhängen.. Sucht man einen Grund für diese „Reformation nach der Reformation“ könnte sie in der Bindung der Busecker Ganerben an König und Kaiser liegen. Beriefen sie sich doch immer auf ihren reichsunmittelbaren Status, begründet auf von Kaiser und König an sie vergebene Belehnungen mit dem Busecker Tal. So standen die Busecker Ganerben, wie so oft, auch in dieser Frage zwischen Reich und Landgraf.
Sympathie mit der Reformationsbewegung gab es innerhalb der Familie v. Buseck. Luthers Reise von/nach Worms im Jahr 1521 begleitete ein (uns unbekannter) Herr v. Buseck. Überliefert ist dies auf einem Furierzettel im Archiv der Marienstiftsgemeinde in Lich 5http://geschichtlich.info/lutherweg.php – abgerufen: 22.07.2023, 8:20.
Der Gießener Amtmann und Vertraute Landgraf Philipp I., Balthasar v. Weitolshausen gen. Schrautenbach (+ 1529)61490 Gießener Rentmeister (unter Lgf. Wilhelm III.); 1493 Reise nach Rom um Abstellung von Mißständen in den Klöstern zu Marburg und Grünberg zu erwirken (unter Lgf. Wilhelm III.); Parteigänger der Landgräfin Anna, Vertrauter Lgf. Philipp I. – somit Mitbetreiber der Reformation – war Schwiegervater von Margaretha v. Buseck gen. Rüsser. Ein weiterer Sohn Balthasars machte in unserem Raum unrühmlich von sich reden. Er hat an der Ältesten uns in Trohe überlieferten Kirmes einen Totschlag begangen. Sein Vater hatte von der Familie v. Buseck gen. Rüsser die Badenburg bei Gießen übernommen. Die Familie Weitolshausen gen. Schrautenbach hatte Besitzungen im – und somit Bezüge zum – Busecker Tal.
Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
HStAM = Staatsarchiv Marburg
Kirchenarchiv Großen-Buseck
Literatur:
Karl Dienst: Gießen – Oberhessen – Hessen. Beiträge zur evangelischen Kirchengeschichte; Darmstadt 2010
[Friedrich August] Röschen, Urkunden von Winnerod, Jahresber. Gießen 3 (1883), in: MOHG 3/1883
- 1Alle Angaben zum Patronatsherren stammen aus dem Jahr 1577 (HStAM S 44)
- 2nach Röschen erhielten die Brüder Nordeck zur Rabenau 1462 von Graf Otto zu Solms das Patronat über Winnerod. Es war altes Münzenbergisches Lehen.
- 3Dienst S. 25, nach Diehl Hassia Sacra 1, S. 225.
- 4Dieser Rückschritt in den Katholizismus dürfte mit dem Schmalkaldischen Krieg zusammenhängen.
- 5http://geschichtlich.info/lutherweg.php – abgerufen: 22.07.2023, 8:20
- 61490 Gießener Rentmeister (unter Lgf. Wilhelm III.); 1493 Reise nach Rom um Abstellung von Mißständen in den Klöstern zu Marburg und Grünberg zu erwirken (unter Lgf. Wilhelm III.); Parteigänger der Landgräfin Anna, Vertrauter Lgf. Philipp I.