Helgenmühle

weitere Namen: unbekannt
Lage/Anschrift: 35447 Reiskirchen – Lage unbekannt
Zustand:
Ersterwähnung:  1558/1573
Infos: Wassermühle an der Wieseck, oder Ölmühle?

Das genaue Alter der Helgenmühle lässt sich nicht feststellen. Zur frühen Geschichte liegen nur sporadische Überlieferungen vor.
In den Rechnungen des Universitätsarchivs Gießen findet sich im Jahr 1573 1UniA Gießen Allg. Nr. 578 unter der Ortschaft Reiskirchen eine Abgabe vom “moln gut” zusammen mit dem Ingebrand Gut, hier genannt zum halben Wyl. Die Abgabe ist eingetragen unter den Abgaben aus der Wirberger Vogtei. Es handelt sich im die Abgabe von zwei Gulden, einer Meste Öl, einem Malter Käse und einem Hahn. Wer die Abgabe zahlt wird nicht genannt. Weitere Abgaben aus dem Ingebrand Gut werden von Cloß Hartmann geleistet. Das moln gutt taucht in der Liste ein zweites Mal auf. Abgabe: 1 Gulden sowie eine Meste Öl, 1 Malter Käse, 2 Hähne 1 Huhn Wilcher Peter von dem moln gutt. 2UniA GI Bestand Allg. Nr. 578, Blatt 54.
Ein Flurnamen “Mühlberg” findet sich in der Arbeit über Flurnamen von Passler nicht belegt. Er verweist hierzu auf die bei Jung und Gengnagel zitierte Quelle von 1567. Die Herkunft des Namens Helgenmühle ist unbekannt.
Im Jahr 1558 beklagt sich Henrich Neukastell beim Landgrafen, dass die Ganerben ihm seine Mühle gen Reiskirchen abgebrochen haben. 3Memoriale S. 194, 247f Wenn ab 1573 nur von einem Molln gutt die Rede ist, könnte es sich um den Gutshof zur ehemaligen Mühle von Henrich Neukastell handeln.
Henrich Neukastell bezeichnet sich als ein Schwager von Helfrich v. Trohe. Wahrscheinlich war er ein Schwiegersohn des in Reiskirchen beheimateten Hartmann v. Trohe, der neben drei ehelichen noch zahlreiche uneheliche Töchter gehabt heben soll.

In einer Abgabenliste von 1610 4HStAM Bestand 340 von Nordeck zur Rabenau VII a/7 – Büchlein von 1632 sind an den Junker Münch 2 Hähne aus dem “garden bey der molln” in Reiskirchen zu leisten.
Ein Hinweis auf eine (noch) bestehende Mühle?

Leblanc (1997) 5Leblanc 1997, S. 22
Nur ein Flurname “am Mühlberg” erinnert noch an das ehemalige Bestehen eines Mühlwesens innerhalb der Gemarkung Reiskirchen. 1575 6Laut Mail der Kirchengemeinde Reiskirchen vom 20. November 2023 liegen der Kirchengemeinde keine Kastenrechnungen aus der Zeit vor 1675 mehr vor scheint die Helgenmühle erstmalig zum Kirchen – oder Gotteskasten gehört zu haben. Sie muß indes schon früher bestanden haben, da schon 1567 gewisse Einträge eine Zinspflichtige “Molenwiese” und einen “Acker auf dem Molenberg” aufführen. 1575 sind 5/8 Korn verzeichnet, welche als “Molenpacht” dem Pfarrer zu gute kommen. „Es waren eigentlich 6/8, es ist mir aber eines nachgelassen worden” so bemerkte der damalige Pfarrer. Im Jahr 1579 findet man den Pfarrer von Reiskirchen auf Reisen “der Molen halber zu Gießen, zu Heuchelheim, Dutenhofen und Dorlar“ Ein Bot (Bote) trägt den Gegenbericht “der Molenhalber” nach Gleiberg, dem Reiseziel des Pfarrers, zum Amtmann. 1582 heißt es, daß 5 Gulden dem Pfarrer an Bezahlung gegeben wurden, für Baugeld des Pfarrhofes „von den ausstehenden Achtel Korn aus der Molen”. Die letzte auf die Helgenmühle bezügliche Nachricht ist vom Jahre 1583, nach welcher die Herren Zinngrafen und die Schatzmeistern ” 3 Gulden erhalten für die Schätzung der Molen. Über das weitere Schicksal der Mühle fehlen alle Spuren. Sie scheint bald nicht mehr im Besitz des Kastens gewesen zu sein, da in den Rechnungen keine auf sie bezügliche Einträge mehr vorkommen. Unbekannt ist die Geschichte ihrer Entstehung.    –  (Fast wortgleich aus: Jung, dieser von Arnold übernommen)

Eigentümer

– 1558Henrich Neukastell

Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
UniA GI = Universitätsarchiv Gießen
GemA Buseck = Gemeindearchiv Buseck

Literatur:
Wilhelm Arnold: Die Mühlen im Busecker Tal, Heimat im Bild 1930
Dr. Gengnagel: Heimatbuch der Gemeinde Großen-Buseck; (unpubl. Manuskript von 1937/38)
Ludwig Jung: Geschichte des Busecker Tals; (unpubl. Manuskript = GemA Buseck Bestand N 13 Nr. 5)
v. d. Malsberg: Memoriale an die hochlöb. allgemeine Reichsversammlung zu Regenspurg mit beygefügter Specie Facti und … Deduction vieler … nullitäten … einer bei dem … Reichshofrath in Sachen der Unterthanen und Eingesessenen des Busecker Thals … wider … Ernst Ludwigen Landgrafen zu Hessen … beschlossenen Urtheil von der … Hessischen Gesandschaft übergeben; Gießen 1707
Karl-Heinz Passler: Flurnamen von Reiskirchen; (unpubl. Manuskript)
Friedhelm Leblanc: Die Geschichte der Mühlen im Busecker Tal; Buseck 1997


  • 1
    UniA Gießen Allg. Nr. 578
  • 2
    UniA GI Bestand Allg. Nr. 578, Blatt 54
  • 3
    Memoriale S. 194, 247f
  • 4
    HStAM Bestand 340 von Nordeck zur Rabenau VII a/7 – Büchlein von 1632
  • 5
    Leblanc 1997, S. 22
  • 6
    Laut Mail der Kirchengemeinde Reiskirchen vom 20. November 2023 liegen der Kirchengemeinde keine Kastenrechnungen aus der Zeit vor 1675 mehr vor
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