Juden im Busecker Tal

Unter den Bewohnern des Busecker Tals sind seit ca. 1560 1erschlossen aus Zeugenaussagen von 1620; HStAD E 12 Nr. 21/12 Juden belegt 2Zum Vergleich: Laut Bodenheimer, S. 11 stammt der früheste (ungenannte) Beleg für Juden in Gießen aus dem Jahr 1559..
Der erste uns bekannte Jude war Gerst, der aus der Gemeinde Trohe (nicht zum Busecker Tal gehörend) um 1560 nach Großen-Buseck 3HStAD E 12 Nr. 21/12 zog. Einige Jahre später kam Hirtz Judt nach Großen-Buseck. Um 1575 zog Löw von Staufenberg ins Busecker Tal wo er für einige Jahre in Alten-Buseck lebte bevor es ihn nach Staufenberg zog. 1620 lebte mit Samuel Schmuel wieder ein Jude in Alten-Buseck. Bereits lange zuvor lebte ein Martges in Burkhardsfelden.
Die Juden im Busecker Tal kamen zum Teil von weit her. Gersts Schwiegersohn Isaac Judt stammte aus Hallendorff 4Wir danken Dr. Joachim Hahn für den Hinweis, dass es sich hierbei wohl um Hallerndorf handelt. im Bamberger Landt. Der 1620 in Großen-Buseck belegte Mosch Judt, Schwiegersohn des Hirtz Judt, war im Braunschweiger Land geboren.
In einer Klage der Busecker Ortschaften gegen den Londorfer Grund wurde 1675 ein Nathan“Jud zu Grosenbuseck” – gemeinsam mit neun anderen in Großen-Buseck beeidigt, das im Busecker Tal am 19.-23. November 1675 gepfändete Vieh zu schätzen.5AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia Decisa 805

Im Jahre 1594 lebten 22 Juden 6die älter als 12 Jahre (Kopfsteuer) waren im Busecker Tal, in Trohe lebten zu dieser Zeit drei Juden. Beide Gruppen unterschieden sich in ihren Vermögensverhältnissen stark von einander. Während die drei Juden in Trohe zusammen über ein Vermögen von 250 Gulden verfügten, waren es bei den 22 Juden im Busecker Tal zusammen lediglich 300 Gulden 7Löwenstein, S. 84. Welchen Anreiz Trohe der deutlich vermögenderen jüdischen „Familie“ zum Bleiben bot ist unbekannt.

In Flurnamen taucht der Begriff „Jude“ schon etwas früher im Busecker Tal auf. Der sog. „Judengraben“ zwischen Großen-Buseck und Beuern gelegen, ist in Dokumenten bereits 1531 8HStAD E 12 Nr. 24/3, als Teil des 7-Huben-Zehnten (gefolgt von 1570 9Kirchenarchiv Großen-Buseck, Kirchenrechnung von 1570 ) belegt. Da der Flurname in seiner Bedeutung jedoch nicht geklärt ist, kann er nicht als Beleg für Juden im Busecker Tal zu einer Zeit vor 1560 herangezogen werden.


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
AT-OeStA = Österreichisches Staatsarchiv, Wien
Kirchenarchiv Großen-Buseck

Literatur:
Rosy Bodenheimer, Beitrag zur Geschichte der Juden in Oberhessen von ihrer frühesten Erwähnung bis zur Emanzipation (Diss.), Gießen 1931
Uta Löwenstein: „Quellen zur Geschichte der Juden im Hessischen Staatsarchiv Marburg 1267-1600“, Wiesbaden 1989


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    erschlossen aus Zeugenaussagen von 1620; HStAD E 12 Nr. 21/12
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    Zum Vergleich: Laut Bodenheimer, S. 11 stammt der früheste (ungenannte) Beleg für Juden in Gießen aus dem Jahr 1559.
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    HStAD E 12 Nr. 21/12
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    Wir danken Dr. Joachim Hahn für den Hinweis, dass es sich hierbei wohl um Hallerndorf handelt.
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    AT-OeStA/HHStA RHR Judicialia Decisa 805
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    die älter als 12 Jahre (Kopfsteuer) waren
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    Löwenstein, S. 84
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    HStAD E 12 Nr. 24/3, als Teil des 7-Huben-Zehnten
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    Kirchenarchiv Großen-Buseck, Kirchenrechnung von 1570
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