Ober- und Nieder-Albach

von Hanno Müller
Nachdruck aus: 750 Jahre Albach, S. 12 1Anmerkungen ergänzt von HABu

In der Urkunde aus dem Jahre 1239 2HStAD B 25 A Nr. 56 (1239, Aug.); Regest AUB Nr. 28, die den Anlaß für die Albacher 750-Jahrfeier bildet, geht es um die Festlegung der Licher Gemarkungsgrenze. Zu dieser Grenzfestlegung war natürlich die Zustimmung von Vertretern der an die Licher Gemarkung angrenzenden Dörfern erforderlich. Aus diesem Grunde werden in dieser Urkunde neben vielen anderen auch „ … de Alpach: Sbodo et Hartmudus …“ genannt.
Die Nennung des Dorfnamens „Alpach“ läßt vermuten, daß es damals nur ein Dorf dieses Namens gab. Dies scheint aber nicht so gewesen zu sein, denn nur vierzig Jahre später, 1280 3HStAD B 25 A Nr. 239 (1280, Nov.16); Regest AUB Nr. 180, übernimmt das Kloster Arnsburg einen Hof in „Albach superiori“ (Ober-Albach) und 1295 4HStAD Bestand A 3 Nr. 1/1 von HStAD Bestand A 3 Nr. 1/1 wird in „Niedern-Alpach“ eine Korn-Gülte verkauft.

Darstellung von Albach auf dem Kupferstich.

Darstellung von Albach auf dem Kupferstich.
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.

Da nach der Lage der Dörfer nur Nieder-Albach eine gemeinsame Grenze mit Lich hatte, müßten Sbodo und Hartmudus also aus Nieder-Albach gewesen sein. Ob beide Dörfer gleichzeitig entstanden, oder ob Ober-Albach, das heutige Albach, von Nieder-Albach aus gegründet wurde, kann nicht mehr gesagt werden.
Urkundlich erwähnt wird Nieder-Albach vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. In den älteren Urkunden geht es meist um Grundstücksgeschäfte des Klosters Arnsburg. In Urkunden der Jahre 1271 und 1467 5HStAD B 25 A Nr. 1719 (1467, Sept. 9); Regest AUB Nr. 1196 wird eine Kirche in Nieder-Albach genannt. Die Reste dieser Kirche wurden in den Jahren 1971 bis 1973 von Pfarrer Waldemar Küther im Auftrag des Landesamtes für geschichtliche Landeskunde ergraben 6Zur Ausgrabung und zur Kirche siehe Gerschlauer. Das Dorf Nieder-Albach lag in Höhe des Albacher Hofes zwischen der alten Landstraße und der Umgehungsstraße. Gegenüber der Zufahrt zum Albacher Hof zweigt nach links ein Weg ab. An dieser Kreuzung stand bis vor wenigen Jahren eine uralte, hohle Linde. Östlich dieser Kreuzung, auf dem steil ansteigenden Bergrücken stand die Nieder-Albacher Kirche.

Die Ausgrabungen ergaben, daß die Kirche in etwa 10 Meter Abstand von einem Mauerring umgeben war, hinter dem sich in Zeiten der Gefahr die gesamte Dorfbevölkerung zurückziehen konnte. Das Kirchenschiff war neun Meter lang und vier Meter breit. An das Schiff schloß sich ein rechteckiger Chorraum an, in dem man auch das Altarfundament fand. Gefundene Verputzreste zeigen, daß er mit roten Ornamenten bemalt war. Scherben der Glasfenster wurden ebenfalls gefunden. Ältere Mauerreste im Chorraum deuten daraufhin, daß die Kirche einen kleinen Vorgängerbau (Kapelle) besaß.
Nieder-Albach bestand bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kaufte Graf Philipp von Solms nach und nach die Nieder-Albacher Hofreiten auf und siedelte die Bewohner in Lich an. Gleichzeitig baute er den Albacher Hof aus, von dem nach dem Wüstfallen die Nieder-Albacher Gemarkung bearbeitet wurde. Nach 1550 wird nur noch der Albacher Hof und nicht mehr Nieder-Albach in schriftlichen Überlieferungen genannt. Da man bei den Ausgrabungen wenig Geräte- und Keramikfunde machte, vermutet man, daß die Kirche planmäßig abgetragen wurde und das Material u. U. zum Bau von Gebäuden auf dem Albacher Hof verwendet wurde.
Nach dem Wüstfallen Nieder-Albachs ließ man bei dem benachbarten Ober-Albach das Bestimmungswort „Ober“ wegfallen und es heißt bis in unsere Zeit Albach.


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt

Literatur:
Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau, Darmstadt 1849 – AUB
Richard Koch: 750 Jahre Albach 1239 – 1989; Fernwald 1989
Susanne Gerschlauer: … übrig blieb eine Lageskizze – Vom Bewahren vergänglicher Hinterlassenschaften. Über die archäologische Grabung der Wüstung Nieder-Albach bei Lich im Jahr 1970; in MOHG 96/2011 S. 328-334


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    Anmerkungen ergänzt von HABu
  • 2
    HStAD B 25 A Nr. 56 (1239, Aug.); Regest AUB Nr. 28
  • 3
    HStAD B 25 A Nr. 239 (1280, Nov.16); Regest AUB Nr. 180
  • 4
    HStAD Bestand A 3 Nr. 1/1 von HStAD Bestand A 3 Nr. 1/1
  • 5
    HStAD B 25 A Nr. 1719 (1467, Sept. 9); Regest AUB Nr. 1196
  • 6
    Zur Ausgrabung und zur Kirche siehe Gerschlauer
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