Lage/Anschrift: 35394 Gießen-Rödgen
Ein adliger Hof in Rödgen gehörte im 16. Jahrhundert dem Schultheißen Gobbert v. Trohe. Gobbert war ein jüngerer Sohn des in ganz Mittelhessen begüterten Oswald v. Trohe. Wir wissen von Gobbert nicht viel. 1519 taucht er erstmals auf, als er den Eid der Ganerben für das Busecker Tal schwört. 1571 ist er tot, denn dann wird seine Witwe erwähnt. Verheiratet war er mit Margaretha v. Windhausen. In Besteuerungslisten des hiesigen Adels gehört Gobbert zu den ärmeren Junkern. Nach Aussagen, die die Vergabe von Lehen betreffen, verstarb er ohne Erben obwohl uns Kinder von ihm bekannt sind. Scheinbar war sein Sohn Johann Valentin v. Trohe als Deutschordensritter (sein Grabmal findet sich in Ellingen) nicht erbberechtigt was Lehensgüter betraf.
Während seiner Tätigkeit als Schultheis wird sein Wohnsitz mit Rödgen angegeben. Als die Gießener 1561 eine Strafexpedition durch Rödgen ins Busecker Tal führten, kamen sie in Rödgen am Haus des Gobbert v. Trohe vorbei. Zwischen 1606 und 1612 wird das elterliche Gut der Elisabeth und Margarethe v. Trohe und der Anna Catharina v. Katzenstein (ihre Mutter war Anna v. Trohe) an Johann Rudolf v. Buseck verkauft. Die Verkäuferinnen verkaufen ihr Anteil einzeln, es wird als Drittel der Erbschaft, und als nach dem Losverfahren geteiltes Gut beschrieben. Elisabeth, Margaretha und die bereits verstorbene Anna v. Trohe müßen Schwestern gewesen sein. Es ist anzunehmen, dass ihre Eltern der uns bekannte Gobbert v. Trohe und seine Ehefrau Magdalena v. Windhausen waren. Zwei Drittel des Gutes wurden von außerhalb verwaltet. Anna Catharina v. Katzenstein lebte nicht im Busecker Tal, Margaretha v. Trohe war die Ehefrau des Marcus Anthonius Lesch v. Mühlheim und lebte in Krofdorf. Beide hatten wohl Pächter auf den Ländereien sitzen. Nur Elisabeth hat scheinbar weiter in Rödgen gelebt. Von ihrem Mann Werner v. Hessinghausen heißt es in der Besteuerungsliste „hat bemelte Güter … unter seinem Pflug“. Die beiden Schwestern v. Trohe waren zum Zeitpunkt des Verkaufs schon recht betagt. Sie gingen mit dem Erlös wohl in „den Ruhestand“.
Die Familie v. Buseck wird bereits 1345 in Rödgen erwähnt. Über Gerlach v. Buseck gen. Münch und Gattin Kunigunde heißt es in einer Urkunde „zu Rödgen“.
Gelände des ehemaligen Adelshofes
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.
Gelände des ehemaligen Adelshofes
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.
Johann Rudolf v. Buseck und seine Familie haben ihren Wohnsitz in Rödgen genommen. Der Besitz wurde dann an Johann Ottmar weitergegeben, der Anfangs auch in Rödgen wohnte, doch kurz vor seinem Tode eine Stellung in Fulda annahm, wo er dann verstarb. In den Rödgener Kirchenbücher finden sich die Taufeinträge fast aller seiner Kinder. Auch seine erste Frau Maria Magdalena geb. v. Rodenhausen starb hier 1635 an der Pest.
Das Haus wurde spätestens 1632 den Grafen v. Solms, anstelle zweier Höfe zu Atzbach, von Johann Ottmar v. Buseck und seinen Vettern zu Lehen aufgetragen. Das Lehen lässt sich die Eppelborner Linie der Familie v. Buseck immer wieder bestätigen. Bewohnt hat sie es schon lange nicht mehr. Spätestens unter Johann Ottmars Enkelkindern wurde es als Wohnsitz aufgegeben und verpachtet bis es 1838 an die Gemeinde Rödgen als Pfarrhaus verkauft wurde.
In Teilen des Anwesens ist heute das Entbindungshaus Heidorn untergebracht.
Im Jahre 1819 sollte der Hof wieder einmal verpachtet werden. Aus einer Ankündigung liegt uns eine Beschreibung des Anwesens vor. Es handelt sich um ein aus eilf Morgen, 1 Viertel 10 3/4 Ruthen (dies sind 28.413 m²) bestehende Freiherrlich von Buseckische Lehngütchen, benebst geräumiger Wohnung, Brandweinbrennerei und Oeconomiegebäuden bestehendes Hofgut. Etwas detaillierter liest sich eine Beschreibung des Hauses von Otto Röschen im Jahre 1900: dünne Wände, zugig; 11,8 x 7,2 m Grundfläche; ganz unterkellert, guter Keller; 1. Stock: 2 heizbare, 1 unheizbares Zimmer, schöne Küche; 2. Stock: 4 heizbare Zimmer; Speicher, Magd- und Vorratskammer, Waschküche, Holzstall, Ökonomiegebäude; schöner großer Hausgarten’ in ‚teilweise verschiefertem Fachwerk. Verschwunden scheint zu diesem Zeitpunkt bereits die Brandweinbrennerei zu sein. Sie taucht in der Beschreibung nicht auf.
Literatur: