Von Daten und Kalendern

Zu Zeiten des Telefons und Internets taucht ein scheinbar modernes Problem auf: wie spät ist es an dem Ort mit dem ich über moderne Medien kommunizieren möchte? Bei Fernreisen bemerkt der Eine oder Andere noch eine Datumsverschiebung. Das in Asien und dem Nahen Osten gar eine gänzlich andere Zeitrechnung benutzt wird fällt den wenigsten auf. Dies liegt dann u. a. an der oft genutzten Doppeldatierung der dort publizierten großen Zeitschriften.

Das Problem der Doppeldatierungen oder das Problem unterschiedlicher Kalendarien wird dem Geschichtsinteressierten auch in unserem Raum begegnen. Hier ganz besonders dem Familienforscher der in den alten Kirchenbüchern auf Datumsangaben stößt, die an die Kirchsonntage angelehnt sind. Als Beispiel wäre hier ein Taufdatum, das mit „Dom Jubilate“ im Jahre 1659 angegeben ist, anzuführen. Zu gerne möchte der Familienforschen hier ein geläufigeres Datum mit Tag und Monat errechnen, sind die Kirchensonntage – angelehnt an das Osterfest – im Jahr doch nicht auf bestimmte Tage festgelegt. So war der Sonntag Jubilate im Jahre 2010 am 25. April, dieses Jahr (2011) wird er auf den 15. Mai fallen. Und auf welches Datum fiel er nun im Jahre 1659?

Um diese Frage zu beantworten müssen wir wissen welcher Kalender zu dieser Zeit im vorliegenden Gebiet angewendet wurde.

Antiken Autoren zu Folge lernte Julius Caesar die Grundform unseres heutigen Kalenders im Alten Ägypten kennen. Diese Grundform basiert auf 11 Monaten mit je 30 oder 31 Tagen und einem Monat mit 28 Tagen. Ohne nun in die Tiefen von Kalenderjahren im Vergleich zum Sonnenjahr einsteigen zu wollen, sei nur angemerkt, dass man sich auch damals der unterschiedlichen Länge beider Jahresformen bewusst war. Der sog. Julianische Kalender wich, trotz eingeschalteter Schalttage, im 14. Jahrhundert bereits 7 Tage vom Sonnenjahr ab.

Aus diesem Grunde führte Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 den nach ihm benannten Gregorianischen Kalender ein. Er hatte neue Schaltregeln für die Schalttage eingeführt um die Abweichungen zwischen Kalenderjahr und Sonnenjahr langfristig geringer zu halten. So folgte dem 4. Oktober des Jahres 1582 in weiten Teilen der Welt der 15. Oktober desselben Jahres. Es fehlten demnach 10 Tage in diesem Jahr.

Im Jahre 1582 waren allerdings Luthers Thesenanschlag und die darauf folgende religiöse „Revolution“ schon Geschichte. Die protestantischen Länder wollten dieser „päpstlich“ verordneten Kalenderbereinigung nicht so einfach folgen. Aus diesem Grund entstand gerade auch in Deutschland eine unterschiedliche Datierung. Datiert wurde nach „altem“ = julianischem Stil und „neuem“ = gregorianischen = päpstlichem Stil. Erst nach und nach führten die protestantischen Länder den „neuen“ Kalender ein. So Aachen am 11.1.1583; Augsburg am 24.2.1583; Bayern am 16.10.1582; Hildesheim am 26.3.1631; Lausitz am 22.11.1684; Osnabrück am 1624; das Herzogtum Preußen am 2.9.1612; Regensburg am 16.10.1583; Würzburg am 15.11.1583 und Zürich am 12.1.1701.

Die meisten protestantischen Länder haben den gregorianischen Kalender am 18. Februar 1700 eingeführt. So folgte auf den 18. Februar der 1. März.

Wann führte man nun im Busecker Tal die Kalenderbereinigung durch? Hierzu liegen uns wenig Quellen vor 1siehe Vortrag von Hanno Müller zur Kalenderreform. Im Kirchenbuch von Alten-Buseck finden sich allerdings für die Jahre 1671 und 1679 doppelte Datumsangaben 2in Form des Kirchensonntages und Tag und Monat die belegen, dass zu diesem Zeitpunkt noch nach dem „alten“ Julianischen Kalender das Datum bestimmt wurde.

Unser Beispiel stammt aus dem Jahre 1671. Der Text lautet: „den 6. t[en] Augusti Dominica 7. post Trinitatis“. Demnach war der 6. August des Jahres 1671 gleichzeitig der 7. Sonntag nach Trinitatis. Dies stimmt mit dem Julianischen Kalender überein. Im Gregorianischen Kalender wäre der 7. Sonntag nach Trinitatis der 12. Juli gewesen 3errechnet nach dem Dauerkalender von Dolarius. Die doppelten Datierungen im Kirchenbuch Alten-Buseck wurden von mir nach beiden Kalendern geprüft. Es handelte sich jeweils um den „alten Stil“. Wir dürfen demnach davon ausgehen, dass das Busecker Tal zu jenen protestantischen Gebieten zählte in denen die Kalenderumstellung erst im Jahre 1700 erfolgte.

Das Anfangs genannte Datum des „Dom jubilate“ 1659 entspricht, nach „altem Stil“ gerechnet, dem 24. April 1659. Diese Kalenderbereinigung ist ein kleiner, netter Stolperstein in der Beschäftigung mit unserer Geschichte. Ein Stolperstein, der jedoch einiges über unsere Geschichte aussagt.

Nachdruck aus Busecker Geschichtsbrief 1/2011


Quellen:
KA ABu = Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Alten-Buseck und Trohe

Literatur:

Dauerkalender vom Jahre 532 bis zum Jahre 2099 Nach Dr. Dolarius. Neubearbeitung von Herbert Denecke:; Neustadt (Aisch) 1983


  • 1
    siehe Vortrag von Hanno Müller zur Kalenderreform
  • 2
    in Form des Kirchensonntages und Tag und Monat
  • 3
    errechnet nach dem Dauerkalender von Dolarius
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