Urkunde vom 10. Dezember 1360

Ersterwähnung einer Mühle in Beuern. 1HStAD B 25 Nr. 1122, Regest: AUB Nr. 881

Urkundentext

nahe am Originalmodernere Fassung
Wir Karule ein prister, Conrad genand swarze – Johan genant grunewalt.Wir Karl, ein Priester, Conrad genant Schwarz – Johann genannt Grünwald
Renhard molnere – Conrad genant Leydebein – raidlude und obirlude gekornReinhard Müller – Conrad genand Leidebein – Rat- und Schiedsleute auserwählt
zuschin den herren von Arnesburg uff die ein sieten – und zuschen Metzen elichezwischen den Herren von Arnsburg auf der einen Seite und Metze, Ehe-
frauwe etswan was Hartmans genant swarzen deme got gnade uff diefrau des verstorbenen Hartmann genannt Schwarz auf der
andirn sieten – zu beschene, abrene und dar nach zu besegene wy vil bes-anderen Seite. – Zu beurteilen und entscheiden wie viel Bes-
zerunge Metze vorg. odir alle ganerben, die dar zu gehorn mochten, ha-serung die genannte Metze oder ihre Miterben ha-
ben uff der molen und haberaide die dar zu gehort, die Hartmanne swar-ben aus der Mühle und der darzu gehörigen Hofreite, die Hartmann Schwarz,
zen vorg. erm huswirte in deme dorf zu Buren gelegen was zu lantsidilihr Ehemann im Dorf Beuern liegend zu Landsiedel-
rechte von den vorg. herren von arnsburg was geluhen – bekennen unsrecht von den Herren [des Klosters] Arnsburg geliehen hatte [zu erhalten haben]. – Wir bekennen
uffentlich an disme gemwortigen brieffe das wn die vorg. betzerungeöffentlich die in diesem Brief festgehaltene Entscheidung zur Besserung
han bejahen vnn Auch geahtit vnn besesen das uff unsirn eyt alle vunve 2alle fünfe – meint die Schwurhand mit allen fünf ausgestreckten Fingernanzuerkennen. Darauf geben wir unseren Eid
mit em Andir wan die herren von Arnesburg – Metzen und den ganerbenmiteinander (sowohl) die Herren von Arnsburg (wie auch) Metze und ihre Erben
die dar zu gehorint sesundriszig punt heller gruninberger werunge ge-die dazu gehören. 36 Pfund Heller Grünberger Währung (werden als Besserung) gege-
bint – das sye alle beßerunge der vorg. molen hoberaide un was dar zuben – Damit ist alles abgegolten an der Besserung der Mühle, der Hofreite und was dazu
gehort vollekliche hant abegelegit, vn Ich Metze vorg. bekennen angehört. Ich Metze bekenne
disme selben brieffe das Ich der vorg. summe geldis von den herren vondass ich diese Summe Geldes von den Herren von
Arnesburg gutlich bin bezalit un syen sy der quiat vnn lays vn vnzy-Arnsburg erhalten habe. Ich Metze, meine Kinder und alle Mit-
hen gutlich uff sy auch geredn ich metze vorg mine kint un alle ganerben an der vorgenannten Besserung [bekennen] keinen weiteren Schaden geltend zu machen
erben die zu der vorg beßerunge gehorn aba zu legene ane allen schadenaus dieser Sache gegen
der vorg herren von Arnesburg – bie allm disse sachen smt gwest Glachdie Herren von Arnsburg. Bei dieser Sache sind anwesend gewesen : Gerlach
von Wynden, Fritze Swarze, Conrad Wener der Jungiste, Herman Kauw-von Wynden, Fritz Schwarz, Conrad Wener der Jüngere, Hermann Kauw-
erzin der aldiste, Walter in deme monich hobe vn andirs hud erbir ludeerzin der älteste, Walter aus dem Mönchhofe und andere ehrbare Leute.
viel das disse vorgeschriben reede allewege kuntlich sie so han wirZur Bewahrung des Inhaltes haben wir
dye rathlud mit unsirm obirmanne osetze vnn auch die herren von Arns-die Rat- und Schiedsleute und auch die Herren von Arns-
burg mit eyn andir gebedin Junker Senanden 3Hierbei handelt es sich um Senand v. Buseck, wie das anhängende Siegel mit dem Widderkopf belegt. unsirn richter dar mit na-burg miteinander gebeten [haben] Junker Senand unseren Richter, der im Na-
min uff dir jar ein besitzer des gerichtis ist zu buchsecke das her sinmen des Gerichts zu Buseck, dessen Vorsitzender er dieses Jahr ist, sein
Ingesigil an dissen brieff hait gehang vnn ich senand vorg bekennenSiegel an diesen Brief hängt. Ich Senand bekenne
das ich von beden wegen der vor geschriben lude han min Ingesigeldass ich gebeten wurde von den vorgenannten Leuten mein Siegel
zu gezugnusse an dissen brieff gehangin. – datu + actumzur Zeugnis an diesen Brief gehängt – Datum der Bezeugung
Anno dm j 4primo = eintausend CCC LX, quintaAnno Domini 1000 [und] 300
feria post diem sancti Nicolai confess.[und] 60, Donnerstag nach dem Tag Sankt Nikolaus der Bekenner

Hartmann der Schwarze, oder seine Witwe und Miterben, hatte bis 1360 die Mühle und Hofreite im Dorf Beuern gelegen von den Mönchen des Klosters Arnsburg zu Landsiedelleihe inne. Eine Landsiedelleihe wird (wie ein Pachtvertrag) für die Dauer einiger Jahre – oft 6-8 Jahre – abgeschlossen. Im Dezember 1360 ist Hartmann der Schwarze bereits verstorben. Ob seine Witwe Metze die Mühle noch bis zum Ende der Landsiedelleihe betrieben hat, oder den Vertrag bald nach dem Tod ihres Mannes auflösen möchte, geht aus der Urkunde nicht hervor.
Bei den Landsiedelleihen trägt der Leihende (hier Hartmann der Schwarze) in der Zeit der Leihe die Kosten für die Ausbesserung von Schäden an Hofreite und Mühle, eventuell auch für nötige Neu- oder Anbauten. Mit Ablauf des Landsiedelvertrages wird die Wertsteigerung des Anwesens im Laufe der Leihzeit bewertet und die Differenz erhält der Landsiedelleiher von den Eigentümern – hier das Kloster Arnsburg – erstattet. Dies ist die genannte „Besserung„. In diesem Fall handelt es sich um die Summe von 36 Pfund Heller Grünberger Währung.
In der älteren Sekundärliteratur zu den Mühlen im Busecker Tal wird diese Urkunde als Ersterwähnung der noch heute sogenannten Mönchmühle unterhalb des Burghains bei Beuern zugeordnet. Dies kann aus mehreren Gründen nicht stimmen. Die Lagebeschreibung der Mühle „in dem dorf zu Buren gelegen“ lässt sich nicht auf die Lage der Mönchmühle beziehen. Diese liegt heute – und wieviel mehr erst im Jahre 1360 – ausserhalb der Ortslage unter dem Burghain nahe der Straße nach Geilshausen. Während mit der Dorfmühle eine Mühle innerhalb, oder für 1360 vielleicht auch nur direkt am, Ort Beuern liegt.

Wenn wir uns die Geschichte des Klosters Arnsburg betrachten, sehen wir es um 1489 hoch verschuldet. 5Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. „Arnsburger Kauf“ Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f)
Zum Wiederaufbau und zur Schuldentilgung hatte das Kloster deshalb bei den Grünberger Antonitern Gelder aufgenommen, die es nicht zurückzahlen konnte.
Landgraf Wilhelm I. von Hessen verfügt im Jahr 1489, dass das Kloster Arnsburg große Teile seiner Besitzungen zur Begleichung seiner Schulden an das Antoniterhaus in Grünberg abtreten muss. 6Beurkundete Nachricht von d. Teutsch-Ordens-Haus u. Commende Schiffenberg, 1752 Seite 19 Dazu gehörten auch alle seine Güter im Busecker Tal.
Somit gehört die in der Urkunde von 1360 erwähnte Mühle „in dem Dorf Beuern liegend“ seit 1489 dem Antoniterkloster in Grünberg.

Siehe auch Geschichte der Arnsburger Klostermühlen.


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
UniA Gießen = Universitätsarchiv Gießen

Literatur:
Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg, 3 Heft; Darmstadt 1853 (AUB)
Albrecht Eckhardt: Die Grünberger Antoniter, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereines NF. Nr. 63/1978, S. 63-77
Albrecht Eckhardt: Klosterarchive : Regesten und Urkunden Teil: 8 : Die oberhessischen Klöster; Dritter Band 2. Hälfte Texte und Indizes; Marburg 1988
Otto Gärtner: Kloster Arnsburg in der Wetterau. Seine Geschichte – seine Bauten. Hrsg. Freindeskreis Kloster Arnsburg e. V., zweite Auflage 1993
Christoph Ludwig Koch: Beurkundete Nachricht von dem Teutsch-Ordens-Haus und Commende Schiffenberg wie auch denen übrigen in dem Fürsthentum Hessen gelegenen Ordens-Gütern …1; Gies[s]en 1752
Thomas Martin: Das Antoniterkloster Grünberg. Mittelalterliche Voraussetzungen einer Frühneuzeitlichen Universitätsgründung: Grundzüge seiner Geschichte und Wirtschaftsgeschichte bis zur Säkularisierung 1527; in: Moraw/Press: ACADEMIA GISSENSIS. Beiträge zur älteren Gießener Universitätsgeschichte, Marburg 1982 – S. 115-135 und Ill.


  • 1
    HStAD B 25 Nr. 1122, Regest: AUB Nr. 881
  • 2
    alle fünfe – meint die Schwurhand mit allen fünf ausgestreckten Fingern
  • 3
    Hierbei handelt es sich um Senand v. Buseck, wie das anhängende Siegel mit dem Widderkopf belegt.
  • 4
    primo = eintausend
  • 5
    Liste der verkauften/abgetretenen Ländereien, u. a. im Busecker Tal, aufgelistet im sog. „Arnsburger Kauf“ Universitätsbibliothek Gießen Signatur Hs 457m. Publiziert bei Eckhardt 1988 (Beuern S. 25 f)
  • 6
    Beurkundete Nachricht von d. Teutsch-Ordens-Haus u. Commende Schiffenberg, 1752 Seite 19
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