Amelungshausen

Wüstungen im Bußecker Tal

von Lehramtsaspirant Wilhelm Lindenstruth in Beuern
Nachdruck aus Quartalblätter des Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen, NF 4/1910 Seite 502-506
hier nur der Abschnitt zu Amelungshausen S. 502-504

Der gedruckte Artikel beschäftigt sich mit mehreren Wüstungen. Wir haben die Angaben zu Amelungshausen herausgetrennt. Den kompletten Artikel können Sie als PDF hier herunterladen.

A m e l u n g e s h u s e r  >  A m e l s-, O m e l s h a u s e n. Zu meinem Artikel über diese Wüstung auf Seite 382 ff. dieser Blätter ist noch einiges nachzutragen. 1S. 383 Z. 9 ist ein Versehen untergelaufen: es muß heißen: … mit der Aufschrift „Instrument uber den Arnspurger kauff, anno 1491 Martii 17“ und einer weiteren Handschrift, die bezeichnet ist als „Registrum censuum … Die dort ausgesprochene Meinung, daß Amelunges-, Amelingshusen und Omelshausen identisch sein müßten 2Eine (mir nachträglich bekannt gewordene) urkundliche Bestätigung meiner Behauptung, daß Amelungshausen und Ammenhausen nichts miteinander zu tun haben, liefert das Register uber den Arnspurger kauff von 1489-1491 (vgl. oben S. 383) – [Anm. HABu: UniA GI HS 457m, publiziert bei Eckardt], dieselbe Quelle also, in der „Amelingshusen“ vorkommt. Darin heißt es unter Londorff, Bl. 28a: Item Henne von Alertzhusen sieben thurnis Marpurger .. von eynem gut gelegen zu Alertzhusen gnant der Arnspurger gut primo eyne morgen …, item zcwo wiesen leppichen gelegen zu A m e n h u s e n. (Ältester bekannter Beleg für dieses Ammenhusen. – Bedeutung: zu den Häusern des Amo.), hat sich als richtig erwiesen. Die Rechnung „Gelt, Zins, Frucht … zur Pfar Alten Busseck gehorigk“ von 1557 im Großen-Busecker Pfarrarchiv verzeichnet nämlich eine Wiese zu Omelshaußen, das „Register aller gutter, Zinse .. des Bauhes S. Laurentii zu Grosßen Busseck“ von 1570, das zweimal angefertigt ist, eine Wiese zu  A m e l s h a u s e n  oder Hamelshausen, „Herr Pfarrer Michaelis Register 1584“ zwei Grundstücke zu Amels(Amellß-)hausen.3Herr stud. germ. R u d o l f N e u m a n n in Großen-Buseck hat aus den Rechnungen des dortigen Pfarrarchivs und einigen älteren Flurbüchern des Gemeindearchivs die Flurnamen ausgezogen und mich auf die im folgenden benutzten Stellen darin aufmerksam gemacht, wofür ich ihm bestens danke. Das erste Glied des zusammengesetzten Namens hat sich also im Wortzusammenhang abgeschwächt zu Amels- oder durch Verdunkelung des a zu Omels-.  D i e s e  Form findet sich auch in einer Urkunde von 1627: unter den Besitzstücken, die Adam Arendt v. Oynhausen, seinem Schwiegersohn Johann Philipp v. Buseck gen. Mönch verkauft, erscheint der Zehnte zu Omelßhausen. Eine andere Namensgestalt bietet ein Pfandbrief von 1549: Umbelszhuszen 4„vmbelszhufzen“, mit dem Eintreten des labialen Verschlußlauts zwischen den labialen Nasenlaut und l.5Die Urkunden v. 1627 u. 1549 (Pergam.) befinden sich im Familienarchiv der Freiherrn von Nordeck zur Rabenau auf Schloß Großen-Buseck. Herr Regierungsassessor Dr. L u d w i g  F r h r.  v o n  N o r d e c k  z u r  R a b e n a u hat mir das Archiv in der freundlichsten Weise zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm zu großem Dank verpflichtet bin.

Zwei der genannten Quellen geben uns auch den wertvollen Hinweis, wo die Lage des ehemaligen Dorfes zu suchen sei, und bestätigen eine Vermutung, die ich allerdings bis jetzt unausgesprochen ließ. Der Pfandgegenstand in der Urkunde von 1549 ist ein „walt im Buchsecker dayll gelegen zcu Umbelszhuszen genant dher E y c h w a l t6Bernhard Mönch v. Buseck, Burgmann zu Gleiberg verkauft den Eichwald an Jorg Seltzer zu Gießen auf 31 Jahre für 34 Gulden Frankf. Währung und 5 Ohm Bier = 39 Gulden und 1 Gulden zu Weinkauf., und die erwähnte Rechnung des Laurentiusbaues führt auf „7 tornus aus einer wiesen zu Amelshausen genant die  D o r f f w i e s“. Der „(oberste) Eichwald“ und die „Dorfwiesen7Ein Wiesenbuch von wahrscheinlich 1742: „ in den obersten Dorfwiesen, ringsherum gemeine Waldung“. sind noch heute Gewannbenennungen in Großen-Busecker Gemarkung, beide Bezirke liegen nahe beieinander (in Flur VIII). Die Dorfwiesen deuten in ihrem Namen unmittelbar auf einen ausgegangenen Wohnort hin. Die Erinnerung daran ist in Großen-Buseck und auch in Beuern heute noch lebendig, es wird erzählt, daß dort die Schweine eine Glocke aus dem Boden gewühlt haben, die nachher in den Großen-Busecker Kirchturm gebracht worden sei, es sei die jetzige vierte Glocke, das sogen. Schulglöckchen 8In Wirklichkeit ward dieses laut Inschrift 1660 von Hans Henschell (aus Gießen) gegossen. Das teilt schon mit R o b.  S c h ä f e r, Hess. Glockeninschriften, im Arch. f. hess. Gesch. XV (1884), S. 527; hier wird auch die Sage kurz erwähnt., – wir haben hier eine von den weit verbreiteten Glockensagen. – Also in der Gegend der Dorfwiesen und des Eichwaldes, nördlich von Großen-Buseck, hat Amelungshusen oder Omelshausen gestanden.

Eigentümlich ist, daß die Volksüberlieferung heute zwar noch von dem ehemaligen Vorhandensein eines Dorfs weiß, aber seinen Namen nicht mehr kennt. Die Erklärung ist offenbar so: die nach dem Ausgehen des Orts dessen Namen fortführende Feldbezeichnung schwand später aus dem amtlichen Gebrauch und infolgedessen auch aus dem Volksmund, nur die allgemeine Benennung Dorfwiese blieb bewahrt; diese hielt die Erinnerung an ein ehemaliges Dorf wach, während sein Name mit in Vergessenheit geriet. – Hiernach scheint man sagen zu müssen, daß die Unterstützung des Volksgedächtnisses durch vorhandene Überreste nicht unterschätzt werden darf, und daß es ohne solche leicht verblaßt und erlischt.

Das Schwinden des Namens hat hier erst in der neuesten Zeit stattgefunden, denn in einem Freiherrlich von Nordeck zur Rabenauischen Inventarium von 1841 9„Inventarium über die Besitzungen des Großh. Hess. Kammerherrn u. Majors Freih. von Nordeck zur Rabenau zu Darmstadt im Busecker Thal u. im Amt Trais a. d. L. Rabenau, July 1841“. Anm. HABu: ob dies identisch ist mit HStAD Bestand O 8 Nr. 317? wird der Omelshäuser Zehnte genannt, der frühere Großen-Busecker Pfarrer Strack spricht in der von ihm angelegten Pfarrchronik bei Erwähnung der angegebenen Glockensage von Omelshäuser Höfen, und in Großen-Buseck erzählten alte Leute noch vor kurzem, daß, wenn am Sonntag die „Herrschaft“ von Omelshausen zur Kirche gefahren kam, die Glocken geläutet wurden, sobald der Wagen am „Steinpföhl“ sichtbar wurde.

Der gedruckte Artikel beschäftigt sich ab hier mit der Wüstung Beltershausen.


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
UniA Gießen = Universitätsarchiv Gießen
Freiherrn von Nordeck zur Rabenau auf Schloß Großen-Buseck = heute zerstreut in andere Archive und Privatbesitz. Verbleib von Urkunden heute nur teilweise bekannt.
Evang. Kirchenarchiv Großen-Buseck

Literatur:
Albrecht Eckhardt: Klosterarchive : Regesten und Urkunden Teil: 8 : Die oberhessischen Klöster; Dritter Band 2. Hälfte Texte und Indizes; Marburg 1988
Rob. Schäfer, Hess. Glockeninschriften, im Arch. f. hess. Gesch. XV (1884), S. 527


  • 1
    S. 383 Z. 9 ist ein Versehen untergelaufen: es muß heißen: … mit der Aufschrift „Instrument uber den Arnspurger kauff, anno 1491 Martii 17“ und einer weiteren Handschrift, die bezeichnet ist als „Registrum censuum …
  • 2
    Eine (mir nachträglich bekannt gewordene) urkundliche Bestätigung meiner Behauptung, daß Amelungshausen und Ammenhausen nichts miteinander zu tun haben, liefert das Register uber den Arnspurger kauff von 1489-1491 (vgl. oben S. 383) – [Anm. HABu: UniA GI HS 457m, publiziert bei Eckardt], dieselbe Quelle also, in der „Amelingshusen“ vorkommt. Darin heißt es unter Londorff, Bl. 28a: Item Henne von Alertzhusen sieben thurnis Marpurger .. von eynem gut gelegen zu Alertzhusen gnant der Arnspurger gut primo eyne morgen …, item zcwo wiesen leppichen gelegen zu A m e n h u s e n. (Ältester bekannter Beleg für dieses Ammenhusen. – Bedeutung: zu den Häusern des Amo.)
  • 3
    Herr stud. germ. R u d o l f N e u m a n n in Großen-Buseck hat aus den Rechnungen des dortigen Pfarrarchivs und einigen älteren Flurbüchern des Gemeindearchivs die Flurnamen ausgezogen und mich auf die im folgenden benutzten Stellen darin aufmerksam gemacht, wofür ich ihm bestens danke.
  • 4
    „vmbelszhufzen“
  • 5
    Die Urkunden v. 1627 u. 1549 (Pergam.) befinden sich im Familienarchiv der Freiherrn von Nordeck zur Rabenau auf Schloß Großen-Buseck. Herr Regierungsassessor Dr. L u d w i g  F r h r.  v o n  N o r d e c k  z u r  R a b e n a u hat mir das Archiv in der freundlichsten Weise zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm zu großem Dank verpflichtet bin.
  • 6
    Bernhard Mönch v. Buseck, Burgmann zu Gleiberg verkauft den Eichwald an Jorg Seltzer zu Gießen auf 31 Jahre für 34 Gulden Frankf. Währung und 5 Ohm Bier = 39 Gulden und 1 Gulden zu Weinkauf.
  • 7
    Ein Wiesenbuch von wahrscheinlich 1742: „ in den obersten Dorfwiesen, ringsherum gemeine Waldung“.
  • 8
    In Wirklichkeit ward dieses laut Inschrift 1660 von Hans Henschell (aus Gießen) gegossen. Das teilt schon mit R o b.  S c h ä f e r, Hess. Glockeninschriften, im Arch. f. hess. Gesch. XV (1884), S. 527; hier wird auch die Sage kurz erwähnt.
  • 9
    „Inventarium über die Besitzungen des Großh. Hess. Kammerherrn u. Majors Freih. von Nordeck zur Rabenau zu Darmstadt im Busecker Thal u. im Amt Trais a. d. L. Rabenau, July 1841“. Anm. HABu: ob dies identisch ist mit HStAD Bestand O 8 Nr. 317?
Nach oben scrollen