Lage/Anschrift: Daubringer Straße, 35418 Buseck-Alten-Buseck
Zustand: abgerissen
Belege
Belege zur Eitelsburg sind rar. Ein Hinweis auf die Taufe eines Findelkindes berichtet uns etwas über dieses Anwesen.
Das Findelkind der Eitelsburg
Im September 1813 war die Aufregung in Alten-Buseck sicherlich groß. Ein Kind war ausgesetzt worden. Auch damals gab es schon Zeitungen, die über Geschehnisse berichteten. In diesem Falle war es ein Aufruf an die Bevölkerung, der uns berichtet was damals geschah:
„Es ist in der Nacht vom 13ten auf den 14ten dieses [Monats] zu Altenbuseck, in einem zu der Wohnung der Frau Obristin von Buseck gehörigen Stalle ein dem Anschein nach ¾ bis ein Jahr altes Kind, weiblichen Geschlechts, ausgesetzt worden. Dasselbe hat hochgelbe Haare, eine runde Stirne, braune Augenbrauen, große schöne dunkelblaue Augen, eine etwas längliche runde Nase, dicken Mund, rundes Kinn, rundes Gesicht, sodann oben und unten zwei Zähne, wovon die obern etwas breit sind. Es hat eine zarte Haut und schöne Gesichtsbildung. Da am 13ten des Abends nach 8 Uhr eine Chaise durch Altenbuseck gefahren worden, welche bei der Wohnung der gemeldten Frau Obristin eine kleine Zeit stille gehalten, so will vermuthet werden, daß das Kind von einer in dieser Chaise gesessenen Person an gemeldten Ort ausgesetzt worden sey. Sämtliche Großherzl. Hessische Justiz- und Polizei-Beamten der hiesigen Provinz werden daher angewiesen, die auswärtigen Justiz- und Polizei-Behörden aber ersucht, in ihren Amts- und Gerichts-Bezirken Nachsuch- und Erkundigungen anzustellen und einzuziehen, ob nicht irgendwo das oben bezeichnete Kind ermangele und weggebracht worden zu untersuchen, von wem solches weggebracht worden, sodann das Resultat an die unterzeichnete Stelle unverzüglich einzuberichten und resp. gelangen zu lassen.„
Die im Aufruf genannte Frau Obristin war Friederica Maria Charlotte v. Buseck gen. Brand. Wir wissen von ihr nur einige nackte Fakten, nichts persönliches. Sie hat spät – mit 40 Jahren – geheiratet. Ihr Mann und ihr einziges Kind bald verloren. Als Witwe heiratete sie den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Beide waren Enkel von Wilhelm Eitel v. Buseck, nachdem der Familienwohnsitz als Eitelsburg benannt war. Ihr zweiter Mann Friedrich Alexander Karl v. Buseck war im Frühjahr 1813 gestorben. So scheint sie nun allein, nur mit ihrem Personal, in der Eitelsburg gelebt zu haben.
Die Aufrufe in der Zeitung brachten keine Ergebnisse. So nahm Friederica v. Buseck, dass in ihrem Holzstall aufgefundene Kind auf. Sie kleidete und verpflegte es und ließ es 1816 – weil man ja nicht wusste ob es schon getauft war – sicherheitshalber in Alten-Buseck noch einmal taufen. Der Taufeintrag beschreibt uns noch die Kleidung des Kindes zum Zeitpunkt seiner Aussetzung: Es war gekleidet mit einem gestrickten grünen Röckchen, einem Häubchen von schwarzer Seide, einem alten weisen Halstuch, einem gut gemachten Hemdchen und alten wollenen Strümpfen. Das Kind war demnach nicht in Lumpen gekleidet gewesen. Was die Mutter, oder wen auch immer veranlasst hatte das Kind auszusetzen, werden wir nie erfahren.
Das Kind erhielt die Vornamen Elisa Friederica Josepha und als Nachnamen ihres Fundortes: Eitelsburg. Elisa Eitelsburg schien es bei der verwittweten Frau Obristin gut gegangen zu sein. Sie gehörte nicht zu den zahllosen früh verstorbenen Kindern sondern wuchs und gedieh. Im Jahre 1828 taucht sie als Patin in Alten-Buseck auf. Im Pateneintrag wird nochmal darauf hingewiesen, dass sie ein als kleines Kind in Altenbuseck gefundenes Mädchen gewesen sei. Für die Alten-Busecker blieb sie wohl immer das Findelkind der Eitelsburg. Über ihr weiteres Leben schweigen unsere Quellen.
Die Eitelsburg
Die Gebäude der Eitelsburg wurden nach 1832 abgebrochen und kaum ein Alten-Busecker erinnert sich an sie. Das Anwesen der Familie v. Buseck wird in wenigen Quellen als Eitelsburg bezeichnet. Im Fall unseres Findelkindes taucht der Name im Taufeintrag als Fundort auf. Das Haus der Frau Obristin, die sogenannte Eitelsburg, lag an der Ecke Daubringerstraße/Kirchstraße.
Im Brandkataster 1777 wird es expliziet als „das Eitel von Buseckische“ bezeichnet und als großes 3-stöckiges Wohnhaus mit Stall und zwei Scheunen unter einem Dach beschrieben.
Die genaue Geschichte dieser, eher unbekannteren, Burg in Alten-Buseck muss noch weiter untersucht werden. Im Gegensatz zur Hof- und Brandsburg war sie im Privatbesitz und kein Lehen des Landgrafen – was die Erarbeitung ihrer Besitzer und Geschichte etwas erschwert. Wir bleiben dran und werden zu gegebener Zeit darüber berichten.
Nachdruck aus Geschichtsbrief 1/2015
Quellen:
Gemeindearchiv Buseck
Evangelische Kirchengemeinde Alten-Buseck und Trohe
Literatur:
Ellke Noppes: Das Findelkind der Eitelsburg: Busecker Geschichtsbrief 1/2015