Ein Gericht ohne „Papierkram“ ist kaum vorstellbar. In der frühesten Geschichte unseres Gerichts wird dies noch möglich gewesen sein. Das kollektive Gedächtnis aller anwesenden Untertanen bei den Verhandlungen überlieferte und bestätigte die Arbeit des Gerichts auf lange Zeit. Bei späteren Verhandlungen wurde dementsprechend auch mehr Wert auf das Zeugnis älterer Mitbürger gelegt als auf das Beibringen älterer Gerichtsunterlagen, zum Beispiel in Form von Gerichtsbüchern. Wohl auch, weil die Einträge in den Gerichtsbüchern sehr knapp gehalten waren. Verschiedene Akten berichten von im Thal’schen Rathaus gelagerten Gerichtsakten und Unterlagen. Es gab ihn also, den Schriftverkehr des Gerichts. Mit dessen Auflösung zum Jahr 1827 gingen die Unterlagen an das Landgericht in Gießen. Dessen Altakten kamen an das Staatsarchiv Darmstadt und gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Die Unterlagen des ehemaligen Gerichts Busecker Tal waren schon vor einer Weitergabe nach Darmstadt ausgesondert worden und vor 1885 zum Einstampfen verkauft worden. 1Buchner, S. 93 Nur weniges an Originalakten des Gerichts Busecker Tal ist, aus uns unbekannten Gründen, von dieser Umwandlung in Recyclingpapier verschont geblieben. Hierbei handelt es sich um ein paar Hexenprozesse und ein Fragment eines Gerichtsbuches von 1409-1411 2Sein hohes Alter lässt vermuten, dass es wahrscheinlich schon vor der Abgabe der Akten nach Gießen nicht mehr im Bestand des Gerichts lagerte. Ebenfalls erhalten blieben die Protokolle der Schuld- und Grundpfandverträge (1765-1818) 3HStAD C 4 N. 45/6-16 und der Kaufbriefe und Tauschcontracte (1792-1827) 4HStAD C 4 Nr. 45/1-5.
Möchten wir mehr über die Tätigkeit des Gerichts, über die dort verhandelten Streitigkeiten erfahren, so bleiben uns nur Rückschlüsse aus überlieferten Berufungsverhandlungen. Im 15. und 16. Jahrhundert war das Hofgericht in Marburg das zuständige Berufungsgericht. Beim Oberhof in Friedberg fragten die Busecker Schöffen nach Entscheidungshilfen.
Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Evangelische Kirchengemeinde Alten-Buseck und Trohe
Literatur:
Otto Buchner: Aus Gießens Vergangenheit, Gießen 1885
Elke Noppes (Hrsg.), Thal’sches Rathaus. Geschichte und Geschichten, Buseck 2015 – Schriftenreihe des Heimatkundlichen Arbeitskreises Buseck e. V. Heft 17
Elke Noppes: Gerichtsakten, in Thal’sches Rathaus S. 119-124
Elke Noppes: Das Gerichtspersonal, in Thal’sches Rathaus S. 125-132
Elke Noppes: Die Gerichtsherren, in Thal’sches Rathaus S. 133-138
Elke Noppes: Das Gerichtsgebäude, in Thal’sches Rathaus S. 139-146
- 1Buchner, S. 93
- 2Sein hohes Alter lässt vermuten, dass es wahrscheinlich schon vor der Abgabe der Akten nach Gießen nicht mehr im Bestand des Gerichts lagerte.
- 3HStAD C 4 N. 45/6-16
- 4HStAD C 4 Nr. 45/1-5