Kirchvers

Lage/Anschrift: 35102 Lohra-Kirchvers
Belege
Übersicht Lehnstafel Großmühle und Kirchvers

Die Familie v. Buseck hatte verschiedene Besitzungen in Kirchvers:
– eine Wiese im Dorf beim Brunnen (Familie v. Buseck gen. Münch)
– Haus und Hof (Familie v. Buseck gen. Münch, später Steuermeister)
– den Grebenhof

Besitz der v. Buseck gen. Münch in später Steuermeister, Kirchvers:
Bereits 1476 ist die Familie v. Buseck gen. Münch mit Besitz in Kirchvers genannt. In dem Jahr besaß Johann v. Buseck gen. Münch mit seiner Frau Goddert eine Wiese in Kirchvers, im Dorf beim Brunnen gelegen. Er und seine Ehefrau Goddert verkaufen eine Rente von 1 Gulden Wetzlarer Währung aus ihrer Wiese, genannt die Dorfwiese, zu Kirchvers, unten im Dorf gegen den Born gelegen, für 20 rheinische Gulden an Gerlach Smede und seine Ehefrau Else auf Wiederkauf.1HStAM Best. Urk. 13 Nr. 2864 = alt: Best. A 1 t Kirchvers

Der Neffe unseres Johann v. Buseck gen. Münch stellt 1491 einen Heiratsbrief aus. Gerlach v. Buseck gen. Münch 2Nach unserer Kenntniss der Familiengeschichte war Gerlachs Vater, Conrad, ein Bruder des oben erwähnten Johann v. Buseck gen. Münch. erwähnt darin sein Haus und Hof in Kirchvers, Besitzungen die er von seinen Eltern erhalten hat. 3LHAKo Bestand 54: B 659; Abschrift in HStAM Bestand 255 Nr. H 180 überliefert. Es ist somit davon auszugehen, dass die Familie Familie v. Buseck gen. Münch schon 1476 nicht nur über eine Wiese im Dorf, sondern über ein Gehöft mit Ländereien verfügte.

1530 heiratet Barbara v. Buseck gen. Münch, Tochter von Gerlach v. Buseck gen. Münch und seiner Frau Ottilia v. Folckendingen, Wolf Steuermeister. 4in: HStAM Bestand 255 H 180 17 Jahre später, im Jahr 1547, findet sich in einer Streitsache ihres Bruders Conrad und ihres Gatten Wolf Steuermeister mit der Gemeinde Kirchvers der Hinweis auf eine gemeinsame alte Hofstatt der beiden. 5HStAM Bestand 257 Nr. M 197 Eigentlich sollte Barbara diesen Hof erben und mit in die Ehe bringen. Zumindest einen Teil hat sie mit ihrem Mann aber später ihrem Bruder Johann und dessen Frau abgekauft. Nach Barbaras Tod im Jahre 1576 streiten sich ihre Kinder um das Erbe.

Ob es sich hier um einen oder zwei Adelshöfe handelt ist unklar. Sicher ist aber, keiner dieser Höfe ist mit dem Grebenhof in Kirchvers identisch.

Der in Kirchvers beheimatete Teil der Familie v. Buseck gen. Münch scheint wenig Beziehungen in das Busecker Tal unterhalten zu haben.

Der Grebenhof (auch Grabenhof)
Es gab einen weiteren Hof in adligem Besitz in Kirchvers – den Grebenhof, erstmals 1352 erwähnt 6HStAM, Urk. 14, 13664 – Emerich von Vors trägt dem Bischof von Münster und dem Landgraf von Hessen vier Mark Geld von seinem Graben Hof zu Verse auf. Er empfängt dafür von den Herren die Burg halb zu Burg- und halb zu Mannlehen (Hemberger, S. 60). Noch 1587 bat Hans Reinhard Riedesel von Bellersheim den Landgrafen Ludwig IV. von Hessen-Marburg um Beleibzüchtigung seiner zukünftigen Ehefrau Agnes, Tochter des Eberhard Schutzbar gen. Milchling, mit dem „Grebenhof“ und zugehörigen Gütern in Kirchvers. 7HStAM Bestand 17 d, von Riedesel 58 Doch 1641 wird Ulrich Eberhard v. Buseck, nach dem Tod des Georg Eberhard Riedesel zu Bellersheim 8lt. HStAM, Urk. 14, 10632 ist der Grabenhof bereits 1405 im Besitz der Riedesel erwähnt., von Landgraf Georg II. mit dem Grebenhof belehnt. 9HStAM, Urk. 14, 3946 Im selben Jahr hatte Ulrich Eberhard sein Eigentum, die Romsdorfer Mühle bei Alten-Buseck dem Landgrafen aufgetragen. 10HStAD E 14 G Nr. 22/3  Fortan werden der Grebenhof in Kirchvers und die Romsdorfer Mühle bei Alten-Buseck in zahlreichen Lehnsbriefen gemeinsam als Lehen verliehen. Beide Lehen durften auch über die weibliche Erbfolge weitergegeben werden, was dazu führt, dass in Zukunft zahlreiche Namen in den Lehnsbriefen auftauchen. Noch zu Lebzeiten bittet Ulrich Eberhard darum, das Lehen auf seinen Schwiegersohn Caspar Friedrich v. Dernbach zu übertragen 11HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 3947 (Lehnsbrief), HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 3948 (Lehnsrevers). Die Familien v. Schwalbach, v. Nordeck zur Rabenau, v. Rottenhof und auch immer wieder – durch Heirat – die Familie v. Buseck gehören zu den späteren Lehnsnehmern.

Kirchvers

Gelände, auf dem sich der Grebenhof befand (2010).
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.

Kirchvers

Gelände, auf dem sich der Grebenhof befand (2010).
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.

Letzte bekannte Lehnsträger sind im Jahre 1793 Friedrich von Buseck, Sohn der verstorbenen Anna Sophia Maria Charlotte von Buseck, geb. v. Dernbach, und seine Geschwister Wilhelmine von Denzel, Caroline von Rottenhof und Georg von Buseck, der zuvor genannte Georg von Buseck auch als Vormund der Töchter seiner verstorbenen Schwester Luise von Rottenhof, Wilhelmine und Friederike von Rottenhof, sodann Karl Adolf Philipp, Leopold Ludwig Philipp und Georg Wilhelm Friedrich von Nordeck zu Rabenau, Söhne der verstorbenen Elisabeth Charlotte von Nordeck zu Rabenau geb. v. Dernbach 12siehe Henkel Nr. 275.

Warum bekam Ulrich Eberhard v. Buseck den Grebenhof zu Lehen? Hier müssen wir Vermutungen äußern. Im Jahre 1610 wird eine Schwester Ulrich Eberhards erwähnt, Barbara Dorothea v. Buseck. Sie war mit Georg Eberhard Riedesel zu Bellersheim verheiratet. Dieser war der letzte Lehnsträger seiner Familie auf dem Grebenhof, da er ohne männliche Nachkommen verstarb. Nach seinem Tod hat sich Ulrich Eberhard um dieses Lehen bemüht. Er war langjähriger treuer Amtsmann des Landgrafen in Gießen und bot dem Landgrafen als Anreiz für die Belehnung mit dem Grebenhof in Kirchvers gleichzeitig seine „Romsdorfer Mühle“ in Alten-Buseck zur Lehnsauftragung an.


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
HStAM = Hessisches Staatsarchiv Marburg
LHAKo= Landeshauptarchiv Koblenz
arcinsys.hessen.de

Literatur:
Festausschuss zur 875-Jahrfeier Kirchvers [Hrsg.] Kirchvers. Ein Dorfbuch 1130–2005. 875 Jahre Kirchvers 1130–2005. Lohra 2005
Nicole Hammer: Die Besitzrechte von Kirchvers im Wandel des Mittelalters, aus Dorfbuch S. 73-80 13Der Artikel weist leider einige Fehlinterpretationen auf. Dies scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass man sich auf Beschreibungen von online-Regesten verlassen hat, ohne die Akten im Original einzusehen.
Markus Hemberger: Der Grabenhof, Grabin Hofe zu Verse, Keimzelle unseres Dorfes, aus Dorfbuch S. 57-65
Heinrich Henkel, Manuskript zur Familiengeschichte der Familie v. Nordeck zur Rabenau, unpubliziertes Manuskript
Andreas Schmidt: Die Dorfnamen in Kirchvers. Ein Versuch einer Herkunftsbestimmung; Gießen 1999


  • 1
    HStAM Best. Urk. 13 Nr. 2864 = alt: Best. A 1 t Kirchvers
  • 2
    Nach unserer Kenntniss der Familiengeschichte war Gerlachs Vater, Conrad, ein Bruder des oben erwähnten Johann v. Buseck gen. Münch.
  • 3
    LHAKo Bestand 54: B 659; Abschrift in HStAM Bestand 255 Nr. H 180 überliefert.
  • 4
    in: HStAM Bestand 255 H 180
  • 5
    HStAM Bestand 257 Nr. M 197
  • 6
    HStAM, Urk. 14, 13664 – Emerich von Vors trägt dem Bischof von Münster und dem Landgraf von Hessen vier Mark Geld von seinem Graben Hof zu Verse auf. Er empfängt dafür von den Herren die Burg halb zu Burg- und halb zu Mannlehen (Hemberger, S. 60)
  • 7
    HStAM Bestand 17 d, von Riedesel 58
  • 8
    lt. HStAM, Urk. 14, 10632 ist der Grabenhof bereits 1405 im Besitz der Riedesel erwähnt.
  • 9
    HStAM, Urk. 14, 3946
  • 10
    HStAD E 14 G Nr. 22/3 
  • 11
    HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 3947 (Lehnsbrief), HStAM Bestand Urk. 14 Nr. 3948 (Lehnsrevers)
  • 12
    siehe Henkel Nr. 275
  • 13
    Der Artikel weist leider einige Fehlinterpretationen auf. Dies scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass man sich auf Beschreibungen von online-Regesten verlassen hat, ohne die Akten im Original einzusehen.
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