Neumühle

(in Bearbeitung)

weitere Namen: unbekannt
Lage/Anschrift: Dörfelsweg 50, 35418 Buseck- Beuern
Zustand: stillgelegt
Ersterwähnung:  1538
Infos: Wassermühle am Krebsbach

Das genaue Alter der Neumühle lässt sich nicht feststellen. Zur frühen Geschichte liegen nur sporadische Überlieferungen vor.
Die Neumühle war die letzte Beuerner Mühle am Krebsbach. Außerhalb des Ortes liegt sie östlich der Autobahnbrücke umrahmt von Krebsbach und Mühlgraben. Ihren Betrieb hat sie xxx eingestellt. – Heute: Betrieb eines landwirtschaftlichen Anwesens mit Getreide- u. Hackfrüchteanbau sowie Viehzucht

Neumühle

Neumühle
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.

Die Ersterwähnung des Begriffes „Neumühle“ stammt aus dem Jahr 1696 1Fb Beu Nr. 1079. Im Kirchenbuch Beuern wird der Vater des Täuflings als „der neu möller“ bezeichnet.
Die Schreibweise in zwei Worten lässt unterschiedliche Deutungen zu. Neben der Deutung als Müller in der Neumühle, wäre auch die Deutung der neue Müller in einer ungenannten Mühle möglich.
Das es sich bei der Mühle, wie bisherige Arbeiten es deuten, um die jüngste Mühle in der Gemarkung Beuern handelt ist nicht zu belegen. Eine alternative Deutung des Namens kann derzeit nicht  geboten werden.
Auch die nächste Nennung aus dem Jahr 1700 erfolgt in zwei Worten als „neuem Möller“ 2Kirchenarchiv Beuern, Salbuch 1770, S. 33 und wird beim mutmaßlichen Nachfolger des Müllers der ersten Nennung gebraucht. Beide Müller können auch die neuen Müller sein, da ihre Nennung bald nach ihrem Auftauchen als Müller in Beuern geschah. Eindeutig ist erst ein Heiratseintrag des Jahres 1702 3Kirchenbuch Großen-Buseck, Heiraten 1702 , in dem der Bräutigam als „aus der Neuen Mühl“ bezeichnet wird.

Besitzgeschichte der Mühle

Die früheste Erwähnung, die wir der Neumühle zuordnen können, stammt aus dem Jahr 1538. 4Pfr. Röschen: Urkunden von Winnerod; MOHG 3/1883 S. 90f. Nr. 5
Nach dem Tod von Lysa v. Windhausen geb. Stommel kam es 1538 zu einer Erbteilung zwischen ihren Söhnen, den Brüdern Ebert und Johann v. Windhausen.
Ein weiterer, zeitgleich in Urkunden auftauchender, Bruder Heinrich wird in der Erbteilung nicht genannt. Eventuell gehört er zum Klerus und wurde zuvor schon von allen Erbmöglichkeiten abgefunden, oder er entstammte einer früheren Ehe des Vaters.
Sollte Heinrich v. Windhausen einer früheren Ehe seines Vaters entstammen, dann kam die Mühle aus dem Besitz der Lysa v. Windhausen geb. Stommel. Damals war es üblich, dass Töchter bei ihrer Heirat eine Mitgift erhielten die in der Regel wie eine vorzeitige Erbabfindung zu betrachten war. Dies war auch für Söhne und Töchter möglich wenn diese in ein Kloster eintraten. Lysas Tochter Magdalena hat ihren Erbteil als Mitgift bei der Heirat mit Gilbert (Gobbert) v. Trohe erhalten und 1536 darüber zusätzlich einen Erbverzicht geleistet.
In der Erbteilung von 1538 wird die Mühle in Beuern mit allem Zubehör dem Bruder Johann v. Windhausen zugesprochen.

Inwieweit Johann v. Windhausen verheiratet war und Nachfahren hatte ist derzeit – bei Fehlen einer Stammtafel v. Windhausen – nicht bekannt.
Für einen langen Zeitraum fehlen uns Quellen zur Besitzgeschichte der Mühle.

Gute 200 Jahre später entbrennt ein erbitterter Erbschaftsstreit 5sogenannte Münch’sche Erbschaft, aus dessen Akten wir die Geschichte der Mühle teilweise rekonstruieren können. In der Erbmasse des 1750 in Winnerod verstorbenen Geheimen Rat Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münch finden sich die in der Erbauseinandersetzung von 1538 genannten Güter: das Gut zu Winnerod, die Mühle zu Beuern und ein Hof zu Bersrod 6HStAM 340 Schenk zu Schweinsberg, Niederofleiden Nr. 119; HStAD E 12 Nr. 16/7; HStAD E 12 Nr. 16/8; HStAD E 12 Nr. 16/10 wieder. Die Akten verweisen zudem explizit auf die Herkunft der Güter von der Familie v. Windhausen.
Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münchs Urgroßmutter war Lucia Agnes v. Buseck geb. v. Windhausen. Sie war die letzte Vertreterin der v. Windhausen und damit „Erbtochter“ allen Privatbesitzes (Allodial), den sie in ihre Ehe mit Craft v. Buseck gen. Münch mitbrachte. Da sich darunter auch Güter befanden, die der Onkel ihres Vaters Johann v. Windhausen 1538 zugesprochen bekam, wird dieser kinderlos verstorben und sein Besitz an seine Familie zurückgefallen sein.
Das Fehlen von Unterlagen und der „Rückfall“ des Besitzes in die Familie – zudem noch an eine Tochter lässt uns vermuten, dass es sich bei der Mühle in Beuern um ein Allodialbesitz handelt.

Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münch hinterließ bei seinem Tod ein enormes Vermögen um das sich zahlreiche Erben in den nächsten Jahren (bis in die 1760er Jahre!) stritten.
Für die Bediensteten und Pächter auf den zahlreichen Gütern war es eine schwierige Zeit, wussten sie im Hin und Her der Streitigkeiten doch nicht wie es mit ihnen und ihrem Pachtgut weiterging.
Der Besitz in Winnerod, zu dem die Neumühle in Beuern zählte, verblieb vorerst zur Nutznießung durch die Witwe Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münchs, Christina Magdalena Luisa Albertina geb. v. Hutten. Während ihr das Hofgut in Winnerod als Wohnsitz zur Verfügung stand, dienten ihr die Pachteinnahmen aus der Mühle zum Lebensunterhalt. Als Beispiel, für den Zeitraum von Michaelis 1761 bis Ende Juni 1762 waren dies immerhin 62 Gulden, 7 Albus und 4 Kreuzer.  Christina Magdalene Luisa Albertina v. Buseck gen. Münch geb. v. Hutten starb im Juli 1762 in Winnerod. Mit ihrem Tod fielen auch diese Güter in die strittige Erbmasse.
Im Jahr 1766 scheint das Erbe verteilt gewesen zu sein. Das Hofgut Winnerod und die Mühle in Beuern gehören zu einem Komplex im Besitz der Nachfahren von Reinhard Schenk zu Schweinsberg und seiner Ehefrau Agnes Dorothea geb. v. Buseck gen. Münch, sowie Ulrich Eberhards v. Buseck und seiner Ehefrau Anna Catharina v. Buseck gen. Münch – Schwestern des Großvaters von Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münch.  Der Erbengemeinschaft lagen Kaufangebote vor. Ein Hofrat Müller aus Gießen bietet 66.000 Gulden, auch die Gießener Universität würde den Besitz gerne erwerben. Die Universität ist schon länger in den Besitz involviert, da die Familie v. Buseck gen. Münch und ihre Erben von dem Grund und Boden auf dem die Neumühle steht und umliegenden Wiesen bereits länger Grundzinsen an die Universität entrichtet müssen. Die Herkunft dieses Grundzinses ist unklar und strittig.  
Es besteht jedoch innerhalb der Erbengemeinschaft keine Einigkeit, so dass es 1766 nicht zum Verkauf kommt. Zwei Jahre später muss jedoch verkauft werden. Eine der Miterbinnen ist Konkurs. Die Gläubiger drängen zur Begleichung der Schulden auf einen Verkauf ihrer Besitzungen, darunter auch den Winneröder Erbanteil. Die Summe von 1766 kann nun nicht mehr erzielt werden. Johann Jacob v. Zwierlein bietet für das total verfallene Winneröder Gut und allem was dazugehört nur noch 52.000 Gulden. Der Verkauf verzögert sich, da der hessische Landgraf überlegt sein Vorkaufsrecht geltend machen. Nach genauer Berechnung der Kosten findet er es jedoch unrentabel und tritt von seinem Vorkaufsrecht zurück. Noch immer wollen nicht alle Mitglieder der Erbengemeinschaft den Kaufvertrag mit Johann Jacob v. Zwierlein unterschreiben. Der Landgraf greift nocheinmal in den Verkaufsprozess ein und drängt die Erbengemeinschaft den Verkauf an v. Zwierlein abzuschließen. 1769 befindet sich nun das Hofgut Winnerod mit allen dazugehörigen Komplexen – auch die Neumühle – im Besitz des Reichskammergerichtsadvokaten Hofrat Johann Jacob v. Zwierlein (* 9.2.1699 Worms, † 20.6.1772 Winnerod). Seine Witwe Elisabeth Dorothea geb. v. Wahl (* 9.7.1718 Wetzlar, † 14.2.1797 Wetzlar) kaufte nach seinen Tod noch einige Besitzungen im Busecker Tal – darunter das Schloss in Großen-Buseck.
Nach ihrem Tod  findet sich die Neumühle 1798  in einer Auflistung freiadliger Güter im Busecker Tal im Besitz des G[eheimen] R[at] von Zwierleins Erben. Bei der Ausscheidung der Mühlenabgaben 1827  findet sich als Erbleiherr der Neumühle die Angabe „Herr von Schenk zu Wältershausen“. In diesem Familienzweig der Schenken zu Schweinsberg gibt es mehrere Ehen mit der Familie v. Zwierlein , Nachfahren der Besitzer des Winneröder Gutes. Bereits eine Tochter Johann Jacob v. Zwierleins heiratet in diesen Zweig ein. Ihr Sohn heiratet seine Cousine, eine geb. v. Zwierlein. Zwei Söhne dieser Verbindung heirateten wiederum v. Zwierlein-Töchter. Wer nun im Detail die Beuerner Neumühle mit in die Ehe brachte lässt sich derzeit nicht klären. Sie verblieb jedoch bis zu ihrem Verkauf in Müllerhände im Besitz der Familie Schenk zu Wäldershausen.

In einem Manuskript  wird erwähnt, dass der Beuerner Heinrich Adam Belloff letzter Pächter der Neumühle gewesen sei und diese 1843 für die Summe von 4046 fl erwarb. Die aufgezeigte enge Verbindung der Neumühle mit dem Gut in Winnerod dürfte der Grund sein warum die Neumühle – im Gegensatz zu den anderen Mühlen in Beuern – nicht in Steuerlisten des 16. Jahrhunderts auftaucht. Die zum Winneröder Gutshof gehörige Mühle war für ihre Eigentümer ein Betriebshof, den man gegen möglichst hohe Pachtzahlungen verpachtete. 

Eigentümer

vor 1538Lysa v. Windhausen geb. Stommel, Witwe des Eberhard v. Windhausen
ab 1538Johann v. Windhausen
vor 1616Lucia Agnes v. Buseck geb. v. Windhausen, Tochter des Eberhard v. Windhausen – Bruder des Johann v. Windhausen
bis 1750Friedrich Ludwig v. Buseck gen. Münch

Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
HStAM = Hessisches Staatsarchiv Marburg
Kirchenarchiv Beuern

Literatur:
Hanno Müller, Philipp Lindenstruth: Familienbuch Beuern. Buseck-Beuern, Kreis Gießen; Fernwald 1998


  • 1
    Fb Beu Nr. 1079
  • 2
    Kirchenarchiv Beuern, Salbuch 1770, S. 33
  • 3
    Kirchenbuch Großen-Buseck, Heiraten 1702
  • 4
    Pfr. Röschen: Urkunden von Winnerod; MOHG 3/1883 S. 90f. Nr. 5
  • 5
    sogenannte Münch’sche Erbschaft
  • 6
    HStAM 340 Schenk zu Schweinsberg, Niederofleiden Nr. 119; HStAD E 12 Nr. 16/7; HStAD E 12 Nr. 16/8; HStAD E 12 Nr. 16/10
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