Die Romsdorfer Mühle bei Trohe

weitere Namen: Ronsdorfer Mühle
Lage/Anschrift: Mühlweg 65, 35418 Buseck- Alten-Buseck
Zustand: stillgelegt
Ersterwähnung:  1320 1HStAD B 25 A Nr. 659 (1320 Jan. 26); AUB II, Nr. 511
Infos: Wassermühle an der Wieseck

Eine der ältesten Mühlen im Busecker Tal ist die ‚Mühle zu Romistorf‘. Romistorf oder auch Romsdorf ist eine der früheren Ortschaften im Busecker Tal, von der nur die Mühle übergeblieben ist. Die Frage ob es sich bei der Romsdorfer Mühle um die heutige Troher Mühle oder um die Großmühle handelt, soll hier ausführlicher behandelt werden.

Erstmals taucht die Mühle 1320 in einem Streit zwischen Conrad v. Elkerhausen und Diedrich Schutzbar auf, in dem die Mühle zu Romsdorf 2Wüstung bei Trohe Diedrich zugesprochen wird 31320, 26. Januar: Wir Hartmut Schuczesper, Johan von Beldirsheym, rittere, ratlude, und Gerlach von Lundorf eyn Rittere, ein obirman in der zweyunge, die her Cunrat von Elkirhausen und her Diderich Schuczesper, her Lodewigis son von Vronhusen, rittere hant gehabit, vmme di Molen zu Romistorf und vmme allis daz, dar zu horit, sprechin, daz wir ues iravrin han, daz hir Cunrat von Elkirhusen an derselbin Molen Keyn reth inhat, wir sprechin auch, daz her Diderich sal gebin hern Cunrate vor ein phert, daz he verlothi vnd sinen schaden xii. marg penige. – so Bauer AUB Nr. 511. Beide Familien hatten bereits früh Besitzungen im Busecker Tal.
Worauf beide ihren Anspruch an der Mühle gründen wird nicht erwähnt. Ihr Streit wurde vor eine Versammlung von Adligen gebracht die ihn entschieden. Dies waren die Ritter Hartmut Schutzbar, Johann v. Bellersheim und Gerlach v. Londorf. Sie sprachen das Recht an der Mühle Dietrich Schutzbar zu. Danach verschwindet die Mühle für lange Zeit im Dunkel der Geschichte, ohne das wir etwas von ihr hören.

Erst 15884Memoriale S. 374f. taucht sie wieder auf. Eine Beschwerde der sie betreibenden Müller an den Landgrafen ist erhalten. Was war geschehen?
Die Müller Ludwig und Johannes in der „Ronsdorfer Mühle über Trohe im Busecker Tal“ klagen über die Junker die von ihnen zu den bisherigen jährlich abzuliefernden acht Achtel Korn noch vier weitere Achtel forderten. Da sich die Müller weigerten, hatten die Ganerben des Busecker Tales, die Vertreter der Familien v. Buseck und v. Trohe, den meist aus Trohe kommenden Mahlgästen das Mahlen in der Romsdorfer Mühle verboten.
Die Müller wiesen darauf hin, dass ihre Vorfahren schon vor hundert Jahren die Mühle als Erblehen mit Brief und Siegel von den Junkern im Busecker Tal erhalten hätten. Da die Müller sich wohl nur von einer Beschwerde beim Landgrafen eine baldige Hilfe versprachen, wandten sie sich an ihn. Es wurde mit Fürstl. Rescript vom 12. April 1588 dahin entschieden, dass die Ganerben von den Müllern die Abgaben nur in bisheriger Höhe erhalten sollten. Zudem sollten diese ihre bisherige Kundschaft behalten dürfen. Ein Sieg der Müller.    
Um welche Mühle bei Trohe handelt es sich bei der Romsdorfer Mühle? Wenn man einen Blick in die bisher erschienene Literatur 5siehe dazu u.a. Lindenstruth (S. 99-100): Von Romsdorf war die Mühle geblieben (anscheinend mit der jetzigen Troher Mühle identisch). Lindenstruth erläutert diese Schlussfolgerung in seiner Anmerkung wie folgt: Die Romsdorfer Mühle gehörte den Ganerben des Busecker Tals, die sie in Erbleihe vergaben. Sie wird noch 1653 genannt. so aus Estor, Auserles. kl. Schriften, 2. Aufl. (1744), S. 233. Die 1588 erwähnte Troher Mühle scheint dasselbe zu sein, vgl. Memoriale 374 f. Ein Rückschluss, der sich bereits bei Wagner (S. 206) findet. Er schreibt: und in demselben Jahre [gemeint ist 1588] führte der Medicus Wolf Beschwerde darüber, daß, nachdem Ludwig wegen einer Schuld von 250 Gulden Batzen, ihm die Troher (Romsdorffer) Mühle, nebst Wiesen und Aeckern verpfändet, … Auch er verweist in Anmerkungen auf das Memoriale, S. 375-76. Noch bei Günter Hans (S. 463) wird die Troher Mühle mit der Romsdorfer Mühle gleich gesetzt wirft, scheint dies ganz klar zu sein. Sie sind sich alle einig, dass es sich um die Troher Mühle innerhalb der Gemarkung Trohe handelt. Doch ist dem tatsächlich so? 1588 unterschreiben die Müller mit der Bezeichnung „beyde Moller in der Ronsdorffer Mohle über Trohe im Busecker Thal„. Doch Trohe und die Troher Mühle gehörten damals nicht zum Busecker Tal. Etwas so gravierendes, wie die Zugehörigkeit zur Herrschaft sollte den Müllern schon bekannt sein. Und diese Beschreibung steht in einem gravierenden Gegensatz zu einer Zuweisung der Romsdorfer Mühle als Troher Mühle.

Die Frage lässt sich nicht aus den beiden vorliegenden Erwähnungen heraus klären. Hierzu muss weiteres Material gesucht werden. Im Staatsarchiv Darmstadt finden sich weitere Akten 6HStAD E 14 G Nr. 118/1-2 die die Romsdorfer Mühle nennen – und uns auch eine Zuordnung zu den heute bekannten und noch erhaltenen Mühlen erlauben. So wird eine Mühle als Romsdorfer Mühle auch Großmühle oder Dernbacher Mühle benannt. Die Lage der noch heute existierenden Großmühle zwischen Trohe und Großen-Buseck passt gut zu den alten Lagebeschreibungen der Romsdorfer Mühle. Nämlich innerhalb des Busecker Tales und oberhalb (am Bachlauf der Wieseck orientiert) von Trohe. Zudem nennt die Akte auch den damaligen Müller der Mühle: Peter Inderthal. Die Familie Indertal ist aus den Kirchenbüchern als Müller der Großmühle in Alten-Buseck belegt. Das Problem der Zuweisung der Romsdorfer Mühle an eine der uns heute bekannten Mühlen ist jedoch noch viel älter als die genannte Literatur zu dem Thema. Bereits 1693 schreibt die Gemeinde Rödgen in einem Bericht an den Landgrafen: „Die Rambsdorfer Mühl hat niemals nach Trohe gehört, wirdt auch nicht die Troher Mühl gndt … wird die dernbachische Mühl die Rambsdorfer Mühl undt nicht die Troher Mühl genandt …7HStAD G 26 A Nr. 523/2.

Die Gleichsetzung Romsdorfer Mühle mit der Troher Mühle muss also korrigiert werden, die Großmühle ist der Rest der ehemaligen Ortschaft Romsdorf. Ihre weitere Geschichte wird unter dem Namen Großmühle erzählt.

Der Artikel basiert auf dem Aufsatz von Elke Noppes: Die Romsdorfer Mühle bei Trohe, in 800 Jahre Trohe Orts-Chronik 1210-2021, Lollar 2010 S. 151-153


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Kirchenarchiv Alten-Buseck

Literatur:
Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau, Darmstadt 1849 ff – AUB
Albrecht Eckhardt: Klosterarchive : Regesten und Urkunden Teil: 8 : Die oberhessischen Klöster; Dritter Band 1. Hälfte, Marburg 1977
Johann Georg Estors auserlesene kleine Schriften, Gießen 2. Aufl. 1744
Günter Hans: Buseck -Seine Dörfer und Burgern, Buseck, Gemeinde Buseck, 1986
Wilhelm Lindenstruth: Der Streit um das Busecker Tal. Ein Beitrag zur Geschichte der Landeshoheit
in Hessen; MoHG NF 18/1910 Seite 85 – 132
von der Malsburg: Memoriale an die hochlöb. allgemeine Reichsversammlung zu Regenspurg mit beygefügter Specie Facti und … Deduction vieler … nullitäten … einer bei dem … Reichshofrath in Sachen der Unterthanen und Eingesessenen des Busecker Thals … wider … Ernst Ludwigen Landgrafen zu Hessen … beschlossenen Urtheil von der … Hessischen Gesandschaft übergeben; Gießen 1707
Georg Wilhelm Justin Wagner, Die Wüstungen im Grossherzogthum Hessen; Bd. 1 Provinz
Oberhessen; Darmstadt 1854


  • 1
    HStAD B 25 A Nr. 659 (1320 Jan. 26); AUB II, Nr. 511
  • 2
    Wüstung bei Trohe
  • 3
    1320, 26. Januar: Wir Hartmut Schuczesper, Johan von Beldirsheym, rittere, ratlude, und Gerlach von Lundorf eyn Rittere, ein obirman in der zweyunge, die her Cunrat von Elkirhausen und her Diderich Schuczesper, her Lodewigis son von Vronhusen, rittere hant gehabit, vmme di Molen zu Romistorf und vmme allis daz, dar zu horit, sprechin, daz wir ues iravrin han, daz hir Cunrat von Elkirhusen an derselbin Molen Keyn reth inhat, wir sprechin auch, daz her Diderich sal gebin hern Cunrate vor ein phert, daz he verlothi vnd sinen schaden xii. marg penige. – so Bauer AUB Nr. 511
  • 4
    Memoriale S. 374f.
  • 5
    siehe dazu u.a. Lindenstruth (S. 99-100): Von Romsdorf war die Mühle geblieben (anscheinend mit der jetzigen Troher Mühle identisch). Lindenstruth erläutert diese Schlussfolgerung in seiner Anmerkung wie folgt: Die Romsdorfer Mühle gehörte den Ganerben des Busecker Tals, die sie in Erbleihe vergaben. Sie wird noch 1653 genannt. so aus Estor, Auserles. kl. Schriften, 2. Aufl. (1744), S. 233. Die 1588 erwähnte Troher Mühle scheint dasselbe zu sein, vgl. Memoriale 374 f. Ein Rückschluss, der sich bereits bei Wagner (S. 206) findet. Er schreibt: und in demselben Jahre [gemeint ist 1588] führte der Medicus Wolf Beschwerde darüber, daß, nachdem Ludwig wegen einer Schuld von 250 Gulden Batzen, ihm die Troher (Romsdorffer) Mühle, nebst Wiesen und Aeckern verpfändet, … Auch er verweist in Anmerkungen auf das Memoriale, S. 375-76. Noch bei Günter Hans (S. 463) wird die Troher Mühle mit der Romsdorfer Mühle gleich gesetzt
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    HStAD E 14 G Nr. 118/1-2
  • 7
    HStAD G 26 A Nr. 523/2
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