(überarbeiten)
weitere Namen: unbekannt
Lage/Anschrift: Rödgener Str. 18, 35418 Buseck- Trohe
Zustand: stillgelegt 1975
Ersterwähnung: 1588 1Memoriale, S. 375 f.
Infos: Wassermühle an der Wieseck
Das genaue Alter der Troher Mühle lässt sich nicht feststellen. Zur frühen Geschichte liegen nur sporadische Überlieferungen vor.
Die früheste Nachricht zur Mühle stammt aus dem Jahr 1588 2Memoriale, S. 375 f. . In dem Jahr klagt der Gießener Arzt Wolff gegen die Ganerben des Busecker Tales. Er hat einem Mann des Buseckertales, Ludwig am Ende 3Ludwig am Ende wird noch 1620 für Alten-Buseck genannt., eine größere Summe Geldes geliehen. Dieser hat ihm als Pfand dafür die Troher Mühle mit ihren daran gelegenen Wiesen und Äckern gegeben.
Troher Mühle
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.
Nun möchte er diese Bürgschaft gerne vom Schultheißen des Busecker Tales gesiegelt bekommen. Doch die Ganerben verweigern ihm dies, unterbinden sogar eine Siegelung des Vertrages durch den Gießener Hauptmann Caspar Schutzbar gen. Milchling.
Den nächsten Hinweis auf die Eigentümer der Troher Mühle liefert uns ein Verkaufsbrief aus dem Jahre 1655 4StAD E 12 Nr. 15/16, eine Kopie befindet sich ebenfalls in StAD G 26 A 523/3. Demnach verkauft Ulrich Eberhard v. Buseck die Mühle, die seine Frau als Mitgift von ihrem Vater Craft v. Buseck gen. Münch mitbekommen hatte 5Craft von Buseck hat die Mühle laut Testament von 1609 (HStAD E 12 Nr. 15/3) vom Darmstadter Amtmann Hans Philipp v. Buseck gen. Münch (+ 1611) und dessen Frau Helene v. Trohe geerbt – er war deren Universalerbe, an das Ehepaar Nicolaus und Elisabetha Catharina Stippius 6FB Gießen Nr. 4376. Ulrich Eberhard und sein Schwiegervater hatten die Mühle seit über 50 Jahren in ihrem Besitz. Nicolaus Stippius war Kammerrath und Rentmeister in Gießen. Die Mühle diente der Geldanlage und blieb nach dem Tode des Ehepaares bis 1750 in den Händen ihrer Erben 7laut FB Gießen Nr. 4376 starben alle Kinder früh. Das Ehepaar starb kinderlos. .
Wie auch bei der Großmühle 1588 8Memoriale, S. 374 f. scheint es in den frühen Zeiten zwei Müller auf der Mühle gegeben zu haben. Die älteste bekannte Müllerfamilie auf der Troher Mühle ist die Familie Dort. Hans Dort wird 1653 9FB Daubringen Nr. 373, eventuell schon 1646 10Kirchenbuch Alten-Buseck und Trohe, Abendmahlsliste 1646: Hans dem Troher Möller als Troher Müller bezeichnet. Zeitgleich tauchen ab 1651 Georg Hormel und sein gleichnamiger Sohn als Troher Müller auf. Wobei der Sohn nach seiner Heirat Trohe scheinbar verlässt und erst nach den Tode des Vaters wieder in die Mühle – als alleiniger Müller – zurückkommt.
Im Jahre 1675 ist eine andere Familie – nun für ein paar Generationen- als Müller auf der Troher Mühle zu finden. Henrich Möller und seine Frau Tilga haben die Mühle übernommen. Henrichs Vater Caspar ist Gerichtsschöffe des Busecker Tales, eine angesehene Familie. Vier Generationen lang stellen sie die Müller der Troher Mühle. Dann bleibt die Ehe des letzten Müller, Joh. Dietrich Müller, kinderlos. Die Nachfolgeregelung behalten sie in ihrer Hand. Sie schauen sich nach einem geeigneten neuen Müller um und finden ihn im Sohn der Schwester der Ehefrau.
Caspar Rühl aus Burkhardsfelden kommt nach Trohe und erlernt das Müllerhandwerk. Nach dem Tod von Joh. Dietrich Müller heiratet er die Tochter des Rödgener Schullehrers, Elisabetha Dorothea Schlapp. Die Witwe Johann Dietrich Müllers bleibt bei ihnen auf der Mühle. Sie kann den drei Kindern des Ehepaares eine Oma sein. Doch als das Ehepaar Rühl im Juni 1814 innerhalb weniger Tage am gerade grassierenden Nervenfieber 11Der Begriff des Nervenfiebers wird heute mit einer Form von Typus gleichgesetzt. Es handelt sich um eine fiebrige Krankheit die das Nervensystem befällt. Symptome sind u.a. wirres Reden, Unruhe, Schlaflosigkeit. Es kommt zu hohem Fieber mit Blutungen und starken Durchfällen und kann auch bei robusten Personen innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Siehe auch: http://www.zeno.org/Brockhaus-1837/A/Nervenfieber Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 trat dort eine Typhus-Epedemie auf, an der zahlreiche Militär- und Zivilpersonen starben. Napoleon trat nach der Schlacht den Rückzug an um bei Mainz-Kastel den Rhein zu überschreiten. In Mainz starben 15.000 – 17.000 Personen an Krankheiten, die schlimmste davon war der Typhus. Die Krankheit grassierte nach Auskunft der Kirchenbücher noch im Jahr 1814 in unserer Gegend und forderte auch ihre Opfer unter der Müllersfamilie auf der Troher Mühle. verstirbt, kann sie die Kinder nicht alleine großziehen. Die Verwandschaft der Mutter, in Rödgen, übernimmt die Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren und das zwei Monate alte Baby.
Erneut muss die Witwe Müller um den Fortbestand der Mühle bangen. Die Vormünder der Kinder wollen die Mühle im Jahre 1816 für den Zeitraum von 12 Jahren verpachten.
Eigentümer
– 1611 | Hans Philipp v. Buseck gen. Münch (+ 1611) |
1611 – 1617 | Craft von Buseck gen. Münch (+ 1617) |
– 1655 | Ulrich Eberhard v. Buseck (+ 1665) und Ehefrau Anna Catharina v. Buseck gen. Münch (+ 1647) |
1655 – | Nicolaus und Elisabetha Catharina Stippius |
Quellen:
HStAD = Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Kirchenarchiv Alten-Buseck
Literatur:
Franz Ewert: 200 Jahre Familie Rühl auf der Troher Mühle. Heimat im Bild 5./6. Woche – Januar/Februar 2007
Franz Ewert: Achte Generation auf der Troher Mühle : ein Beitrag zur 200-jährigen Geschichte der Müller-Dynastie Rühl ; 1975 Betrieb aufgegeben; in: Heimat im Bild (2007), 7/8, S.o. Seitenz
A.E.v. der Malsburg: Memoriale an die hochlöb. allgemeine Reichsversammlung zu Regenspurg mit beygefügter Specie Facti und … Deduction vieler … nullitäten … einer bei dem … Reichshofrath in Sachen der Unterthanen und Eingesessenen des Busecker Thals … wider … Ernst Ludwigen Landgrafen zu Hessen … beschlossenen Urtheil von der … Hessischen Gesandschaft übergeben; Gießen 1707
Hanno Müller, Dora Ommert, Liesel Schumann: Familienbücher des Kirchspiels Kirchberg I. Daubringen, Fernwald-Steinbach 2001
Elke Noppes: Die Troher Mühle – in memoriam Philipp Rühl; Rühl; 800 Jahre Trohe 2010 S. 152-159
Rudolf Rühl: Meine Mutter – Leben und Persönlichkeit – geschrieben in der Gefangenschaft (1945-1948), Manuskript – dankenswerterweise zur Verfügung gestellt von seiner Witwe Karola Rühl
- 1Memoriale, S. 375 f.
- 2Memoriale, S. 375 f.
- 3Ludwig am Ende wird noch 1620 für Alten-Buseck genannt.
- 4StAD E 12 Nr. 15/16, eine Kopie befindet sich ebenfalls in StAD G 26 A 523/3
- 5Craft von Buseck hat die Mühle laut Testament von 1609 (HStAD E 12 Nr. 15/3) vom Darmstadter Amtmann Hans Philipp v. Buseck gen. Münch (+ 1611) und dessen Frau Helene v. Trohe geerbt – er war deren Universalerbe
- 6FB Gießen Nr. 4376
- 7laut FB Gießen Nr. 4376 starben alle Kinder früh. Das Ehepaar starb kinderlos.
- 8Memoriale, S. 374 f.
- 9FB Daubringen Nr. 373
- 10Kirchenbuch Alten-Buseck und Trohe, Abendmahlsliste 1646: Hans dem Troher Möller
- 11Der Begriff des Nervenfiebers wird heute mit einer Form von Typus gleichgesetzt. Es handelt sich um eine fiebrige Krankheit die das Nervensystem befällt. Symptome sind u.a. wirres Reden, Unruhe, Schlaflosigkeit. Es kommt zu hohem Fieber mit Blutungen und starken Durchfällen und kann auch bei robusten Personen innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Siehe auch: http://www.zeno.org/Brockhaus-1837/A/Nervenfieber Nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 trat dort eine Typhus-Epedemie auf, an der zahlreiche Militär- und Zivilpersonen starben. Napoleon trat nach der Schlacht den Rückzug an um bei Mainz-Kastel den Rhein zu überschreiten. In Mainz starben 15.000 – 17.000 Personen an Krankheiten, die schlimmste davon war der Typhus. Die Krankheit grassierte nach Auskunft der Kirchenbücher noch im Jahr 1814 in unserer Gegend und forderte auch ihre Opfer unter der Müllersfamilie auf der Troher Mühle.